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Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 2388. Wien, Donnerstag, den 20. April 1871

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Aus dem Leben und der Correspondenz von Franz Hauser. I.


0002Ed. H. Zu Freiburg im Breisgau starb im August
0003vorigen Jahres der emeritirte Director des Münchener Con-
0004servatoriums, Franz Hauser, ein Mann, der als drama-
0005tischer Sänger, Gesanglehrer und gediegener Musikkenner
0006seinerzeit in wohlverdientem ausgezeichneten Rufe gestanden.
0007Wenn ein Künstler, hochbetagt, aus dem öffentlichen Wirken
0008sich zurückzieht, um in einem stillen Städtchen seine Tage zu
0009beschließen, so pflegt er in wenigen Jahren vergessen zu sein.
0010Stirbt er überdies in einer Zeit unerhörter kriegerischer und
0011politischer Aufregung, wie es der verflossene Sommer war, so
0012eilt die verstörte Menge mit einem Wort des Bedauerns über
0013seine Todesnachricht hinweg, welche sonst in der Oeffentlichkeit
0014langen und tiefen Widerhall gefunden hätte. Es ziemt sich
0015wol, daß zunächst in Oesterreich, dem Vaterlande Hauser’s,
0016in Wien, der vieljährigen Lieblingsstätte seines Wirkens, dieses
0017Versäumniß nachgeholt und gutgemacht werde. So mögen
0018denn diese Zeilen versuchen, das Interesse unserer Leser für
0019das reichbewegte Künstlerleben, die einflußreiche Thätigkeit und
0020den starken, tüchtigen Charakter Hauser’s zu gewinnen.


0021Franz Hauser, der Sohn eines sogenannten Freisassen-
0022bauers in Böhmen, war am 12. Januar 1794 zu Krasowitz 
0023bei Prag geboren. Ob seiner ungewöhnlichen Anlagen schickten
0024ihn die Eltern mit neun Jahren nach Prag, wo er die Gym-
0025nasial-Studien vollendete, einen Versuch mit der Jurisprudenz
0026machte und dann die Medicin zu studiren begann. Bei der
0027ersten Operation, welcher er auf der Klinik beiwohnte, wurde
0028Hauser ohnmächtig, und so entschied dieser Vorfall (ähnlich
0029wie bei Berlioz) wahrscheinlich seinen Entschluß, sich gänzlich
0030seiner Lieblingskunst, der Musik, zu widmen. Durch den Tod
0031seines Vaters sah der junge Hauser sich bald auf seine eigene
0032Kraft angewiesen und erwarb durch Stundengeben mühsam
0033seinen Unterhalt. Oefter erzählte er in späteren Jahren, wie
0034damals im strengen Winter ein blauer Frack und Nanking-
0035hosen seine einzige Kleidung waren und wie er sich glücklich
0036schätzte, in der geheizten Stube eines Collegen arbeiten zu [2]
0037dürfen. Bei dem damals berühmten Componisten Tomaschek 
0038studirte Hauser den Contrapunkt und die Composition. Durch
0039den Capellmeister Triebensee wurde er veranlaßt, sich ganz
0040dem Gesang zu widmen, und betrat 1817 zum erstenmale als
0041Sarastro die Prager Bühne, welcher er durch die folgenden
0042vier Jahre als erster Baß und Bariton angehörte. Von da
0043wurde er durch Spohr nach Kassel, hierauf (1825) von
0044C. M. Weber nach Dresden berufen. Im Jahre 1828 hörte
0045ihn in Frankfurt Franz Lachner und engagirte ihn für das Kärnt-
0046nerthor-Theater in Wien, wo Hauser nicht nur in der deutschen,
0047sondern auch in der damals so berühmten italienischen Oper eine
0048erste Stelle einnahm. Im Frühjahre 1832 gehörte er zu der aus-
0049erwählten Sängergesellschaft (Schröder-Devrient, Haizinger etc.),
0050welche die ersten deutschen Opernvorstellungen in London gab.
0051Nach einem halbjährigen Aufenthalte in England wirkte er
0052kurze Zeit am Leipziger Stadttheater (unter Ringelhardt’s
0053Direction) und wurde 1835 nach erfolgreichem Gastspiele
0054von Spontini für die Berliner Hofoper engagirt. Als Sän-
0055ger zeichnete ihn Schönheit der Stimme, Einfachheit und
0056Innigkeit des Vortrages und vollendete Technik aus. Sein
0057Rollenfach kann man nach dem damaligen Repertoire das
0058des Basso cantante nennen. Hauser’s Figaro, Lysiart,
0059Rocco, Faust, Barbier von Sevilla, Jacob, Tell galten für
0060Musterrollen. Er hatte eine so ungewöhnlich ausgebildete
0061Coloratur, daß er sich oft mit der Sonntag neckte und
0062in italienischen Opern mit ihr in Variationen wetteiferte.
0063Nach mehrmonatlichem Aufenthalte in Paris und einer
0064Reise durch ganz Italien kehrte Hauser im Winter
00651838 nach Wien zurück, wo er als Gesanglehrer wirkte.
0066Im Jahre 1846 wurde er von König Ludwig I. nach Mün-
0067chen berufen, um daselbst das Conservatorium für Musik ein-
0068zurichten, dem er bis zum Herbste 1864, also durch nahezu
0069zwei Decennien, als Director vorstand. Um die Organisirung
0070dieser Anstalt, insbesondere um das Aufblühen der Gesangs-
0071kunst daselbst hat Hauser große Verdienste. Als vortrefflicher
0072Sänger, durchgebildeter Musiker und Mann von Geist war
0073Hauser ein Gesanglehrer wie wenige. Er hat seine reichen
0074Erfahrungen und Beobachtungen auf diesem Gebiete in seiner 
0075Gesanglehre für Lehrende und Lernende
0076(Leipzig bei Breitkopf und Härtel, 1866) veröffentlicht, einem
0077überaus lehrreichen, faßlich und anziehend geschriebenen Buche.*) 
0103Sein Hauptaugenmerk beim Unterricht war auf Stimmbil-
0104dung und musikalisches Verständniß gerichtet. Mechanisches
0105„Abrichten“ war ihm verhaßt, aber er wußte seinen Schülern
0106ein so anschauliches Bild von dem Gesang-Organ und dessen
0107Functionen zu geben, daß sie alle (wie einer seiner Schüler
0108sich ausdrückt) „Stimmen bekamen“. Viele namhafte Sänger
0109verdanken Hauser ihre Ausbildung, wie die gefeierte Henriette
0110Sonntag,**) der treffliche Bariton Joseph Hauser in
0113Karlsruhe, Kammersänger v. Milde in Weimar, Frau
0114Vogl in München und viele Andere. Manche Be-
0115rühmtheit erster Größe, wie Jenny Lind, fragte gern bei
0116Hauser um Rath an. Auch unser Staudigl war in ge-
0117wissem Sinne Hauser’s Schüler; er hatte im Anfang
0118seiner Carrière eine tüchtige, aber nach der Höhe sehr be-
0119grenzte Stimme, welche mit dem C endigte. Die höhere Lage
0120und ihre meisterhafte Behandlung verdankte Staudigl, wie er
0121häufig selbst gestand, Hauser’s Anleitung.


0122Neben der Führung der Directorial-Geschäfte, wozu ihn
0123seine universelle Bildung besonders befähigte, so daß er in
0124jedem speciellen Unterrichtsfach die eingehendste Controle aus-
0125zuüben vermochte, befaßte sich Hauser nicht nur mit der
0126Unterweisung im Solo- und Chorgesang, sondern häufig noch
0127mit dem Elementar-Unterricht, indem er an der Ueberzeugung
0128festhielt, durch eine falsche Grundlage könne das schönste Talent
0129verloren gehen. Nur die klare und fesselnde Unterrichts-
0130Methode Hauser’s ermöglichte es, daß die schwierigsten contra-
0131punktischen Chorsätze von Sebastian Bach in den Ensemble-
0132Uebungen der Gesangsclasse mit solcher Präcision ausgeführt
0133wurden, wie es im Münchener Conservatorium der Fall war.
0134Durch sein Selbstbewußtsein, seine mitunter vielleicht derbe
0135und unbequeme Geradheit, die zu keiner seinen Ueberzeugungen
0136widersprechenden Concession sich hergab, hatte sich Hauser in
0137München viele Feinde gemacht. Ob außer der künstlerischen
0138auch noch andere Gegnerschaften mitspielten (Hauser gehörte
0139der streng-katholischen Richtung an), vermag ich nicht zu be-
0140urtheilen, wie denn überhaupt vielleicht die feinsten Maschen
0141des Netzes verborgen blieben, das schließlich dem Manne über
0142den Kopf gezogen wurde. Thatsache ist, daß Hauser, zwar
0143siebzigjährig, aber noch in erstaunlicher geistiger wie körper-
0144licher Rüstigkeit pensionirt wurde.


0145Ein mir in Hauser’s Handschrift vorliegendes Memoire
0146an den Unterrichtsminister, das Hauser aus Anlaß des Ge-
0147rüchtes von seiner bevorstehenden Pensionirung verfaßte, gibt
0148Zeugniß von einer außerordentlichen Freimüthigkeit und einer
0149ungeschwächten geistigen Energie. Er bekämpft darin zunächst
0150das bald nach dem Thronwechsel aufgetauchte Reformproject,
0151das Conservatorium dem Ressort des Unterrichtsministers zu
0152entziehen und es der Hofmusik-Intendanz unterzuordnen. „Es
0153wäre schwierig zu entdecken,“ schreibt Hauser, „was ein In-
0154stitut, das seinem inneren Wesen nach pädagogischer [3]
0155Natur ist, mit einer Hofcharge gemein haben und woher diese
0156das Kriterium für die Beurtheilung der Lehrer und Schüler
0157entnehmen sollte. Hinter diesem Project steckt nichts Anderes
0158als die Absicht, daß das königliche Conservatorium im In-
0159teresse des Theaters da sein solle, d. h. daß dieses über
0160die Verwendung der Zöglinge nach seinem Bedürfniß ver-
0161fügen, diese an Concert-Aufführungen u. dgl. sich obligatorisch
0162zu betheiligen hätten, wobei natürlich die Theater-Direction
0163mit den Begabteren nach Gutdünken und Theater-Bedürf-
0164nissen experimentiren dürfte, und zwar auf Staatskosten.“
0165Dieser Ansicht, fährt Hauser fort, können nur diejenigen bei-
0166pflichten, welche das Wesen des Theaters gar nicht kennen.
0167Bei der Gründung des Münchener Conservatoriums sei eine
0168allgemeine Bildungsanstalt beabsichtigt gewesen, analog der
0169Bestimmung anderer Bildungsanstalten, wie die Akademie der
0170bildenden Künste, das Gymnasium, die Universität, und
0171keineswegs eine bloße „Theater-Chorschule“. Auch was
0172Hauser weiter über die Eigenschaften eines Directors, über
0173Zweck und Aufgabe der Conservatorien etc. ausführt, enthält
0174goldene Wahrheiten. Daß in den Jahren nach Hauser’s
0175Pensionirung der Gesangsunterricht und dessen Resultate am
0176Münchener Conservatorium ein rapides Sinken wahrnehmen
0177ließen, wird kaum von Jemandem bestritten. Hauser machte
0178sich auch besonders verdient um die Kenntniß und Verbrei-
0179tung classischer Musik, insbesondere Bach’scher Werke, und
0180zwar zu einer Zeit, da das Verständniß für diesen Meister
0181in der musikalischen Welt fast noch nicht existirte und die
0182Pflege desselben nur höchst vereinzelt war. Schon zu Anfang
0183der Zwanziger-Jahre sammelte er aufs eifrigste alle Bach’-
0184schen Werke, deren er habhaft werden konnte, unternahm
0185sogar Reisen, um alte Drucke und Abschriften sich zu ver-
0186schaffen. Im Jahre 1833 erwarb er in Leipzig die bedeu-
0187tende Pölchau-Schicht’sche Sammlung Bach’scher Autographe.
0188Die Benützung dieser Schätze gestattete er mit großer Libe-
0189ralität, wie denn z. B. der verstorbene Professor Fischhof in
0190Wien seine renommirte Bach-Sammlung durch Abschrift des
0191größten Theiles der Hauser’schen Collection zu Stande brachte.
0192Hauser hinterließ eine complete Sammlung aller existi-
0193renden Bach’schen Werke, zu welchen er einen vollständigen 
0194schematischen Katalog verfaßt hat, mit Angabe der Besitzer
0195der Autographe, der Abschriften, Original-Ausgaben etc. An
0196diesem Kataloge hat Hauser beinahe 50 Jahre gearbeitet und
0197die Herausgabe desselben seinem Sohne testamentarisch aufgetragen.
0198Nicht nur in der Musik, sondern auch in der Literatur ver-
0199folgte er eine ernste Richtung und studirte mit Vorliebe philo-
0200sophische Schriften. Er las die alten Classiker in der Ur-
0201sprache. Nebst einer bedeutenden Musikalien- und Bücher-
0202sammlung hinterließ Hauser auch eine schöne Sammlung von
0203Bildern und Radirungen alter Meister, für welche er großes
0204Verständniß besaß. Ein Mann von so echter, allgemeiner
0205Bildung, dabei von so jugendlich frischem Geist, so kräftigem,
0206wohlwollendem Gemüth mußte wol die Besten seiner Zeit ge-
0207winnen und fesseln. Mit den Gebrüdern Grimm, mit
0208Tieck, Dr. Carus, Professor Purkynje, den Compo-
0209nisten Spohr, C. M. Weber, Mendelssohn,
0210Schelble, Hauptmann, mit Otto Jahn, mit
0211Seydelmann, Jenny Lind und anderen geistigen Nota-
0212bilitäten stand er in freundschaftlichem, persönlichem und brief-
0213lichem Verkehr. Er hatte das Glück, bis zu seiner letzten
0214Stunde geistig frisch und thätig zu bleiben, unberührt von
0215den Gebrechen des Alters. In Folge seiner Pensionirung war
0216er 1865 von München nach Karlsruhe gezogen, wo sein Sohn
0217Joseph als Hofopern- und Kammersänger eine ausgezeichnete
0218Stellung behauptet. Nach dem Tode seiner vortrefflichen
0219Gattin (1867) übersiedelte er nach Freiburg im Breisgau,
0220weil sein lebhaftes Bedürfniß nach wissenschaftlicher Nahrung
0221und Anregung ihn nach einer Universitätsstadt trieb, die doch
0222zugleich in der Nähe des geliebten Sohnes sein sollte. Dort
0223starb er am 14. August 1870, ohne vorhergehende Krankheit,
0224fast plötzlich an einem Hirnschlage im siebenundsiebzigsten
0225Lebensjahre.


0226Ich lernte Hauser erst im Jahre 1859 in München ken-
0227nen, wo ich durch zwei bis drei Tage viel bei ihm war und
0228von seiner kernigen, geistvollen Persönlichkeit, seinem schlichten,
0229herzlichen Wesen einen unvergeßlichen Eindruck empfing. Seit
0230vielen Jahren außer Zusammenhang mit seiner österreichischen
0231Heimat, nahm er doch Musiker und Musikfreunde aus Wien 
0232besonders freundlich auf. Ich sehe ihn noch leibhaftig vor 
0233mir, den Mann von stämmigem Körperbau, energischem Ge-
0234sichtsausdruck und der von dichtem weißen Haar beschatteten
0235Denkerstirne — eine Erscheinung, die lebhaft an Beethoven er-
0236innerte. Der fremde Musiker versäumte selten, Hauser zu
0237besuchen, sich an dessen anregendem lebhaften Gespräch, seinen
0238reichen Erinnerungen, seinem gemüthvoll patriarchalischen Fa-
0239milienleben zu erfreuen. Der freundliche Hausherr pflegte
0240dann gern das Schatzkästlein seiner Bibliothek zu erschließen
0241und eine Anzahl kostbarer Manuscripte von Sebastian Bach 
0242zu zeigen, mitunter auch wol eine große Sammlung von Brie-
0243fen, welche berühmte Freunde an ihn geschrieben. Diese Briefe
0244müssen nun auch das Meiste und Beste thun für die hier
0245versuchte Charakteristik Hauser’s, mit dem ich selbst leider zu
0246spät und zu kurz verkehrt habe, um ihn aus eigener Kenntniß
0247mehr als blos annähernd zu schildern. Aber die erwähnten
0248Briefe, welche mir Hauser’s Sohn Joseph im Original mit-
0249zutheilen so gütig war, mit der ausdrücklichen Bewilligung,
0250sie als Material zu dieser Skizze zu benützen, werfen ein hel-
0251leres und schöneres Licht auf Franz Hauser, als es irgend
0252welche biographische Bemühung vermöchte. Man braucht nur
0253einige der zahlreichen Briefe Mendelssohn’s an Hauser zu
0254lesen, um innezuwerden, welch seltenen Künstler und gedie-
0255genen Charakter Deutschland an Hauser verloren hat. Leider
0256hat dieser selbst in seiner Bescheidenheit nicht die geringste
0257Aufzeichnung seiner Erlebnisse gemacht, nicht einmal über seine
0258wiederholten Begegnungen mit Beethoven und Goethe, über
0259sein freundschaftliches Zusammenleben mit Tieck, Carus, den
0260Brüdern Grimm, Weber und Anderen. Von seinen eigenen
0261Briefen war nichts aufzutreiben, sie galten für so originell,
0262reichhaltig und geistvoll, daß M. Hauptmann die Ankunft
0263jedes Hauser’schen Briefes „einen Festtag“ nannte.
0264Der Leser erhält nächstens aus den Briefen von Seydel-
0265mann, Jenny Lind, Otto Jahn und Mendelssohn-Bartholdy 
0266eine Auswahl von Stellen, welche mir sowol für Hauser als
0267für die Briefschreiber selbst charakteristisch erschienen, und
0268welche ein besonderes Interesse schon dadurch beanspruchen
0269können, daß sie bisher weder ganz noch theilweise veröffent-
0270licht worden sind.

Fußnoten
  • *)Hauser unternimmt es darin, die Gesetze der gesammten
    Gymnastik des Gesanges darzustellen und anschaulich zu machen —
    Gesetze, „die auf dem Wesen des Instrumentes und seinen Bedingun-
    gen beruhen, dessen Behandlung eine verschiedenartige sein kann, aber
    keine willkürliche sein darf, wenn von einer wirklichen Lehrmethode
    die Rede sein soll“. Die allgemeine Klage über das Verschwinden der
    guten Sänger theilt Hauser nicht („ich höre sie über ein halbes Jahr-
    hundert“), noch weniger theilt er die übliche Bewunderung für die alt-
    italienische Gesangsschule oder die Bemühungen einiger Autoren, diese
    gerühmte Methode der Bernacchi und Pistocchi für die Jetztzeit wieder
    auszugraben. Die Untersuchung Hauser’s über dieses Thema, die ihn,
    gegen Mannstein polemisirend, zu dem Resultate führt, „daß die ganze
    Geschichte mit Bernacchi und seiner Schule eine Mythe ist“, enthält
    ungemein Interessantes und Eigenthümliches, wenn sie uns auch nicht
    ganz frei von einer lebhaften Eingenommenheit gegen italienischen Ge-
    sang und italienische Sänger scheint, auf deren Kosten der Verfasser
    die Deutschen mitunter allzu gnädig behandelt. Auf diese anziehende
    Einleitung folgt die eigentliche Gesangsschule, in deren Einzelheiten
    wir hier nicht eingehen können. Nur den Hauptpunkt der Hauser’schen
    Stimmbildungs-Methode wollen wir hervorheben, daß nämlich der
    Schüler die Stellung des Kehlkopfes weder bei auf- noch absteigender
    Scala verändere. Die Abschnitte über das Athmen, über das Recita-
    tiv, die Verzierungen und Anderes enthalten treffliche Winke, so wie
    in den beigefügten Uebungen ein reichliches, werthvolles Material für
    den Gesangsunterricht zusammengetragen ist.
  • **)„Meinem lieben alten Freunde und Lehrer“ steht unter einem
    Porträt der Sonntag, das ich bei Hauser sah.