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Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 2310. Wien, Dienstag, den 31. Januar 1871

[1]

Musik.

(„Der fliegende Holländer“, „Fra Diavolo“, „Der Postillon von Longjumeau“. Die neue Direction im Hofoperntheater. Abfertigung des Herrn Chrysander.)


0004Ed. H. Die erste Aufführung des „Fliegenden Holländers“
0005von R. Wagner im neuen Opernhause hat, wie bereits gemeldet,
0006eine enthusiastische Aufnahme gefunden. Sie war zugleich die
0007factische Antrittsfeier der neuen Hofopern-Direction. Auf dem
0008Zauberschiffe des „Holländers“ unternahm Herr Herbeck 
0009mit außerordentlichem Glücke seine erste selbstständige Expe-
0010dition — die erste wenigstens unter eigener Flagge. Denn
0011schon im verflossenen Sommer hatte er während Dingelstedt’s
0012Abwesenheit „Robert der Teufel“ vollständig in Scene ge-
0013setzt und damit eine der besten Vorstellungen geliefert. Un-
0014gerechtigkeit gegen den abgetretenen Director Dingelstedt 
0015kommt uns nicht in den Sinn; wir hatten ihn nach langer
0016Mißwirthschaft als Nachfolger eines Salvi freudig begrüßt,
0017allerdings in der Meinung, er werde im Laufe von nahezu
0018vierthalb Jahren mehr leisten für das Repertoire und den
0019Personalstand, als er geleistet hat. Mit den Namen
0020Mignon“, „Romeo“, „Armida“ und „Meistersinger“ sind
0021die Opern genannt, um welche Dingelstedt das Repertoire be-
0022reichert hat. Virtuosität in geschmackvoller Scenirung erwies
0023sich jedenfalls als seine vornehmste Eigenschaft. Dingelstedt’s
0024Unzulänglichkeit in musikalischen Dingen veranlaßte die Er-
0025nennung Herbeck’s zum Mitdirector am Hofoperntheater.
0026Die beiden Collegen vertrugen sich je länger desto schlechter;
0027man mußte endlich zu der Ueberzeugung gelangen, daß der
0028weitere Fortbestand dieser artistischen Doppelregierung nur
0029Zwietracht und Unfrieden in das Haus werfen und keinem
0030Theile zum Segen gedeihen würde. Die von höchster Stelle
0031ausgegangene Entscheidung, welche Dingelstedt an das ver-
0032waiste Burgtheater berief, ist das Beste und Natürlichste
0033was unter diesen Umständen thunlich war. Namhafter
0034Poet und feiner Kenner von Allem, was nicht Musik
0035heißt, wird Dingelstedt im Schauspiel stärkere Wirk-
0036samkeit und berechtigtere Macht ausüben, als in
0037der Oper, welche wiederum in Herbeck einen
0038Führer von unbestrittener musikalischer Autorität gewinnt.
0039Herbeck ist kein neuer Mann, der dem Publicum
0040erst vorgestellt werden müßte. Seine musikalische Leistungs-
0041gabe ist seit 15 Jahren Gegenstand der allgemeinen bewun-
0042dernden Anerkennung, seine Arbeitskraft und Arbeitslust sind
0043sprichwörtlich. Bezweifeln ließ sich nur seine Theaterkenntniß,
0044und wir selbst hätten nicht geglaubt, daß Herbeck so schnell sich
0045den scharfen Blick und die sichere Hand im Bühnenwesen er-
0046werben werde, welche er zur Stunde schon bewährt. Es gibt
0047eben Individuen, die, über ihr specielles Fach hinaus mit einer
0048ungewöhnlichen Gabe der Orientirung ausgestattet, sich schnell
0049in jeden Organismus einleben, ihm seine Geheimnisse ab-
0050lauschen und spielend die zu seiner Bewältigung nöthigen
0051Handgriffe sich aneignen. Ist diese Gewandtheit („Findigkeit“,
0052wie der Oesterreicher treffend sagt) nicht blos ein flüchtiges
0053Strohfeuer der Intelligenz, sondern von ernstem Sinne und
0054energischem Arbeitsdrange begleitet, so vermag sie bald eine
0055jahrelange bequeme Praxis zu ersetzen. Wer Herrn Herbeck bei
0056der Generalprobe des „Holländers“ beobachtet hat, wie er,
0057im Orchester dirigirend, die genaueste Ausführung der Musik
0058und die scenischen Details auf der Bühne zu gleicher Zeit
0059scharf im Auge behielt, jetzt den Geigern das breite Crescendo
0060einer Begleitungsfigur vorsingend, gleich darauf die Bewe-
0061gungen der Schiffsmannschaft auf der Bühne commandirend,
0062ein Versehen des Posaunisten rügend u. s. f., der mußte in
0063der That staunen über solche Allgegenwart der Sinne und
0064geistige Spannkraft. Das ist sehr viel, aber nicht Alles für
0065einen Bühnenleiter. Herbeck wird noch andere, größere Proben
0066zu bestehen haben, auch hin und wieder einen Fehlgriff machen,
0067ohne Zweifel. Aber daß man einem Manne von so seltener
0068Begabung und Willenskraft vertrauensvoll entgegenkomme,
0069scheint uns auf alle Fälle begründet und geboten.


0070Ein weiteres Unterpfand für das Gedeihen des Hofopern-
0071theaters erblicken wir in dem harmonisch collegialen Zusam-
0072menwirken des Directors Herbeck mit dem gegenwärtigen ar-
0073tistischen Ober-Inspector Herrn Richard Lewy. Ohne 
0074kleinliche Rechthaberei oder Etiquette gehen die beiden Freunde,
0075von gleichen künstlerischen Principien geleitet, in allen Dingen
0076Hand in Hand. Noch viel länger als Herbeck gehört Richard
0077Lewy zu den Illustrationen des Wiener Musiklebens. Früh
0078verhätschelter Waldhorn-Virtuose, ist Lewy gegen allen Ster-
0079nenlauf aus einem Wunderkind ein geistreicher, gebildeter
0080Mann geworden. Dem Theater gehörte er durch viele Jahre
0081zunächst als Orchestermitglied an; im Zwischenacte auf der
0082Bühne lauschten jedoch jederzeit außer den jungen Tänzerinnen
0083auch die alten Directoren gern seinen Worten. Was Herrn
0084Lewy unter Anderem für die Stelle eines artistischen Ober-
0085Inspectors empfohlen hat, ist ohne Zweifel sein Ruf als Ge-
0086sanglehrer. Sehr viele tüchtige, ja gefeierte Sängerinnen ver-
0087danken ihm ihre ganze künstlerische Ausbildung oder den
0088letzten theatralischen Schliff; leider schickte sie Lewy regelmäßig
0089an auswärtige Bühnen, wo sie mitunter glänzende Stellungen
0090einnahmen. Dem Auslande gehörten seine guten Schüler, den
0091Wienern seine guten Witze. Aus Lewy’s neuer Stellung
0092schöpfen wir die Hoffnung, daß sein Stimmen-Exportgeschäft
0093jetzt in einen mehr patriotischen Binnenhandel übergehen werde.
0094Der Meister wie die Schüler zögen Vortheil davon, auch nach
0095vollendetem Unterrichte gemeinsam auf der Bühne in künst-
0096lerischem Verkehre zu bleiben. Noch ein zweiter Wunsch liegt
0097nahe: es möchte der Gesanglehrer Lewy als Ober-Inspector
0098sein Hauptaugenmerk auf die Verbesserung des Gesangsvor-
0099trages im Opernhause lenken. Gerade seine Doppelstellung er-
0100laubt es ihm, zu corrigiren und selbstbessernde Hand anzu-
0101legen, wo er Willkür und Ungeschmack im Operngesange wahr-
0102nimmt. Interpellirt man einen Capellmeister, warum er es
0103zulasse, daß diese oder jene Primadonna alle Tempi so un-
0104leidlich schleppt, auf einer beliebigen Note sitzen bleibt, solange
0105sie ein Restchen Athem hat, unbekümmert um den musikali-
0106schen Zusammenhang hier einen Triller, dort eine Passage
0107einschiebt, so erhält man regelmäßig die achselzuckende Ant-
0108wort: „Was wollen Sie thun? Ueber diese Sänger haben
0109wir keine Macht!“ Irgend Jemand muß aber doch wol solche
0110Macht haben, im Interesse des Gesangstyls und guten Ge-
0111schmackes an einer Opernbühne? Das Hofoperntheater besitzt [2]
0112gegenwärtig in Richard Lewy einen der renommirtesten Ge-
0113sanglehrer als Ober-Inspector, in Herbeck einen eminenten
0114Musiker und geschulten Sänger als Director. Gegen das
0115Votum dieser Instanzen steht keinem Sänger eine weitere
0116Appellation offen für seine geschmacklosen Triller und Fer-
0117maten. Darum eröffnet uns die neue Stellung Herbeck’s 
0118und Lewy’s auch die erfreuliche Perspective auf eine stren-
0119gere Zucht des Gesangsvortrages am Hofoperntheater.


0120Auf die Vorstellung des „Fliegenden Holländers“ zurück-
0121zukommen, sie erzielte einen außerordentlichen Effect durch die
0122geschickte Scenirung. Die große (in ihrer ganzen Tiefe be-
0123nützte) Bühne des neuen Hauses kam dem ersten und dritten
0124Acte ungemein zu statten. Das waren Seebilder, täuschend und
0125großartig, soweit dies nur immer auf der Bühne möglich ist.
0126Die Maschinerie der beiden Schiffe, welche mit überraschender
0127Schnelligkeit ab- und zusegeln, arbeitete tadellos; die Deco-
0128rationen des Herrn Jachimowicz entsprachen billigen An-
0129forderungen. Nur das links vom Zuschauer befindliche Versetz-
0130stück im Vordergrunde der ersten Scene (Felsstück mit um-
0131gestürzten Tannen) ist zu groß ausgefallen, es benimmt dem
0132Parquet gar zu viel von der Aussicht auf das trefflich darge-
0133stellte bewegte Meer. Im dritten Acte entrollt das muntere
0134Leben auf dem Norweger Schiffe mit dem gespenstischen
0135Contrast des gegenüber ankernden schwarzen „Holländers“ ein
0136sehr wirksames, charakteristisches Bild. Die traute Heimlich-
0137keit des Schifferhauses im zweiten Acte leidet hingegen, wie
0138alle solche Scenen, unter der Größe der Bühne und der
0139Menge der darauf versammelten Personen. Welche Armee von
0140Weibern und Spinnrädern! Die Besetzung der Oper in ihren
0141wesentlichen Rollen ist bekannt und bewährt. Wer kennt nicht
0142die imposante Gestalt, welche Beck aus dem „Fliegenden Hol-
0143länder“ geschaffen hat? Auch bei der jüngsten Aufführung
0144wirkte er hinreißend durch das tönende Erz seiner Stimme,
0145durch seelenvollen Vortrag und charakteristisches Spiel. Man
0146kennt auch die phantasievolle, leidenschaftliche Senta der
0147Frau Dustmann, welche mit Herrn Beck die Ehren des
0148Abends theilt. Sehr gut waren die kleineren Rollen, mit Herrn 
0149Mayerhofer (Daland), Fräulein Gindele (Mary) und
0150Herrn Lay (Steuermann) besetzt. Den Erik sang Herr
0151Gunz sehr tüchtig, mit wärmerer Empfindung als gewöhn-
0152lich. Nur die Maske schien uns nicht glücklich gewählt. Am
0153Jäger wollen wir das grüne Wamms und die aufrechte, elastische
0154Haltung nicht vermissen; Herr Gunz sah in seinem braunen
0155Kittel mehr einem mürrischen Bauer ähnlich, dem Feldmäuse
0156oder Gerichtsdiener in die Quere gekommen. Erwähnen wir
0157noch die vorzüglichen Leistungen des Orchesters und des Chores
0158im „Holländer“, so bedarf es kaum mehr einer ausdrücklichen
0159Anempfehlung dieser hörens- und sehenswerthen Vorstellung.


0160Was dem „Fliegenden Holländer“ im Operntheater seit
0161Neujahr voranging, war größtentheils eine harte Prüfungs-
0162zeit für die neue Direction. Eine Reihe plötzlicher Erkran-
0163kungen wichtiger Mitglieder, oft erst um die Mittagsstunde
0164angemeldet, machte ein fortwährendes Improvisiren von Ersatz-
0165Vorstellungen nothwendig. Die empfindlichste Störung er-
0166wuchs aus der anhaltenden Krankheit des Herrn Müller,
0167für welchen schnell ein gastirender Tenorist beschafft werden
0168mußte. Er fand sich in der Person des hier wohlbekannten
0169und beliebten Dr. Gunz aus Hannover, dessen Gastspiel,
0170ohne gerade Begeisterung zu erregen, doch für den nächsten
0171Zweck genügte. Am besten gefiel Herr Gunz als Postillon 
0172von Longjumeau
, wo er in den reichverzierten Gesang-
0173stücken des zweiten Actes eine nicht gewöhnliche Coloratur-
0174und Falsettgewandtheit bewährte. Das von Herrn Gunz ein-
0175gelegte Gumbert’sche Lied ist noch werthloser als der ähn-
0176liche sentimentale deutsche Bänkelsang, mit welchem Herr
0177Wachtel an dieser Stelle regelmäßig aufwartet. Es gehört
0178doch — sollte man glauben — kein übermäßig feines Styl-
0179gefühl dazu, um zu empfinden, wie grell solche Lieder von
0180dem pikanten Conversations-Ton der französischen komischen
0181Oper abstechen, wie störend daher ihre Aufpfropfung wirkt.
0182Will ein Tenorist die in Adam’sPostillon“ stehende Ori-
0183ginal-Arie überhaupt nicht singen (sie ist freilich fast nur dazu
0184da, um der Madeleine Zeit zum Umkleiden zu lassen), so
0185möge er statt ihrer eine der zahlreichen lieblichen Romanzen 
0186von Boieldieu, Isouard oder Auber wählen. Auch als Fra
0187Diavolo
fand Herr Gunz im ersten und zweiten Acte
0188Gelegenheit, seinen zierlichen, durch deutlichste Aussprache
0189vortheilhaft gehobenen Romanzenvortrag zur Geltung zu
0190bringen. In Rollen wie die eben genannten fällt weder die
0191unzureichende Kraft der Stimme noch jener eigenthümliche
0192Mangel an geistiger Concentration und Gestaltungskraft be-
0193sonders auf, welcher größeren ernsten Rollen des Herrn Gunz 
0194in ihrer Totalwirkung gefährlich wird. — Im „Fra Diavolo“
0195wie im „Postillon“ zeichnete sich Herr Mayerhofer durch
0196scharfe und launige Charakteristik des Lord Kockburn und des
0197Wagners Bijou besonders aus; den rauschendsten Beifall fand
0198aber an beiden Abenden die Darstellerin der Zerline und der
0199Madeleine, Fräulein Minnie Hauck. In solchen vor-
0200zugsweise graziösen, munteren Rollen, welche eine leichtbewegte
0201Empfindung nicht ausschließen, hat diese Sängerin gegenwärtig
0202keine Rivalin auf der gesammten deutschen Bühne. Die Di-
0203rection scheint auch das Feld wohl erkannt zu haben, auf
0204welchem dem Talente Fräulein Hauck’s die schönsten Erfolge
0205blühen, und wir haben alle Ursache, uns auf ihr bevor-
0206stehendes Auftreten im „Schwarzen Domino“ und in der
0207Traviata“ zu freuen. In jener Zeit der schweren Noth,
0208unter welcher die Direction des Hofoperntheaters wochenlang
0209seufzte, hat sich auch die Gefälligkeit und Verwendbarkeit des
0210Herrn Labatt in so vortheilhaftem Lichte gezeigt, daß ihm
0211ein besonderes Dankvotum gebührt. Anstrengende, große
0212Rollen, wie den Faust und Prophet sofort, ohne Probe
0213für einen plötzlich erkrankten Collegen zu singen, und mit
0214entschiedenstem Erfolge zu singen, das ist ein kleines Helden-
0215stück, wie es sich für den richtigen Heldentenor ziemt.


0216Schließlich wolle mir der Leser noch ein Wort gestatten
0217in einer kleinen persönlichen Angelegenheit. In dem Musik-
0218Feuilleton dieses Blattes vom 22. December vorigen Jahres
0219habe ich die Haltlosigkeit von Richard Wagner’s Behauptung,
0220daß Beethoven im Schlußsatze der Neunten Symphonie 
0221Schiller’s Wort „streng“ eigenmächtig in „frech“ veränderte,
0222zu erweisen gesucht, sowol aus inneren Gründen wie auch [3]
0223mit Hinweisung auf das bei Artaria befindliche Autograph.
0224Letzteres war mir von einer früheren Besichtigung nur so weit
0225im Gedächtnisse, daß das Wort „frech“ darin nicht vor-
0226kommt
; bezüglich des näheren Details war mein Freund
0227Nottebohm so gütig, den Augenschein für mich zu wieder-
0228holen. Es ist ihm dabei ein Versehen widerfahren, welches
0229zwar die Hauptsache durchaus nicht alterirt, aber doch die
0230formelle „Gerichtsordnungsmäßigkeit“ des Beweises aus der
0231Handschrift abschwächt. Nachdem Herr Nottebohm selbst
0232in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung die Erklärung ver-
0233öffentlicht hat, daß und in welchen Punkten seine mir mit-
0234getheilten Notizen irrig gewesen, konnte die ganze Angelegen-
0235heit als erledigt angesehen werden. Herr Chrysander be-
0236nützt sie jedoch in der genannten Zeitung zu einem perfiden
0237Angriff. Seitdem ich in der „Neuen Freien Presse“ vom
023815. December 1869 Herrn Chrysander die scandalöse
0239Oberflächlichkeit seiner „Statistik der Concert-Institute
0240Deutschlands“ nachgewiesen, hat diese böse alte Jungfer still-
0241geschwiegen; jetzt reißt sie plötzlich vom Zaune der Neunten
0242Symphonie die rächende Strafpredigt gegen mich. Kein er-
0243fahrener, honneter Schriftsteller wird ein Verbrechen darin
0244sehen, daß Jemand durch die Autopsie eines befreundeten com-
0245petenten Fachgenossen die eigene Wahrnehmung bekräftigt und
0246für einen Zeitungsartikel eine ihm mitgetheilte Notiz von
0247zwei Zeilen benützt, welche weder eine neue Entdeckung, noch
0248eine ausschließlich persönliche Forschung betrifft, sondern ledig-
0249lich einen, jedem anderen Musiker gleich zugänglichen Augen-
0250schein. Wenn sich nun Herr Chrysander daraus berechtigt
0251wähnt, „die Integrität meines literarischen Charakters“ in
0252ein zweideutiges Licht zu stellen, so darf ich diese hämische
0253Verdächtigung wol guten Muthes zurückweisen. Solche Be-
0254mühung, den guten Namen, den ein Schriftsteller durch
025525jährige Wirksamkeit sich errungen hat, unter einem nichti-
0256gen Vorwande zu untergraben, verräth zwar allerdings
0257einen „Charakter“, aber einen unlauteren, frechen und bös-
0258artigen Charakter, in dessen vollständiger „Integrität“ ich
0259meinerseits Herrn Chrysander neidlos belasse.