Wörter einzeln suchen

Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 8850. Wien, Sonntag, den 14. April 1889

[1]

Concerte.


0002Ed. H. „Wohlthätigkeits-Concert im Pa-
0003lais Auersperg, veranstaltet von der Gesell-
0004schaft adeliger Frauen zur Beförderung des
0005Guten und Nützlichen
“ — der bloße Anblick der
0006Einladungskarten hatte etwas historisch Aufregendes. Wie
0007lange war der Auersperg’sche Palast, der im vorigen Jahr-
0008hundert zu den vornehmsten Cultusstätten der Tonkunst ge-
0009hörte, stumm geblieben! Wie lange gab die Damengesellschaft
0010mit dem breit nachschleppenden Humanitäts-Titel kein musi-
0011kalisches Lebenszeichen! Und doch haben sie beide, der Auers-
0012perg-Palast und die Adeligen Damen, eine bedeutende Rolle
0013gespielt in der Geschichte der Wiener Musik. Ein langer,
0014stürmischer Zeitverlauf hat einen dichten Schleier des Ver-
0015gessens darüber gebreitet. Was das für eine adelige Frauen-
0016gesellschaft sei „zur Beförderung des Guten und Nützlichen“?
0017So hörten wir angesichts dieses Concertes oft genug fragen,
0018und wahrlich, wer nicht aus Beruf oder Passion sich in die
0019Concertzettel und Journale des alten Wien eingewühlt, dem
0020ist die Frage wol zu verzeihen. Mit ihrer Beantwortung
0021sind wir zugleich zurückgezaubert in eine längst verklungene,
0022ganz eigenartige Epoche des Wiener Musiklebens.


0023Die „Gesellschaft der adeligen Frauen zur Beförderung
0024des Guten und Nützlichen“ wurde im Jahre 1811 nach
0025einem von Joseph Sonnleithner gemachten Plane gegründet.
0026Die Fürstinnen Caroline Lobkowitz und Odescalchi 
0027stellten sich an die Spitze und hatten binnen wenigen Wochen
0028160 Damen von hohem und höchstem Adel zusammen-
0029gebracht. Anfangs rein aristokratischen Ursprungs, nahm
0030diese Gesellschaft, einmal constituirt, doch auch Frauen aller
0031Stände auf. Jedes Mitglied zahlte einen jährlichen Beitrag
0032ganz nach Willkür. Aus diesen Beiträgen durfte aber kein
0033Fonds gebildet werden, „die menschlichen Herzen
0034sollen das wahre Stammkapital sein
“, wie der
0035Aufruf sich sinnig ausdrückt. Der Verein hatte seine Thätig-
0036keit, um diese nicht zu zersplittern, in jedem Jahre vorzüg-
0037lich Einem Gegenstande zu widmen. Zunächst wurden als
0038wohlthätige Zwecke ins Auge gefaßt: das Taubstummen-
0039Institut, Erziehung blinder Kinder, Versorgung von
0040Findlingen, öffentliche Schwimmschulen und Ver-
0041breitung der Bienenzucht. Almosen an einzelne Personen
0042waren gänzlich ausgeschlossen. Die von den „Adeligen
0043Frauen“ veranstalteten Wohlthätigkeits-Akademien fanden
0044alljährlich am Aschermittwoch im Kärntnerthor-Theater
0045statt und waren neben den „Bürgerspitals-Akademien“ die
0046angesehensten und besuchtesten in Wien. Der hohe Rang der
0047Gründerinnen, der Schutz des Hofes, endlich auch der etwas
0048weitere und freiere Gesichtskreis in ihren Humanitätszwecken
0049verhalf diesen Akademien zur freiwilligen Mitwirkung der ge-
0050feiertesten Künstler. Die Concerte dieses Vereins, an dem ein
0051eigenthümlich poetischer Zug nicht zu verkennen ist, verlieren
0052wir um die Mitte der Zwanziger-Jahre aus den Augen;
0053jedenfalls hört um diese Zeit ihre regelmäßige Abhaltung
0054auf. Vielleicht wegen des gleichzeitigen Verbotes aller Con-
0055certe am Aschermittwoch. Musikhistorisch interessiren uns die
0056„Adeligen Frauen“ insbesondere dadurch, daß sie den ersten
0057Anstoß zur Gründung der „Gesellschaft der öster-
0058reichischen Musikfreunde
“ gaben, indem sie die
0059großartige Aufführung des Händel’schen Oratoriums „Thimo-
0060theus“ durch Dilettanten am 29. November 1812 in der
0061kaiserlichen Winter-Reitschule veranlaßten. Die größte Thätig-
0062keit entwickelten die „Adeligen Frauen“ während der Be-
0063freiungskriege. Nach der Schlacht bei Leipzig und dem Ein-
0064zuge der Alliirten in Paris wimmelte es in Wien von
0065patriotischen Wohlthätigkeits-Concerten, in welchen Gelegen-
0066heitsgedichte und „mimisch-plastische Tableaux“ nicht fehlen
0067durften. Die „Gesellschaft der adeligen Frauen“ rühmte sich
0068auch in diesem Fach der glänzendsten Leistungen und besten
0069Einnahmen.*)


0096Wir stehen vor der edlen Architektur des Auersperg-
0097Palais auf dem ehemaligen Josephstädter Glacis. Der ge-
0098räumige, gedeckte Hof mit zwei Thoren, zur Ein- und Aus-
0099fahrt der Equipagen, das imposante Stiegenhaus mit der
0100breiten Freitreppe, an deren Seiten die fürstlichen Lakaien,
0101gepudert und geschniegelt, aufwarten — Alles athmet solide,
0102ererbte Vornehmheit. Und nun der große Concertsaal selbst,
0103ein stolzer Kuppelbau mit hohen Fenstern und Marmor-
0104wänden, durch zahllose Wachskerzen erhellt — er versetzt
0105uns, trotz seiner Renovirung, in die erste Hälfte des acht-
0106zehnten Jahrhunderts. Langsam versammelt sich die Gesell-
0107schaft, der Anfang des Concertes verspätet sich — ungestört
0108können wir ein Weilchen dem Genius loci lauschen, der uns
0109zuflüstert, was einst in diesem Saale Alles gesungen und
0110geklungen. Es war die Zeit unter Maria Theresia und Kaiser
0111Joseph, da streng genommen noch kein öffentliches Concertleben
0112in Wien existirte. Die bessere Musik wurde in den Palästen
0113des hohen Adels und kunstsinniger Dilettanten gepflegt. Die
0114vornehmsten Cavaliere besaßen ihre eigenen Musikcapellen, oft
0115ihre eigene Opernbühne. Jede Musikgeschichte nennt ihre
0116Namen. Vor allem Andern sind es vier Paläste in Wien,
0117deren Anblick uns jedesmal an eine große musikalische Ver-
0118gangenheit erinnert: der Auersperg’ische, zu welchem wir
0119alsbald zurückkehren, dann der von Schwarzenberg, von
0120Lobkowitz und von Rasumowsky. Im Schwarzen-
0121berg’schen Palais auf dem Mehlmarkt gab zu Ende des [2]
0122vorigen Jahrhunderts eine hochadelige Gesellschaft, deren
0123beständiger Secretär Gottfried van Swieten war, große
0124Musikaufführungen vor geladenen Gästen, unter Anderm
0125Händel’sche Oratorien in der Bearbeitung von Mozart,
0126der selbst dirigirte. Hier fanden auch die epochemachenden
0127ersten Aufführungen von Haydn’sSchöpfung“ und „Jahres-
0128zeiten“ (vor einem geladenen Publicum) statt; eine künstlerische
0129Initiative, auf welche der österreichische Adel stolz sein kann.
0130Wie der Schwarzenberg-Palast mit den Namen Mozart 
0131und Haydn, so hängt der Lobkowitz’sche und der Rasu-
0132mowsky’sche mit Beethoven zusammen. Im Palais des
0133Fürsten Lobkowitz (auf dem gleichnamigen Platz) erlebte
0134Beethoven’s „Eroica“ ihre erste Aufführung. Hier wurden
0135auch ganze italienische Opern aufgeführt, durchaus von
0136Dilettanten und mit dem schönsten Erfolg. Der preußische
0137Capellmeister J. Fr. Reichardt, der in den Jahren
01381808 und 1809 in Wien aus einem hochgeborenen Concert
0139ins andere kam, nennt das Lobkowitz’sche Haus „die
0140wahre Residenz und Akademie der Musik“. Das ehemals
0141Rasumowsky’sche Palais auf der Landstraße — nach
0142einem Brande großentheils neu aufgebaut — ist gegenwärtig
0143der Sitz der Geologischen Reichsanstalt. Fürst Rasumowsky 
0144hatte als russischer Botschafter in Wien eine ganze Gruppe
0145von Häusern aufkaufen und niederreißen lassen für den Bau
0146dieses prachtvollen Palais, das er durch eine Brücke über
0147den Donaucanal in directe Verbindung mit dem Prater 
0148brachte. Im Dienste dieses verschwenderischen, übrigens musi-
0149kalisch sehr gebildeten Cavaliers stand das berühmte Rasumowsky-
0150Quartett (mit Schuppanzigh an der Spitze), das die schönsten
0151Quartette von Beethoven unter dessen Anleitung zum
0152erstenmale spielte. Der musikalische Adel des Auersperg-
0153schen Palais reicht noch weiter zurück und weist auf Gluck 
0154und dessen ältere Zeitgenossen. Der von Fischer v. Erlach 
0155erbaute Palast gehörte früher der Familie Rofrano, von
0156welcher auch die anstoßende Gasse den Namen trägt. Darin
0157wohnte unter Maria Theresia deren Liebling, der Feld-
0158marschall Prinz von Sachsen-Hildburghausen,
0159ein leidenschaftlicher Musikfreund und großmüthiger Gönner
0160der Tonkünstler. Er gab allwöchentlich, jeden Freitag Abends,
0161mit der von ihm besoldeten Musikcapelle Akademien, welche
0162der Hofcapellmeister Bonno dirigirte. Als Gluck im De-
0163cember 1751 von Italien zurückgekehrt war, wurde er gleich
0164von dem Prinzen eingeladen und nahm fortan den
0165thätigsten Antheil an dessen Akademien und den regel-
0166mäßig am Vorabende abgehaltenen Proben. Gluck setzte
0167sich gewöhnlich mit seiner Violine an die Spitze der
0168Capelle, die an Concerttagen stets mit einer beträcht-
0169lichen Anzahl gewählter Orchesterspieler verstärkt wurde.
0170Die weiblichen Gesangspartien vertraten gewöhnlich die be-
0171rühmte, an der Hofoper angestellte Altistin Vittoria Tesi 
0172und die Sopranistin Theresia Heinisch. In wirklichen
0173Diensten des Prinzen stand auch der Tenorist Friberth,
0174der später zur Hofoper überging, und der als Violin-Virtuose,
0175später als Operncomponist gefeierte Dittersdorf. Kam
0176irgend ein namhafter Musiker nach Wien, so mußte Bonno 
0177zuvor wegen des Honorars mit ihm unterhandeln, dann lud
0178ihn der Prinz zu seinen Musik-Unterhaltungen. So kam es,
0179daß man in diesen Akademien eine Gabrieli, einen
0180Guarducci und Mansoli im Gesang, einen Pugnani 
0181und van Maldre auf der Violine und sonst noch die besten
0182fremden Virtuosen zu hören bekam. Die erlauchtesten Geister
0183einer verschollenen Musikwelt umschwebten uns am 8. April
0184in dem Auersperg’schen Concertsaal. Welch großartige Förde-
0185rung der Musik und der Musiker durch den österreichischen
0186Adel im vorigen Jahrhundert und zu Anfang des gegen-
0187wärtigen! Sie hatte auch noch eine andere wohlthätige
0188Wirkung in socialer Hinsicht, indem der hohe Adel die
0189Künstlerwelt und den gebildeten Mittelstand näher zu
0190sich heranzog. Die Musik bewirkte diese Annäherung
0191in einem Grade, von dem unser vorgeschrittenes Wien keine
0192Ahnung hat. Schon der Umstand, daß Fr. Reichardt,
0193ein vielseitig gebildeter, aber keineswegs hochberühmter Capell-
0194meister aus Berlin, in den vornehmsten Kreisen Wiens ein-
0195geladen und fêtirt wurde, spricht für deren Liebenswürdigkeit
0196und Kunstinteresse. In den Soiréen bei Fürst Lobkowitz traf
0197Reichardt wiederholt kaiserliche Erzherzoge, namentlich Rudolf 
0198und Ferdinand, daneben Componisten, Gelehrte, Virtuosen.
0199Erzherzog Rudolf (Beethoven’s Schüler und Beschützer) nahm
0200keinen Anstand, diese „gemischte“ Gesellschaft stundenlang mit
0201seinem trefflichen Clavierspiel zu erfreuen, die Gräfin
0202Kinsky sang u. s. w. Ein Gegenstück zu diesen Schilde-
0203rungen Reichardt’s bieten die jüngst in der „Neuen Freien 
0204Presse“ besprochenen Briefe des amerikanischen Gesandten
0205Motley an Bismarck, der von dem österreichischen Adel
0206unserer Tage berichtet, „der Stammbaum sei der einzige
0207Paß, der in diese Welt Eingang verschafft und ohne den
0208man eher in den Mond kommt, als in die Wiener Gesell-
0209schaft“. Der Abend in dem fürstlich Auersperg’schen Saal
0210hat mich weit in dessen Vergangenheit verlockt; aber an jene
0211schönen alten Zeiten zu erinnern, schien mir nicht im Wider-
0212spruch mit dem „Guten und Nützlichen“. Statt einer Kritik
0213müssen diesmal die Namen der zwei Künstler genügen, welche
0214abwechselnd das ganze Concert bestritten haben: es waren
0215die Sängerin Alice Barbi und der Hofpianist Grünfeld.


0216Die Philharmoniker eröffneten ihr achtes Concert
0217— das letzte in dieser Saison — mit der symphonischen Dichtung
0218Phaëton“ von Saint-Saëns. Seitdem wir das Stück
0219unter der Leitung des Componisten hier zuerst gehört (1876),
0220ist es nicht wieder aufgeführt worden; es dürfte in Zukunft
0221vielleicht noch länger als weitere 13 Jahre auf eine Wieder-
0222holung warten. Mit all seiner bewunderungswürdigen Mache
0223läßt es uns doch leer und unbefriedigt. Eine musikalische
0224Illustration ist noch lange kein Musikstück, und die glän-
0225zendste Orchestrirung, die virtuoseste Aufführung können für
0226den Mangel an lebenskräftigen musikalischen Themen nicht
0227entschädigen. In Saint-Saëns’ „Danse macabre“ hat der
0228bizarr ausgestattete Dreivierteltact einen mit fortreißenden
0229Schwung; auch in seinem musikalischen Gehalt steht dieser
0230Todtentanz entschieden höher als „Phaëton“, der fast gänz-
0231lich aufgeht in geistreicher Tonmalerei und Klangvirtuosität.
0232Daß unser Orchester Wunderdinge an Klang herausbringen
0233kann, wissen wir; und so hatte es wenigstens eine technisch
0234dankbare Aufgabe. Den Beethoven’schen Concertsatz in
0235D-dur, über dessen Herkunft ich jüngst berichtet habe, spielte
0236Herr Labor mit der ihm eigenen Bescheidenheit und Innigkeit;
0237beides Eigenschaften, die ihm für dieses Stück besonders zugute
0238kamen. Sein zarter Anschlag und seelenvolle Cantilene, endlich
0239die schön eingefügte Cadenz verschafften ihm reichlichen Beifall,
0240den er getrost ganz für sich in Anspruch nehmen kann. Denn
0241das Stück selbst besteht doch mehr aus Phrasen als aus
0242Themen und ist — selbst für den jungen Beethoven — von
0243einer bedenklichen Klangdürftigkeit. So schwach in der Orchester-
0244Behandlung ist doch keine der Cantaten aus Beethoven’s [3]
0245Jugendzeit. Wagner’s Parsifal-Vorspiel und Beethoven’s 
0246Pastoral-Symphonie wurden ausgezeichnet gespielt. Nur passen
0247sie nicht aufeinander; nach den gesättigten Klängen Wagner’s
0248das bescheidene Orchester des ersten Satzes der Pastoral-
0249Symphonie — das bewirkte, daß man einen guten Theil
0250des Symphoniesatzes an sich vorbeiziehen lassen mußte, bevor
0251man in der richtigen Stimmung war, die sich doch sonst
0252gleich mit den ersten Tacten einstellt. Für das Parsifal-Vor-
0253spiel ein etwas zu großer Preis.


0254Das Concert des Kammersängers Herrn Louis
0255v. Bignio im Bösendorfer-Saale athmete beinahe die
0256freudige Stimmung eines Familienfestes. Ein geliebter Sohn,
0257der nach jahrelanger Abwesenheit wieder einmal zu flüchtigem
0258Besuche heimkehrt, kann herzlicher nicht empfangen und ge-
0259feiert werden. Der stürmische, immer von neuem wieder auf-
0260flackernde Applaus ließ Herrn v. Bignio geraume Zeit gar
0261nicht zum Singen kommen. Und nach jedem seiner Vorträge
0262derselbe Beifall und Hervorruf und Blumen, wieder Blumen,
0263immer noch mehr und schönere Blumen! Herr v. Bignio,
0264der, als Mensch ebenso geachtet und beliebt wie als Künstler,
0265durch mehr als zwanzig Jahre eine Zierde des Hofopern-
0266theaters gewesen, hat diese Begrüßung wohl verdient. Sein
0267auf gründlicher Gesangsbildung ruhender, edler und warmer
0268Vortrag brachte lyrische Partien, wie Conte Luna, Germont,
0269Rudolph (in der Nachtwandlerin), Alfonso (in der Favoritin),
0270Wolfram von Eschenbach u. A. seinerzeit zu bester Wirkung.
0271Daß die Jahre den Schmelz und die Festigkeit seiner Stimme
0272etwas gelockert haben, versteht sich von selbst. Aber diese Stimme
0273klingt noch immer sympathisch und hat am 11. d. M. nicht
0274blos die sanfte Elegik des „Liedes an den Abendstern“, son-
0275dern auch die schärferen dramatischen Accente einer Arie aus
0276Bizet’sPerlenfischer“ ausreichend beherrscht. Gar lebhaft
0277gedachten wir der Zeit, da Bignio, Beck, Ander, Walter,
0278Schmid, Dustmann hier zusammenwirkten — lauter Künstler,
0279die es als eine Freude und Ehre empfanden, so lange als
0280möglich unserer Oper anzugehören, ohne gleich nach ihren
0281ersten Erfolgen Gehaltserhöhungen, Urlaube, Titel und Orden
0282und — ihre Entlassung zu fordern. Es war eine Generation,
0283welcher die Liebe zur Kunst und zu ihrem Theater obenan
0284stand, während es jetzt fast den Anschein bekommt, als ge-
0285hörten Heimatlosigkeit, Größenwahn und Geldgier zu den
0286Kennzeichen eines großen Sängers.

Fußnoten
  • *)Als ein charakteristisches Beispiel mag hier das Programm
    der von den „Adeligen Frauen“ am 23. Februar 1814 veanstalteten
    Akademie Platz finden:
    1. Ouvertüre zur Oper „Das befreite Jerusalem“ von Herrn
    Persuis. 2. Ein Tableau: „Der Abschied des Landwehrmanns“,
    nach dem Gemälde des Herrn Kraft. 3. „An die Religion“,
    Vocalchor von Herrn Salieri. 4. „Der Oesterreicher an seinen
    Kaiser“, ein Gedicht von Florian Pichler, declamirt von Herrn
    Roose. 5. Ein Duett auf dem Baryton und Violoncell, vorge-
    tragen von den Herrn Hauschka und Lieber. 6 „Die Feier
    der Töne“, Text von Al. Schreiber, als Doppelchor componirt von
    Herrn Mosel. 7. „Leonore Prochaska“, ein Gedicht von Florian
    Pichler, declamirt von Dlle. Adamberger. 8. Ein Tableau:
    „Leonore Prochaska als königlich preußischer Feldjäger“. 9. Ein
    Potpourri auf der Violine, componirt und vorgetragen von Herrn
    Louis Spohr. 10. „Die preußische Heldenmutter, verwitwete
    Frau v. Schierstädt“, ein Gedicht von Florian Pichler, declamirt
    von Mad. Grünthal. 11. Ein Chor von W. A. Mozart.
    12. „Des deutschen Mädchens Wunsch und Vorsatz“, ein Gedicht von
    Herrn Castelli, declamirt von Mad. Korn. 13. Hymnus von
    Herrn M. v. Collin, componirt für vier Solostimmen von Herrn
    Ignaz Mosel. 14. „Der heilige Schutzpatron Leopold“, ein Ge-
    dicht von Florian Pichler, vorgetragen von Herrn Korn. 15. Ein
    allegorisches Tableau, nach einer eigens verfertigten Skizze von Herrn
    Füger. 16. „Rückerinnerungen der Deutschen an das Jahr 1813“,
    ein Chor von Herrn Salieri.