Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 4762. Wien, Dienstag, den 27. November 1877
[1]Concerte.
0002Ed. H. Panier und Kennzeichen unserer Concertsaison
0003ist noch immer die lebendige Erinnerung an Herbeck. Bis
0004zur Stunde erschien jede große Musikaufführung zugleich als
0005eine Gedächtnißfeier für den geliebten Todten. Wie der große
0006Cid, als Leiche aufs Pferd gesetzt, noch eine Schlacht ge-
0007wann, so zieht jetzt Herbeck’s Schatten als Held und Sieger
0008vor seinen treuen Schaaren. Sein Geist wandelte den Con-
0009certsaal zur Kirche, als die Notabeln der Wiener Tonkunst
0010daselbst Mozart’s Requiem für Herbeck, den braven,
0011von Allen betrauerten Menschen anstimmten. Die Pro-
0012gramme der „Gesellschaftsconcerte“ sind noch von Herbeck’s
0013Hand — in ihnen waltet er übers Grab hinaus als „artistischer
0014Director“; in der Arie aus „Graf von Gleichen“ erstand
0015er uns als Entdecker und geistvoller Bearbeiter Schubert’scher
0016Reliquien; die Philharmoniker feierten mit seinem letzten
0017Orchesterwerke Herbeck den Tondichter, und was wir an
0018Herbeck dem Dirigenten verloren haben, das klagte uns die
0019jüngste Aufführung von Beethoven’s Chor-Symphonie.
0020Die im zweiten Philharmonischen Concert aufgeführte
0021D-moll-Symphonie von Herbeck ist seine letzte
0022Composition und in Bezug auf Gediegenheit und Concen-
0023tration der musikalischen Arbeit eine seiner hervorragendsten.
0024Zunächst frappirt sie durch eine bis heute unerhörte Neue-
0025rung: die Mitwirkung der Orgel. Die Orgelstimme ist darin
0026obligat und bestimmt von Haus aus den Charakter des ganzen
0027Werkes. Den ersten Gedanken dazu gab augenscheinlich die große
0028Orgel im Musikvereinssaal; einmal gefaßt, mußte er über
0029Herbeck, den Freund neuer auserlesener Instrumental-Effecte,
0030eine verführerische Gewalt gewinnen. Hatte doch Herbeck in
0031seiner ersten Symphonie (C-dur) die Harfe in ähnlicher
0032Weise alle vier Sätze hindurch obligat verwendet, nicht wie
0033Berlioz im Dienste eines bestimmten poetischen Pro-
0034gramms, sondern um ihrer blendenden Klangeffecte willen.
0035Zunächst lockte ihn, dort die Harfe, hier die Orgel, als eine
0036Quelle neuer, im Symphoniestyl noch unberührter Klang-
0037wirkungen. Beide Instrumente führen unerbittlich auf nicht
0038symphoniegemäße Seitenwege: die Harfe zur Oper hin,
0039die Orgel zur Kirche. Eine Harfen-Symphonie wird einiger-
0040maßen Meyerbeerisch, eine Orgel-Symphonie Bachisch
0041klingen. Von diesen beiden fremdartigen Gästen ist Letzterer
0042jedenfalls der vornehmere und mächtigere; die Orgel zwingt
0043schon durch ihren bloßen Klang jeder Tondichtung einen tief
0044ernsten, religiösen Charakter auf. Die großartige, mit nichts
0045zu vergleichende Wirkung der Orgel als Füllstimme in Ora-
0046torien hatte Herbeck im Musikvereinssaal oft erfahren;
0047ihre Verwendung für die Symphonie war eine naheliegende
0048und doch neue, blendende Idee. Aber eine glückliche, wie mich
0049dünkt, ist sie nicht. Als obligates Orchester-Instrument reißt
0050die Orgel sofort die Herrschaft an sich, und diese Herrschaft ist für
0051die Dauer einer viersätzigen Symphonie nur schwer zu tragen.
0052Ihr mächtiges Brausen verschlingt wie eine gierige Flamme
0053die übrigen Instrumente. Neben diesem akustischen Despotis-
0054mus übt die „Königin der Instrumente“ auch einen ästheti-
0055schen: ihr kirchlicher Charakter duldet keine Säcularisirung,
0056er verbietet die reizende Beweglichkeit, den Wechsel der Stim-
0057mungen, das dramatische Leben, das wir von der modernen
0058Symphonie verlangen. Der contrastirende Charakter der vier
0059Sätze, das unbestrittenste Kunstgesetz in der Symphonie,
0060wird durch die Orgel auf ein Minimum nivellirt. Herbeck
0061hat diesen Uebelstand empfunden und läßt deßhalb im Scherzo
0062die Orgel pausiren. Aber dadurch fällt wieder das Scherzo
0063merklich aus dem Styl des Ganzen. Vielleicht hätte der
0064Componist besser gethan, dieses Scherzo (den wenigst gelun-
0065genen von allen vier Sätzen) ganz wegzulassen und zu der
0066alten Form der dreisätzigen Symphonie zurückzukehren. Prä-
0067ludium, Andante und Finale hätten ein viel einheitlicheres
0068Ganzes gebildet und ein weniger ermüdendes. Wenn Berlioz
0069seine „Symphonie fantastique“ in fünf Sätzen aufbaute, statt
0070in den gebräuchlichen vier, warum sollte ein anderer Sohn der
0071Neuzeit nicht auch einmal die Dreizahl wagen?
0072Der erste Satz der Symphonie, „Präludium“ über-
0073schrieben (Andante maestoso, Dreiviertel, D-moll), imponirt
0074durch einen Zug von Größe und Strenge das ganze Stück
0075hindurch, dessen gleichmäßiger, im Rhythmus von drei Viertel-
0076noten einherschreitender Gang zum Schlusse auf einem effect-
0077voll aufgesparten langen Paukenwirbel zum majestätischen
0078Sturm anwächst. Dieser Satz, in welchem die Orgel, in
0079den tiefsten Bässen des Pedals erdröhnend, auf den Hörer
0080mit der Gewalt einer ungeahnten Naturkraft einwirkt, scheint
0081mir der wirksamste und zugleich charaktervollste; er würde
0082sich zur Einzel-Aufführung in Concerten empfehlen. Das
0083Andante (F-dur, vier Viertel), dessen sanfte, choralmäßige
0084Melodie vom Streichquartett allein vorgetragen wird, bis
0085endlich, von starken Orgel-Accorden unterbrochen, ein wilder
0086Hagel von Triolen niedergeht, ist in rein melodischer Hinsicht
0087vielleicht der gelungenste Satz; leider wirkt er als Andante
0088nach einem Andante schon etwas abspannend. Das Scherzo,
0089ein Allegretto grazioso (A-dur, Zweiviertel-Tact), ohne
0090Originalität in der Erfindung, auch gegen die übrigen Sätze
0091etwas leichtfertigen Charakters, läßt den Hörer kalt. Das
0092Finale (Allegro maestoso, drei Viertel, D-moll) bringt nach
0093kurzer Einleitung eine vierstimmige Fuge von rasch bewegtem,
0094langathmigem Thema; der stockende Achtel-Rhythmus im fünften
0095Tacte des Führers macht den jeweiligen Eintritt des Ge-
0096führten selbst ungeübten Ohren sehr deutlich. Die Unterbre-
0097chungen des fugirten Satzes durch wilde recitativisch abgerissene
0098Violinfiguren haben etwas Willkürliches und Unverständliches.
0099Das Ganze schließt mit dem Aufgebot aller Tonmassen auf
0100einen langen Orgelpunkt der Tonica. Die ganze Symphonie
0101imponirt durch ihren Ernst, ihre tüchtige musikalische Arbeit
0102und interessirt durch geistreiches Detail. Wie Herbeck’s frühere
0103Compositionen erscheint mir auch diese letzte mehr ein Product
0104der Reflexion und der technischen Meisterschaft, als einer
0105reichen, genialen Begabung. Eine große Energie des Willens,
0106eine heroische Anstrengung, sich auf der Höhe und über dem
0107Niveau des Gewöhnlichen zu erhalten, spricht aus jedem
0108Tacte. Allein die schöpferische Kraft, die Unmittelbarkeit und
0109Originalität der Erfindung hält nicht gleichen Schritt mit
0110dem energischen Wollen. Ungleich bedeutender als Herbeck’s
0111zuletzt aufgeführte Compositionen: „Künstlerfahrt“ und „Lied [2]
0112und Reigen“ ist die neue Symphonie ohne Frage. Es wäre
0113unbillig, ihren Werth nach dem Erfolg zu taxiren, den sie
0114Sonntag hier errang: als Schlußnummer eines sehr langen
0115Concertes fand sie ein bereits abgespanntes Publicum vor,
0116welches denn auch — alle Pietät leider beiseite setzend —
0117sich nach dem zweiten, noch mehr nach dem dritten Satze
0118stark lichtete. Aufgeführt wurde das Werk unter der Leitung
0119Hanns Richter’s ganz vorzüglich und — wie kaum be-
0120merkt zu werden braucht — genau nach den Angaben Her-
0121beck’s, der die erste Probe noch selbst dirigirt hatte. Durch
0122ihren tragischen Zusammenhang mit Herbeck’s letzten
0123Lebenstagen ist uns die D-moll-Symphonie am be-
0124deutungsvollsten. Es war ein geheimnißvoll divinatorischer
0125Zug, der ihn im vorigen Sommer auf seiner Sommerfrische
0126zu Mödling antrieb, dieses symphonistische Requiem zu schrei-
0127ben. Denn den entschiedenen Eindruck eines Requiems
0128macht das Werk gleich anfangs mit seinen im düstern Orgel-
0129klang dahinbrausenden D-moll-Accorden unwillkürlich auf
0130jeden Hörer. Das Adagio stimmt tröstlichere Klänge an,
0131gleichsam eine hoffnungsselige Zuversicht auf ein künftiges
0132Leben — ein Benedictus oder Agnus Dei — aber der
0133Finalsatz entfesselt wieder den majestätischen Donner eines
0134„Dies irae“. Die Herbeck’sche Symphonie ist ein Requiem
0135ohne Worte, ein Requiem, das er — vielleicht in einer flüch-
0136tigen, verschwiegenen Vorahnung des Todes — für sich selbst
0137geschrieben. Ich wüßte außer Mozart’s Requiem kein zweites
0138Tonwerk, aus dem uns diese Beziehung mit so überzeugen-
0139der Kraft entgegentritt, als eben diese Herbeck’sche Symphonie,
0140sein Schwanenlied.
0141Das Philharmonische Concert, dessen Schlußnummer die
0142Herbeck’sche Symphonie bildete, wurde mit Mendelssohn’s
0143„Melusina“-Ouvertüre eröffnet, die überaus fein, aber — für
0144meine Empfindung — zu rasch gespielt wurde. Es folgte
0145das Fragment der H-moll-Symphonie von Schubert
0146und Litolff’s Clavier-Concert in D-moll (Nr. 4, op. 102).
0147Ein junger polnischer Pianist aus Liszt’s Schule, Herr
0148Zarembsky, spielte das effectvolle, stellenweise geistreiche,
0149aber äußerliche und jedenfalls zu lange Stück mit erstaun-
0150licher Kraft und Bravour.
0151Das erste Gesellschafts-Concert wurde, wie
0152bereits erwähnt, vom Herrn Hofcapellmeister Hellmes-
0153berger dirigirt. Es brachte als Haupt- und Schlußnummer
0154Beethoven’s Neunte Symphonie. Wer sich aller früheren
0155Aufführungen dieses Werkes in Wien erinnert, von Otto
0156Nicolai und Karl Eckert bis auf Herbeck und
0157Dessoff, wird zugestehen, daß es noch niemals eine so
0158matte Wiedergabe und eine so kühle, an Verstimmung gren-
0159zende Aufnahme gefunden, wie am vorigen Sonntag. Der
0160erste Satz (wol die genialste und kunstvollendetste Schöpfung
0161aus Beethoven’s letzter Periode) wurde fast in Einem Stärke-
0162grad ohne feinere Schattirung abgespielt, wie auf einer Probe.
0163Das Scherzo ging schleppend und ohne jene rhythmische
0164Sprungkraft und Schärfe, die ihm Lebensbedingung ist. Dem
0165Adagio fehlte der seelenvolle Ausdruck, die Tiefe — es klang
0166Alles wie von der Oberfläche glatt abgeschöpft. Und erst das
0167Finale! Das war ein confuses Fegen und Wischen der Bässe,
0168ein zerstreutes Durcheinanderspielen bis zu dem Momente,
0169wo Rokitansky’s rettende Stimme mit dem fast ironisch
0170klingenden „O, Freunde, nicht diese Töne!“ eingriff. Sehr
0171tapfer hielt sich das von Beethoven so lebensgefährlich expo-
0172nirte Vocal-Quartett (Wilt, Gindele, Walter, Rokitansky),
0173desgleichen der Chor des „Singvereins“. Aber von der Lust
0174und Liebe, die man Letzterem sonst immer angesehen und
0175angehört, war wenig zu merken; es schien Jeder-
0176mann nur mit Ehren fertig werden zu wollen.
0177Solchen Eindrücken gegenüber mißtraue ich gerne dem eige-
0178nen Gefühle, das ja vielleicht durch irgend welche Verstim-
0179mung beirrt sein mag. Allein der bedenkliche Mangel an
0180Beifall, der zwischen den einzelnen Sätzen gähnte, und die
0181kritischen Aeußerungen, die von jeder Seite des hohen Hauses
0182fielen, bewiesen mir, daß meine Empfindung die allgemeine
0183war. Es sei keineswegs alle Schuld auf den Dirigenten
0184allein zu laden, am wenigsten auf einen vermeintlichen Man-
0185gel an Eifer. Es gibt Dirigenten, die mit heißem Bemühen
0186doch das letzte, beste Resultat nicht erreichen; ihr artiger
0187oder strenger Zuspruch bei den Proben ersetzt nicht die
0188fehlende künstlerische Autorität, ebensowenig als alle panto-
0189mimischen Darstellungen beim Tactiren die fehlende innere
0190Wärme und Energie ersetzen. Solche Dirigenten pflegen nach
0191einigen verunglückten Concert-Campagnen die Macht über
0192Spieler und Hörer eingebüßt zu haben; man traut ihnen
0193nicht recht, ihrem Talente wol, aber nicht ihrem Ernste,
0194ihrer aufrichtigen, begeisterten Hingebung an die Sache, ins-
0195besondere an eine Sache wie die Neunte Symphonie. Ich
0196verhehle es nicht: ich war voreingenommen gegen Herrn
0197Hellmesberger als Dirigenten der Neunten Symphonie. Aber
0198nur voreingenommen auf Grund seiner früheren Leistun-
0199gen in diesem Fache. Man erinnert sich an Hellmes-
0200berger’s Direction der Gesellschafts-Concerte in den Fünfziger-
0201Jahren; wäre sie auch nur genügend gewesen, es hätte
0202das talentvolle Enfant gâté des musikalischen Wien
0203den Platz nicht haben räumen und dem noch wenig bekann-
0204ten Herbeck abtreten müssen. „Man kann ein vortrefflicher
0205Geiger und doch ein mittelmäßiger Dirigent sein,“ schrieb
0206damals ein einflußreicher Kritiker, und alle Welt begriff das.
0207Schwerer schon läßt sich begreifen, wie ein „mittelmäßiger
0208Dirigent“ nach einer Generalpause von achtzehn Jahren wie-
0209der als guter Dirigent, ja als berufenster Nachfolger Her-
0210beck’s aufwachen könne, da man ja, wie derselbe geehrte
0211Kritiker jüngst so überzeugend aussprach, zum Dirigenten
0212„geboren“ sein muß. In der That würde unserem seither so
0213hoch gesteigerten Concertwesen kein Dienst damit erwiesen,
0214wenn Herr Hellmesberger die Direction der Gesell-
0215schafts-Concerte anders als provisorisch, für die kürzeste Zeit
0216der größten Noth, behielte. Und ihm selbst, dem stets über
0217Aufregung, Nervosität und erdrückende Geschäftslast Klagen-
0218den, erweist man ihm einen Dienst mit dieser neuen, ge-
0219fährlichen Bürde?
0220Die Wendungen in Hellmesberger’s Carrière beginnen
0221immer seltsamer zu werden. Er, der stets ein ausgezeichneter
0222Violinist war, ist und bleiben wird, soll nun durchaus sein
0223Instrument niederlegen, um ausschließlich Conservatoriums-
0224Leiter und Concert-Dirigent zu sein, was er mit Auszeich-
0225nung niemals war, nicht ist und nicht sein wird. Als Prim-
0226geiger glänzte Hellmesberger als die erste Zierde und Stütze
0227seines Orchesters. Die Gesellschaft der Musikfreunde begeht
0228zum zweitenmale den doppelten Mißgriff, ihn dem Orchester [3]
0229zu rauben und ans Dirigentenpult zu stellen. Hervorragend
0230und gefeiert wie als Virtuose war Hellmesberger ferner als
0231Lehrer des Violinspiels, ein Magnet für zahllose junge
0232Geiger, die seinetwegen ans Conservatorium kamen — man
0233enthebt Hellmesberger auf seinen Wunsch dieser Professur
0234und betraut ihn lediglich mit der obersten Leitung des Con-
0235servatoriums! Nun heißt es gar, Hellmesberger werde oder
0236müsse oder wolle als neu ernannter Hofcapellmeister auch
0237seine trefflichen Quartett-Productionen aufgeben und seine
0238Thätigkeit als Solospieler in der Hofoper. Im letzten Phil-
0239harmonischen Concert sahen wir wirklich an Hellmesberger’s
0240Violinpult bereits einen Stellvertreter sitzen. So wird ein
0241in Wien geradezu unersetzlicher Geiger durch lauter Huldi-
0242gungen und Avancements aus seiner besten Thätigkeit hinaus-
0243gehuldigt und hinausavancirt. Ein Mann in voller jugend-
0244frischer Rüstigkeit, der mit seinem Spiel die Wiener wol so
0245lange erfreuen könnte, wie Böhm und Mayseder! Wir ken-
0246nen und schätzen die vielen Vorzüge, welche, auch abgesehen
0247von seinem Violinspiel, diesen trefflichen Musiker und feinen,
0248witzigen Kopf auszeichnen; aber es muß geradeheraus gesagt
0249sein: Was Hellmesberger seit so langer Zeit für Wien ge-
0250wesen und als einzig in seiner Art noch ist, das ist er nur
0251durch die Geige und mit der Geige. In dieser Hinsicht
0252könnten wir kaum etwas Neues hinzufügen zu dem, was
0253wir schon hundertmal zu Hellmesberger’s Preise gesagt haben.
0254Nur an den jüngsten Triumph des Violinspielers Hellmes-
0255berger möchten wir hier erinnern: an sein wundervolles
0256Spiel in der von ihm für Orchester arrangirten Bach’sche
0257Sonate im ersten Philharmonie-Concert. Wie enthusiastisch
0258und einhellig brauste da der Beifall des entzückten Publi-
0259cums auf — wie kleinlaut und verzagt klangen hingegen die
0260vereinzelten Bravos, die sich nach der Neunten Symphonie
0261für den Dirigenten hervorwagten! Welche „Hausse“ auf den
0262Gesichtern der Zuhörer bei jener ersten, welche „Baisse“ bei
0263jener andern Leistung! Dergleichen spricht deutlich genug,
0264wir möchten nur, daß diese deutliche Sprache auch gehört
0265und beherzigt werde. Es ist gewiß ein allgemeiner Wunsch,
0266daß Hellmesberger für seine Zaubergeige nicht einen dürren
0267Stab eintauschen möchte, der ohne ein neues Tannhäuser-
0268Wunder in seinen Händen doch nimmermehr grünen wird.