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Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 3008. Wien, Mittwoch, den 8. Januar 1873

[1]

Musik.

(Gesellschaftsconcert. — Hiller. — Philharmonisches Concert.)


0003Ed. H. Das zweite von J. Brahms dirigirte Con-
0004cert der „Gesellschaft der Musikfreunde“ brachte Hiller’s 
0005G-moll-Ouvertüre, Mendelssohn’sWalpurgisnacht“
0006und „Des Sängers Fluch“ von Schumann für Solo-
0007stimmen, Chor und Orchester. „Des Sängers Fluch“ (um
0008mit der Novität zu beginnen), ein nachgelassenes Werk aus
0009der Düsseldorfer Zeit des Componisten, gehört zur Gattung
0010jener dramatisirten Concertballaden, welche Schumann in
0011seiner letzten Periode mit wunderlicher Vorliebe und großer
0012Fruchtbarkeit cultivirt hat. Nach dem Vorgange der früheren
0013Peri“ und ihrer blassen Nebensonne „Der Rose Pilger-
0014fahrt“ folgten rasch nach einander „Page und Königstochter“
0015von Geibel und die Uhland’schen Balladen: „Das Glück
0016von Edenhall“, „Der Königssohn“, „Des Sängers Fluch“.
0017Der Drang nach dramatischer Gestaltung, welcher Schu-
0018mann nicht ruhen ließ und doch in der Oper weder Be-
0019friedigung noch Erfolge fand, suchte sich einen Ausweg in
0020solcher Dramatisirung von Balladen und poetischen Erzäh-
0021lungen. Die Zwitternatur dieses zwischen dramatischer und
0022epischer Form schwankenden Genres machte natürlich eine
0023eigene Appretur des Gedichtes nothwendig. Im „Glück von
0024Edenhall“, „Page und Königstochter“ beschränkte sie sich dis-
0025cret darauf, daß die Balladen ohne fremde Zuthat, gleich-
0026sam nur mit vertheilten Rollen gesungen werden. Anders
0027verhält es sich mit des „Sängers Fluch“. Ein Herr Richard
0028Pohl hat die Uhland’sche Ballade hergenommen und daran
0029beliebig zu-, ab- und umgedichtet, bis sie ihm concertfähig
0030erschien. Eine „Erzählerin“ singt die drei ersten Strophen
0031des Gedichtes, von der vierten an wird es dramatisch. Der
0032alte Harfner und sein Sohn treten auf und singen — nach
0033der Uhland’schen Original-Strophe „Nun sei bereit, mein
0034Sohn“ — ein von Herrn Pohl hinzugedichtetes Duett, das
0035sich durch blühenden Unsinn auszeichnet. Der Aufforderung
0036des Königs, ihre „besten Lieder zu singen“, entsprechen die 
0037Beiden mit einer Art von Anthologie aus Uhland’s Werken.
0038Außer der Ballade „Die drei Lieder“ (der einzigen, welche
0039ganz und unverstümmelt wiedergegeben ist) werden dann
0040dem Harfner, dem Jüngling und der Königin, dem König 
0041und dem Chor herausgerissene Stücke aus den Gedichten
0042Sängerliebe“, „Das Thal“, „Lied eines deutschen Sän-
0043gers“ „Entsagung“, „Gesang und Krieg“, „Wiederkehr“
0044und Anderes in den Mund gelegt. Herr Pohl macht mit
0045den kostbarsten Dichtungen wenig Federlesens, versetzt die
0046Verse nach Belieben, verwendet oft nur die Hauptwörter
0047und Reime zu ganz anderem Sinn u. s. w. Wenn
0048Uhland den König sagen läßt: „Mein Volk habt ihr ver-
0049führt, verlockt ihr nun mein Weib?“ so fügt Herr Pohl 
0050hinzu: „Stirb, feiger Sklavensohn!“, was als Probe seines
0051feinen Geschmacks genügen wird. Die wohlfeile Praxis un-
0052serer musikalischen Quodlibet- und Potpourri-Fabrikanten
0053ist hier literarisch auf Uhland’s Gedichte angewendet. Leider
0054kann man nicht sagen, daß diese Versündigung an Deutsch-
0055lands Lieblingsdichter durch die Schönheit der Musik auf-
0056gewogen oder getilgt würde. Wer Schumann’s Genius von
0057dessen erstem wilden Flügelschlage an mit Bewunderung, ja
0058mit schwärmerischer Vorliebe gefolgt ist, dem fällt es schwer,
0059über die Productionen einer todmüden Phantasie, wie es
0060größtentheils diese späteren Balladen des Meisters sind,
0061rückhaltlos zu urtheilen. Es ist schmerzlich, diese einst so
0062verschwenderisch reiche Einbildungskraft auf Halbsold gesetzt,
0063dieses blühende, warme Herz grämlich, kahl, wie vom Alter
0064durchkältet zu sehen. In „Der Rose Pilgerfahrt“ begann schon
0065jene Herrschaft weichlicher Sentimentalität und rhythmischer
0066Monotonie, welche auf die Dauer so lähmend wirkt. Mit-
0067ten inne freilich wieder Tonblumen von jugendlicher Anmuth
0068und rührender Innigkeit. Auch „Page und Königstochter“
0069hatte noch, neben sehr dürftiger, schattenhafter Behandlung
0070der Solostellen, namentlich der Liebesscenen, prachtvolle
0071Partien, wie der Chor der Nixen mit dem hinzutretenden
0072Gesang des Meermannes, und überhaupt die ganze stim-
0073mungsvolle Landschaftsmalerei in den Zwischenspielen des
0074Orchesters. Wir hätten diese nur Einmal, vor vierzehn Jah-
0075ren in Wien aufgeführte Tondichtung weit lieber gehört, 
0076als des „Sängers Fluch“, für welchen wol nur der Vorzug der
0077neuen Bekanntschaft sprach. Eine eigenthümliche Mattigkeit
0078und Mühsal charakterisirt letzteres Werk, das sich nur selten
0079zu packendem Rhythmus und kräftiger, herzenswarmer Melo-
0080die erhebt. Weitaus der glücklichste Moment des Ganzen ist
0081das anmuthige „Provençalische Lied“, ein echter, süßer Nach-
0082klang aus besseren Schumann’schen Zeiten. Außerdem macht
0083sich noch die Ballade vom König Siegfried geltend durch
0084ihre ans Bizarre streifende Schärfe der Charakteristik. Hin-
0085gegen ist die ganze Partie der Königin (welche in Pohl’s
0086Bearbeitung eine von Uhland nicht beabsichtigte starke Koket-
0087terie entfaltet) leblos und verschwommen, die Rolle des
0088Königs wirkungslos und auffallend flüchtig behandelt. Kurz,
0089der Eindruck des Ganzen, trotz einzelner Schönheiten, freud-
0090los, ernüchternd und ermüdend.


0091Unvergleichlich schöner und bedeutender als die Schu-
0092mann’sche Ballade, ja ein strahlendes Gegenstück dazu, ist
0093Mendelssohn’sErste Walpurgisnacht“, welche, seit
0094mehreren Jahren hier nicht gehört, ihren alten Zauber
0095neuerdings bewährte. Trat uns in „Sängers Fluch“ das
0096Genie Schumann’s in seiner letzten, an Armuth streifenden
0097Abschwächung entgegen, nur in einzelnen Zügen den Sänger
0098so vieler herrlicher Lieder verrathend, so erhebt sich in der
0099Walpurgisnacht“ die ganze Vollkraft und Jugendfrische
0100von Mendelssohn’s glänzendem Talent. Hier und im „Som-
0101mernachtstraum“, gab Mendelssohn’s Phantasie ihre reich-
0102sten Schätze, Bilder von bezaubernder Farbenpracht und
0103vollendeter Schönheit der Linien, dabei neu, eigenthümlich,
0104ihm ganz allein gehörend. Ferdinand Hiller schrieb
0105einmal bei Gelegenheit eines rheinischen Musikfestes:
0106Mendelssohn’s „Walpurgisnacht“ ist eine der genialsten
0107Schöpfungen, ein in seiner Art ganz einzig dastehendes
0108Werk. Es ist ein wahrer Glücksfall, daß das lebensprü-
0109hende, musikalisch und dramatisch so prächtig aufgebaute
0110Goethe’sche Gedicht Mendelssohn zur Bearbeitung geblieben
0111war, nachdem es doch während eines halben Jahrhunderts
0112mindestens der Oeffentlichkeit angehört. Denn unter die
0113schwer zu erlangenden Dinge auf dieser Welt gehören die
0114rechte Geige für den Violinspieler, der rechte Mann für das [2]
0115Mädchen, das rechte Gedicht für den Componisten. Und
0116obgleich es bisher doch immer noch mehr Violinspieler und
0117Jungfrauen als Componisten gibt, ist der letztere Fall doch
0118beiweitem der schwierigste. In der Oper ist es Mendelssohn 
0119nicht gelungen, ein Buch zu finden, wie er es verlangte;
0120in der „Walpurgisnacht“ aber fand er Stoff für seine
0121besten Neigungen, die Freude am Frühling und am Freien,
0122und das phantastische Element und das Licht des Herzens,
0123das jeden Glauben zu erhellen vermag.“ Dieses Citat
0124macht mir gerade heute ein apartes Vergnügen, denn ein
0125glückliches, halb zufälliges Zusammentreffen von Umständen
0126machte den Citirten zum Zuhörer und Mitwirkenden in dem
0127hier besprochenen Concerte. Ferdinand Hiller war näm-
0128lich für einige Tage nach Wien gekommen, um seine an
0129Laube’s Stadttheater engagirte Tochter zu besuchen, an
0130deren bezaubernd liebenswürdigem Talent er seine rechte
0131Vater- und Künstlerfreude haben mag. Die Direc-
0132tion der „Musikfreunde“ hatte die gute und tact-
0133volle Idee, den ausgezeichneten Gast sofort zur Mit-
0134wirkung an dem Gesellschaftsconcert einzuladen. Hiller 
0135sollte seine Ouvertüre zu Schiller’s „Demetrius“ dirigiren,
0136eine interessante Novität, deren Bekanntschaft uns leider
0137durch das verspätete Eintreffen der von Leipzig verschrie-
0138benen Orchesterstimmen entzogen wurde. In Eile wurde
0139dafür die ältere, in Wien bereits bekannte Concert-Ouver-
0140türe in D-moll substituirt, ein Tonwerk von energischer
0141Rhythmik, edlen Verhältnissen und voll unaufhaltsam vor-
0142wärts drängenden Lebens. Das Publicum, welches den
0143Componisten mit Zuruf und Applaus begrüßt hatte, rief
0144ihn nach der Ouvertüre mit gesteigerter Lebhaftigkeit heraus.
0145Hiller verdient diese und jede Ehrenbezeigung; er würde sie
0146verdienen, auch wenn er keine Note componirt hätte. Als
0147Dirigent der größten Musikfeste, als Leiter eines blühenden
0148Conservatoriums, als allzeit wachsamer, schlagfertiger Kunst-
0149schriftsteller übt Hiller seit Jahrzehnten einen bedeutenden,
0150wohlthätigen Einfluß auf die Musikzustände Deutschlands;
0151im Auslande repräsentirt er die heimische Kunst mit allen
0152Vorrechten einer anerkannten ersten Autorität. Seine scheinbar
0153so leicht über’s Papier gleitende Feder hat mehr gesunde 
0154Ansichten über Musik und Musiker verbreitet, als mancher
0155gelehrte Foliant. Insbesondere seine Festrede zum Beethoven-
0156Jubiläum ist ein unschätzbares Gegenstück und Gegengift
0157gegen all den bei diesem Anlasse gesprochenen und geschrie-
0158benen philosophisch-religiös-culturhistorisch-ästhetischen Dünkel;
0159sie sollte in jedem Conservatorium unter Glas und Rahmen
0160hängen. Und so freuten wir uns denn neuerdings der jugend-
0161lichen Rüstigkeit, welche Hiller als Dirigent, Schriftsteller
0162und Componist sich bewahrt hat. *)


0167Der Ausführung nach war das zweite Gesellschafts-
0168concert kein sehr gelungenes. Zwar hielt sich der Chor
0169des „Singvereins“ tapfer und zeichneten sich die Herren
0170Walter und Krauß in den Solostellen aus; das Ganze
0171jedoch trug den Stempel ungenügender Vorbereitung. Zwei-
0172mal, nämlich in der Hiller’schen Ouvertüre und der Schu-
0173mann’schen Ballade, ereignete sich der in unseren Elite-Con-
0174certen unerhörte Unfall, daß der Dirigent wegen eines fal-
0175schen Einsatzes (dort des Paukenschlägers, hier des Solo-
0176Tenors) mit dem Tactstab abklopfen und das Stück von
0177vorne anfangen mußte. Das kann natürlich dem besten
0178Dirigenten passiren, aber verstimmend für Spieler und Zu-
0179hörer bleibt es immerhin. Endlich war in „Des Sängers
0180Fluch“ das erlauchte Königspaar sehr ungenügend vertreten.
0181Fräulein Tremmel bringt für solche Aufgaben nichts
0182weiter mit, als ihre jugendfrische, allzu gern mit den tiefen
0183Tönen kokettirende Altstimme; Herr Gaßner hingegen
0184hat nicht einmal einen Ton, mit dem sich kokettiren ließe.


0185Das vierte „Philharmonische Concert“, zu-
0186gleich das hundertste, welches Capellmeister Dessoff 
0187dirigirte, ward, wie bereits gemeldet, zum Anlaß einer ebenso
0188glänzenden als herzlichen Ovation für den Dirigenten. Wir
0189haben für diesen Vorgang nur Worte freudiger Zustimmung,
0190denn das Publicum ist Herrn Dessoff für zahlreiche aus-
0191erlesene Kunstgenüsse zu Dank verpflichtet. Wenn ein Künst-
0192ler sich aus schwierigen Anfängen durch Talent, reiches 
0193Wissen und rastloses Streben zu bedeutender Höhe aufge-
0194schwungen, so ist es Dessoff. Fremd, jung und namenlos
0195sah sich Dessoff vor 12 Jahren hier in ein Erdreich ver-
0196pflanzt, das dem norddeutschen Musiker alle Schwierigkeiten
0197der Acclimatisirung bereitet. Gedrückt von dem Dirigenten-
0198ruhm seiner Vorgänger Nicolai und Eckert, vom Publicum
0199anfangs kühl, von einem einflußreichen Theil der Journalistik
0200schlimmer als kühl behandelt, ließ Dessoff trotzdem den Muth
0201nicht sinken, sondern spannte um so energischer alle Kräfte
0202an, um die von ihm wiedererweckten „Philharmonischen
0203Concerte“ zu jener Vollendung zu bringen, welche sie heute
0204auszeichnet. Schon im alten Kärntnerthor-Theater leisteten
0205Dessoff’s Philharmonie-Concerte Ausgezeichnetes; das neue
0206Local des großen Musikvereinssaales that aber hinzu, was
0207kein Dirigent geben kann: die günstige Akustik, und nun erst
0208machen die Productionen der Philharmoniker, welche vordem
0209an Klangeffect hinter anderen Orchester-Concerten oft zurück-
0210standen, ihre volle Wirkung. Während im Kärntnerthor-
0211Theater zwar alle p und pp, alle feinen, zierlichen Details mit
0212unübertrefflicher Deutlichkeit herauskamen, aber die starken,
0213schlagenden Effecte versagten, ist gegenwärtig das rechte akustische
0214Gleichgewicht gewonnen und überdies durch eine Vermehrung
0215der Musiker von etwa 80 auf 109 in seiner Wirkung bedeu-
0216tend gefördert. Unter ihrem Begründer, Otto Nicolai, waren
0217die Philharmonischen Concerte in Wien (18421847) eine
0218glänzende, aber vorübergehende Erscheinung gewesen. Unter
0219dem feingebildeten Karl Eckert, welcher Ende 1854 diese
0220Concerte, freilich in spärlicher Zahl, wieder aufnahm, erho-
0221ben sich dieselben wol zu einzelnen glänzenden Leistungen,
0222jedoch als Ganzes nicht wieder zu ihrer ehemaligen Bedeu-
0223tung, ja sie geriethen wegen der auffallenden Theilnahms-
0224losigkeit des Publicums immer wieder ins Stocken. Erst
0225vom 4. November 1860, an welchem Tage Dessoff sein
0226erstes Philharmonisches Concert dirigirte, datirt der stabile,
0227gesicherte Bestand dieses Unternehmens, das, von Jahr zu
0228Jahr in der Gunst des Publicums, wie in der eigenen
0229Tüchtigkeit steigend, nunmehr unbestritten die erste Stelle in
0230Wien einnimmt. Dessoff hat auch das Verdienst, zuerst die
0231allzu conservative Ausschließlichkeit der früheren Philharmonie-[3]
0232Concerte durchbrochen und neben den mit Recht immer vor-
0233herrschenden Classikern auch die hervorragendsten Instru-
0234mental-Componisten der Neuzeit zur Aufführung gebracht zu
0235haben. Ihm verdanken wir die Bekanntschaft der inter-
0236essantesten Symphonien und Ouvertüren von Schumann,
0237Gade, Hiller, Liszt, Reinecke, Volkmann, Lachner, Bargiel,
0238Raff, Esser etc.; ihm endlich verdanken unsere einheimischen
0239Talente: Goldmark, Käßmayer, Julius Zellner, Forster,
0240Robert Fuchs und Andere die erste öffentliche Auffüh-
0241rung ihrer Manuscripte. Da ich die Aufführungen
0242unter Nicolai und Eckert in ziemlich lebhafter Erinnerung
0243trage, getraue ich mir auch zu behaupten, daß sie den Phil-
0244harmonischen Concerten, wie diese gegenwärtig unter Dessoff 
0245dastehen, keineswegs überlegen, vielmehr in manchen Punk-
0246ten technischer Vollendung unvollkommener waren. Damit
0247soll das ungemeine Verdienst jener Dirigenten nicht im ge-
0248ringsten geschmälert, sondern nur daran erinnert sein, daß
0249man hier in früherer Zeit weit geringere Ansprüche an die
0250Technik von Orchester-Aufführungen stellte. Zur Zeit Ni-
0251colai’s
waren in Wien sorgfältig studirte, fein ausgear-
0252beitete Orchester-Concerte etwas geradezu Neues, eine er-
0253staunliche und angestaunte Errungenschaft; unter Eckert 
0254waren sie wenigstens noch immer etwas relativ Seltenes.
0255Nur ein gewerbsmäßiger Laudator temporis acti oder ein
0256von dem Schimmer der Jugendeindrücke geblendeter Schwär-
0257mer könnte behaupten, daß die Nicolai’schen Orchester-
0258Concerte heutzutage in Wien dieselbe Bewunderung erregen
0259würden, wie damals. Die Anforderungen an die Vollkom-
0260menheit solcher Aufführungen haben sich in Wien außer-
0261ordentlich gesteigert. Wenn trotzdem in jedem Philharmo-
0262nischen Concert das Publicum durch ein und das andere
0263Stück seine Erwartungen immer wieder neu übertroffen fin-
0264det (wir erinnern an den Jubel bei den letzten Aufführun-
0265gen der „Leonoren“-Ouvertüre, der B-dur-Symphonie von
0266Schumann, der 4. Mendelssohn’schen Symphonie, der
0267„Oberon“-Ouvertüre, der Volkmann’schen Suite u. A.), so
0268liegt darin wol das beste, beredteste Zeugniß gleichmäßig für
0269die Vortrefflichkeit des Orchesters wie des Dirigenten.

Fußnoten
  • *)In letzterer Eigenschaft bescheerte uns Hiller in neuester
    Zeit eine anmuthige und geistreiche Clavier-Composition: „Mo-
    derne Suite
    “ (op. 144), auf welche wir unsere nach Novitäten
    lechzenden Pianisten und Pianistinnen aufmerksam machen.