Wörter einzeln suchen

Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 2626. Wien, Freitag, den 15. December 1871

[1]

Concerte.

(Door’s Trio-Soiréen. — Philharmonisches Concert. — Productionen der Sing-Akademie, des Akademischen Gesangvereins und des Männergesang-Vereins. — Anna Regan und Sophie Menter. — Die Gesellschaft der Musikfreunde und Herr Bösendorfer.)


0006Ed. H. Die zweite Trio-Soirée der Herren Door,
0007Heckmann und Krumpholz hat an künstlerischer Bedeu-
0008tung, sowie an zahlreichem Besuch die erste übertroffen. Wenn
0009wir diesen Künstlern auch nur die Bekanntschaft mit Brahms’ 
0010H-dur-Trio (op. 8) verdankten, ihr Verdienst wäre unbe-
0011streitbar. Wie war es nur möglich, müssen wir fragen, daß
0012ein so geistvolles, unmittelbar wirkendes Stück eines berühm-
0013ten Zeitgenossen in Wien bisher gänzlich unbekannt bleiben
0014konnte? Verfügte vielleicht Herr Hellmesberger über so großen
0015Reichthum an guten neuen Clavier-Trios, um zehn Jahre lang
0016gerade an diesem vorüberzugehen? Brahms hat allerdings seit-
0017her sein Talent geklärt, seine Kunst verfeinert, vielleicht urtheilt
0018er selbst jetzt strenger über dieses Product noch unausgereifter
0019Künstlerschaft — es bleibt trotzdem ein lebensvolles, durch und
0020durch poetisches Tonwerk. Der stürmische Jugenddrang, die
0021strotzende Kraft dieser Composition (namentlich in den beiden
0022ersten Sätzen) reißt unmittelbar mit sich fort; über monotone
0023Längen, harmonische und rhythmische Cruditäten tröstet uns eine
0024Fülle schöner Gedanken und hauptsächlich der ganz eigenthüm-
0025liche energische Musikgeist, welcher das Ganze durchströmt.
0026Wie warm und überzeugend klingt gleich das Thema des ersten
0027Satzes ! Wie organisch, sich unablässig steigernd, baut er sich auf!
0028Nur schließen könnte dieser Satz ein wenig früher, etwa dicht
0029vor dem Fugato, dessen Eintritt ungefähr wirkt, wie ein la-
0030teinisches Schulcitat in einem begeisterten Liebesgedicht. Von
0031gleicher Frische, nur noch viel strammer, ist das Scherzo,
0032eines der besten, die seit Beethoven geschrieben wurden.
0033Weniger befriedigt das Adagio mit seiner rhapsodischen Form
0034und seinen gesuchten Seltsamkeiten; auch das Finale steht hin-
0035ter den ersten Sätzen zurück. Aber trotz alledem ist Brahms’
0036H-dur-Trio ein Tonstück, desgleichen man unter den Kammer-
0037Compositionen neuester Zeit mit der Laterne suchen muß, ohne
0038etwas zu finden. Wie unfruchtbar (qualitativ) die Gegenwart
0039im Fache der Kammermusik dasteht, zeigte unter Anderem die
0040dritte Door’sche Soirée, welche ein Raff’sches Trio (op. 112)
0041mit sehr bescheidener Wirkung vorführte. Von demselben Com-
0042ponisten wurde im zweiten Philharmonischen Con-
0043cert
eine Programm-Symphonie: „Im Walde“, mit ebenso 
0044mäßiger Theilnahme und kargem Beifalle gehört. Es ist etwas
0045Räthselhaftes um die künstlerische Carrière Raff’s, eines
0046Musikers, der doch unstreitig Talent besitzt, alle Handgriffe
0047der Technik kennt, auch sonst über eine vielseitige Bildung
0048verfügt und trotzdem mit jedem Werke vereinzelt, gleichsam
0049neu anfangend vor dem Publicum steht. Dabei ist Raff von
0050erstaunlicher Productivität; er hat bereits Opus 160 über-
0051schritten. In jedem seiner größeren Stücke gibt es höchst an-
0052regende Partien, und dennoch hat kein einziges sich in den
0053Concert-Programmen festgesiedelt, ist kein einziges in Fleisch
0054und Blut der Nation gedrungen. Es fehlt doch eben der
0055tiefere musikalische Gehalt, die innere Wahrhaftigkeit.


0056Der Mißwachs, welchen wir eben bezüglich der Instru-
0057mentalmusik beklagt haben, herrscht nicht minder fühlbar auf
0058dem Felde der Chor-Composition. Das letzte Concert des von
0059Herrn Ernst Franck erfolgreich geleiteten Akademischen
0060Gesangvereines
vermochte mit keiner seiner Novitäten
0061durchzudringen; die beiden Hauptnummern, zwei Männerchöre
0062mit Orchester von B. Hopfer („Friedrich Rothbart“) und
0063Liszt (eine harmonische Tortur des Studentenliedes:
0064Gaudeamus igitur“), wirkten geradezu abstoßend. Die Wie-
0065ner Sing-Akademie
wiederholte unter Herrn Wein-
0066wurm’s
Direction ihre vom vorigen Jahr her bekannte (un-
0067vollständige) Aufführung von Händel’s Cantate „L’Allegro,
0068il Pensieroso ed il Moderato“. Die Stelle des Orchesters
0069vertrat leider ein Clavier, auch die vocale Besetzung (insbe-
0070sondere der Sopranpartie, welche eine vollendete Coloratur-
0071Sängerin erheischt) war derart, daß diese Händel-Aufführung
0072mehr den Charakter einer Hausunterhaltung als eines großen
0073öffentlichen Concertes trug. Möchten wir doch einmal das
0074wenig gekannte, an Schönheiten überreiche Werk mit Orchester
0075und von fertigen Gesangskünstlern zu hören bekommen! Für
0076diesen Fall empfehlen wir dringend die Benützung der soeben
0077(bei Leuckardt in Leipzig) erschienenen Orchester Bearbei-
0078tung von Robert Franz, an welcher man den Reichthum
0079wie die Bescheidenheit, den Sinn für Klangschönheit wie für
0080Charakteristik gleich bewundern muß. Einen vollen, unver-
0081kümmerten Genuß der Händel’schen Cantate wird man heut-
0082zutage wol nur mittelst dieser Bearbeitung erzielen, welche
0083ohne eine Note des Originals wegzulassen oder zu verändern,
0084eine reichere, dem modernen Ohre unentbehrliche Instrumental-
0085fülle hinzufügt. Man schlage die Franz’sche Partitur an
0086einer beliebigen Stelle auf und urtheile unbefangen, ob Händel 
0087und seinem Werke mehr gedient sei mit dem trockenen, dürf-
0088tigen, größtentheils auf das Streichquartett beschränkten Ori-
0089ginal-Accompagnement oder mit der farbenreichen Bearbeitung
0090von Robert Franz.


0091Ungleich würdiger präsentirte sich die vom Wiener
0092Männergesang-Verein
veranstaltete Concert-Auffüh-
0093rung des „Oedipus in Kolonos“. Die Mendelssohn-
0094schen Chöre klangen erhebend und erschütternd unter Herrn
0095Kremser’s energischer Leitung; das verbindende Gedicht
0096declamirte Herr Krastel mit deutlichem, weithinschallendem
0097Organe, nur zu sehr im salbungsvollen Predigertone. Meister-
0098haft sprachen Herr Lewinsky und Fräulein Bognar die
0099melodramatischen Stellen des Oedipus und der Antigone.
0100Die wahrhaft andächtige Stimmung des Publicums drängte
0101uns neuerdings zu dem Gedanken, wie ganz anders noch,
0102tiefer und eindringlicher, eine wirkliche Bühnenaufführung
0103dieser Tragödie wirken müßte. Seit zwanzig Jahren singt
0104unser trefflicher Verein die Oedipus- und Antigone-Chöre mit
0105demselben, mehr störenden als unterstützenden Nothbehelf einer
0106verbindenden Declamation. Wär’s nicht an der Zeit, daß die
0107Herren vom Männergesang-Verein nun ein Uebriges thäten,
0108ein Außergewöhnliches, nenne man’s einen Geniestreich, mit
0109der scenischen Aufführung des „Oedipus“ oder der „Antigone“?
0110Sollte dieser edle, läuternde Kunstgenuß nicht einmal aus-
0111nahmsweise, etwa für einen Wohlthätigkeitszweck, zu erreichen
0112sein? Wenn nicht der Männergesang-Verein, so könnte ein
0113kunstsinniger Schauspiel-Director die Initiative ergreifen; von
0114Herrn v. Dingelstedt hat man sich ja derlei Thaten ver-
0115sprochen. So gut man die Hofschauspieler hergibt und sie
0116sich selbst hergeben zu Sensationsstücken, wie der „Kinder-
0117arzt“, die „Cameliendame“ etc., von denen das Burgtheater
0118auch keinen Vortheil hat, so gut wird sich das wol auch im
0119Interesse eines so großartigen und für Wien gänzlich neuen
0120Schauspieles thun lassen. Sobald man die Sache nur ernst-
0121lich will, wird man auch die Schwierigkeiten der Ausführung
0122besiegen, wie sie ja auch in Berlin, München und Dresden 
0123so erfolgreich besiegt worden sind.


0124Unter den Solo-Concerten der letzten Woche haben die
0125Productionen der Sängerin Anna Regan und der Pianistin
0126Sophie Menter den lebhaftesten Anklang gefunden. Beide
0127Künstlerinnen, in Wien längst bekannt und beliebt, sind in
0128diesen Blättern wiederholt gewürdigt worden. Fräulein Regan be-
0129wies neuerdings in ihrem (bereits von einem anderen Re-
0130ferenten besprochenen) Concert, welch schöne Wirkungen eine
0131gediegene Gesangstechnik im Bunde mit einem stylvoll ob-
0132jectiven Vortrag zu erreichen vermag, selbst bei bescheidenen
0133Stimm-Mitteln und etwas passivem Temperament.

[2]


0134Fräulein Sophie Menter bewährte sich im Vortrage
0135von Compositionen Scarlatti’s, Tausig’s, Liszt’s und Cho-
0136pin’s als eine Virtuosin von glänzender Fertigkeit und vielem
0137Geschmack; der Ausdruck tieferer Empfindung tritt gegen ihre
0138Bravour allerdings in den Schatten. So glänzend Fräulein
0139Menter das Meiste spielte, sie schien uns doch noch unter
0140der Nachwirkung ihrer kürzlich überstandenen Krankheit zu
0141leiden. Ihr Spiel hatte nicht ganz jene Freudigkeit und
0142siegesgewisse Sicherheit wie damals, als sie mit Liszt’s Es-dur-
0143Concert in Wien so beneidenswerth debutirte.


0144In meinem letzten Concertbericht erwähnte ich des facti-
0145schen Monopols, welches Herrn Bösendorfer’s Claviere in
0146den Concerten der Gesellschaft der Musikfreunde und ihres
0147artistischen Directors Hellmesberger ausüben. Die Direction
0148dieser Gesellschaft ersucht mich, hier mitzutheilen, daß „weder
0149von ihr noch von einem ihrer berufenen Organe je eine Ver-
0150fügung getroffen worden sei, welche eine derartige Anschuldi-
0151gung zu begründen geeignet wäre“. Indem ich diesem An-
0152suchen bereitwillig entspreche, muß ich meinerseits mit einigen
0153Worten auf den Gegenstand zurückkommen. Fürs erste bin
0154ich und war ich vollständig überzeugt, daß die Direction nie-
0155mals eine eigene „Verfügung“ getroffen, etwa einen
0156Ukas publicirt habe, durch welchen alle Nicht-Bösen-
0157dorfer’schen Claviere aus den von der Gesellschaft gegebe-
0158nen oder von ihr beherbergten Concerten ausgeschlossen werden.
0159Ich habe auch nicht von einem legalen, sondern ausdrücklich
0160von einem „factischen“ Monopol gesprochen, und selbstver-
0161ständlich nur auf einen moralischen Zwang angespielt, der
0162mitunter in dieser Richtung ausgeübt werden mag. Ist doch
0163die Gesellschaft der Musikfreunde keine Behörde, welche
0164allenfalls durch Gerichtsdiener einen Virtuosen an ein Bösen-
0165dorfer’sches Clavier niederzwingen kann, wenn dieser für seinen
0166Geschmack ein anderes vorzieht. Moralischer Zwang kann be-
0167kanntlich durch ein Ersuchen, durch einen sanften Wink und
0168dergleichen ausgeübt werden Leuten gegenüber, die unserer be-
0169dürfen oder irgendwie von uns abhängen. Daß derlei Winke
0170zu Gunsten Bösendorfer’s in dem Palais der Musikfreunde
0171geben werden — vielleicht von Organen, die nicht „beru-
0172fen“, sondern nur „auserwählt“ sind — ist ein öffentliches
0173Geheimniß. Daß ich offen aussprach, was ohnehin jedes Kind
0174hier weiß, habe ich angesichts zahlreicher Beweise allgemeiner
0175Zustimmung nicht zu bereuen. Das factische Monopol des
0176Herrn Bösendorfer in den Wiener Concerten läßt sich docu-
0177mentarisch nachweisen: durch eine vollständige Sammlung der
0178Concertzettel aus den letzten Jahren. Auf jedem prangt der 
0179unausweichliche Beisatz: „Clavier von Bösendorfer“. Aus-
0180nahmen von dieser Regel kommen in manchem Jahre gar
0181nicht vor, in anderen vielleicht im Verhältniß von 1:80.
0182Daraus müßte man nothwendig den Schluß ziehen, daß
0183Herr Ludwig Bösendorfer der einzige vorzügliche und renom-
0184mirte Clavierfabrikant in Wien sei. Das ist ein falscher
0185Schluß und darum jenes Monopol ein künstlich geschaffenes.


0186Jeder musikalisch Gebildete, hier wie im Auslande, weiß
0187sehr gut, daß Wien neben Herrn Bösendorfer noch andere,
0188mindestens ebenso tüchtige Clavierfabrikanten besitzt. Es mögen
0189hier blos Streicher und Ehrbar genannt sein, deren
0190Instrumente auf den Weltausstellungen dieselben (theilweise
0191auch höhere) Auszeichnungen wie die Bösendorfer’schen erhiel-
0192ten, in den vornehmsten Salons und Instituten mindestens
0193ebenso stark vertreten und von Kennern den Bösendorfer’schen
0194zum mindesten gleichgestellt, wol auch vorgezogen werden.


0195Wir haben es hier nicht mit der Beurtheilung dieser
0196Instrumente zu thun — dazu wird sich wol ein passenderer
0197Anlaß finden — sondern lediglich mit der auffallenden That-
0198sache, daß fast niemals in einem öffentlichen Concerte Strei-
0199cher oder Ehrbar gespielt werden, selbst von Virtuosen und
0200Professoren nicht, welche unter vier Augen diese Firmen höch-
0201lich zu preisen wissen. Die Erklärung dieser Thatsache wird
0202leicht selbst finden, wer mit den hiesigen Verhältnissen
0203und der ruhelosen, vielfachen Betriebsamkeit des Herrn Bösen-
0204dorfer bekannt ist. In diesen Bemühungen, welche wir einem
0205Fabrikanten und Kaufmanne nicht verübeln wollen, wird er
0206vor Allem unterstützt durch den Namen seines Vaters, den
0207er geerbt, und theilweise auch durch die besondere Protection
0208der Gesellschaft der Musikfreunde.


0209Herr Ludwig Bösendorfer hat der Gesellschaft der Musik-
0210freunde 14 oder 16 neue Claviere geschenkt, welche er das
0211ganze Jahr hindurch unentgeltlich in Stand erhält. Möglich,
0212daß Herr Bösendorfer das Alles aus purer Begeisterung thut;
0213auf alle Fälle begründet seine Gefälligkeit einen Anspruch auf
0214Gegengefälligkeiten. Die Direction der Musikfreunde ist Herrn
0215Bösendorfer verpflichtet. Einen moralischen Zwang übt man
0216oft nur aus, weil man selbst unter einem solchen steht; man
0217gibt ihn gleichsam weiter. Angenommen, daß die Gesellschaft
0218der Musikfreunde wirklich anderen Clavierfabrikanten die
0219Möglichkeit der Concurrenz mit Bösendorfer nicht abschneide,
0220es bleibt doch immer eine Unterlassungssünde, daß sie die
0221Gelegenheit zu solcher Concurrenz nicht selbst bietet. Als er-
0222stes Musik-Institut Wiens, ja der Monarchie, hätte die Ge-
0223sellschaft die Verpflichtung, in jedem musikalischen Zweige 
0224einen Wettkampf der Besten zu befördern. So wenig aber die
0225Direction der Gesellschaft der Musikfreunde ihre erledigten
0226Professorenstellen im Wege freier Concurs-Ausschreibung be-
0227setzt, sondern schlechtweg an ihr beliebige Persönlichkeiten ver-
0228gibt, so wenig ermöglicht sie einen Wettkampf in der Instru-
0229menten-Fabrication. Daß die Gesellschaft ihr Conservatorium aus-
0230schließlich mit Bösendorfer’schen Clavieren versehen hat, das war
0231der erste Schritt auf dem abschüssigen Wege der Protection. Die
0232Schüler und Professoren des Conservatoriums sind dadurch auf
0233den ausschließlichen Gebrauch Bösendorfer’scher Claviere ange-
0234wiesen; sie lernen niemals Instrumente anderer Fabrikanten
0235behandeln und mit den ihrigen vergleichen. Wenn die Schüler
0236als angehende Clavier-Virtuosen das Conservatorium verlassen,
0237so sind sie mit Bösendorfer förmlich verwachsen und in völliger
0238Unwissenheit darüber, daß es noch andere Claviere auf der
0239Welt gibt; treten nun gar die Professoren zeitweilig als Con-
0240certspieler auf, so hüten sie sich noch mehr, das Bösendorfer’sche
0241Glaubensbekenntniß, in welchem sie engagirt und erzogen wurden,
0242abzuschwören. Um noch durch eine besondere Demonstration
0243Herrn Ludwig Bösendorfer über alle seine Collegen zu
0244erheben, ernannte ihn die Gesellschaft der Musikfreunde
0245zum Ehrenmitglied — eine Auszeichnung, die noch keinem
0246Instrumentenmacher, nicht einmal den beiden verewigten
0247Großmeistern der Wiener Clavier-Fabrication, Ignaz
0248Bösendorfer und J. B. Streicher, zu Theil gewor-
0249den. Der Werth dieser Ehrenmitgliedschaft ist freilich sehr
0250zweifelhaft geworden; vordem eine seltene Anerkennung be-
0251rühmtester Componisten und Musikgelehrten, ist dieselbe unter
0252der gegenwärtigen Direction zu einer Art Douceur für
0253allerlei Bemühungen und Gefälligkeiten herabgesunken. Hätte
0254Dr. Ambros, der erste Musik-Historiker Oesterreichs, der
0255Direction neue Tische und Bänke für ihre Künstlerabende
0256geschenkt, so würde ihm dafür vielleicht das Ehrendiplom zu
0257Theil geworden sein; nachdem er aber der Gesellschaft der
0258Musikfreunde blos seine „Geschichte der Musik“ dedi-
0259cirt hat, fiel es natürlich der Direction nicht ein, bei Ernen-
0260nung der Ehrenmitglieder von dem Manne Notiz zu nehmen.
0261Herr Ludwig Bösendorfer jedoch empfing zu allen sonstigen
0262Auszeichnungen, welche sein hochbegabter Vater niemals er-
0263reicht hat, auch das Ehrendiplom der Gesellschaft der Musik-
0264freunde. Glücklicherweise ist damit nur für die Direction der
0265„moralische Zwang“ verknüpft, Ludwig Bösendorfer’s Claviere
0266für besser als die von Ehrbar und Streicher, ja für die einzig
0267spielbaren in der Monarchie zu halten.