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Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 3675. Wien, Mittwoch, den 18. November 1874

[1]

Musik.

(Erstes Philharmonisches Concert. — Erstes Gesellschafts-Concert. — Pauline Lucca als Zerline.)


0004Ed. H. „Und immer circulirt ein neues frisches
0005Blut!“ Unsere Concert-Dirigenten seufzen längst ungläubig,
0006citirt man ihnen das Wort Mephisto’s, das so gar nicht
0007passen will auf die musikalische Productivität unserer Zeit.
0008Mit welcher, meist schlecht gelohnten Mühe die Theater-
0009Directoren nach guten neuen Opern suchen, ist bekannt.
0010Aber im Concertsaale stehen die Dinge nicht viel besser.
0011Wir werden bald gar keine Novitäten mehr haben und
0012lediglich auf das Repertoire des „Bewährten“ angewiesen
0013sein — so hören wir die Leiter unserer großen Orchester-
0014Concerte seit Jahren klagen. Fast sind die wenigen Orchester-
0015sachen von Brahms und Volkmann das einzige in
0016diesem Fach Hervorragende aus neuester Zeit. Brahms ist
0017seit zwanzig, Volkmann seit dreißig Jahren thätig — wo
0018bleibt der Nachwuchs? Wo circulirt ein neues frisches
0019Blut? Das sind trübe, umwölkte Aussichten, aber sie
0020machen jeden unerwartet durchbrechenden Lichtstrahl doppelt
0021willkommen. Mit aufrichtiger Freude begrüßen wir jeden
0022Neuen, der mit einer Orchester-Composition entschieden durch-
0023dringt und eine fruchtbare Zukunft verspricht. Dies ist der
0024Fall mit Herrn Robert Fuchs, ehemaligen Zögling des
0025Wiener Conservatoriums und Componisten der im Phil-
0026harmonischen Concert aufgeführten „Serenade für Streich-
0027orchester“. Das Werk verräth ein echtes, anmuthiges,
0028musikalisch gesundes Talent. Es besteht aus fünf ziemlich
0029knappen, schön abgerundeten Sätzen und bewegt sich auf
0030jenem mittleren Niveau zarter, freundlicher Empfindung,
0031das dem Serenadenstyl entspricht. Bedeutend im Sinne
0032eines ungewöhnlichen Gedankengehaltes oder einer im-
0033ponirenden Meisterschaft kann man die Novität nicht nennen;
0034doch schätzen wir sie in ihrer maßvoll harmonischen Be-
0035schränkung höher als so viele Erstlingsproducte, die um
0036jeden Preis nur „bedeutend“ sein wollen. Weder durch ver-
0037giftete Rhythmik, noch durch zweischneidige Harmonie sucht 
0038Fuchs als Geistreicher zu kokettiren; auch macht er keine
0039Miene, Beethoven nachfliegen zu wollen, höchstens Volk-
0040mann’s
reizenden Serenaden. Die Composition fließt in
0041Einem Zug ohne bizarre Seitensprünge dahin und ist in-
0042teressant, ohne aus dem Interessantsein ein Geschäft zu
0043machen. Jeder der fünf Sätze spricht warm und natürlich
0044aus, was gesagt werden sollte, und schließt, sobald der
0045Componist nichts mehr zu sagen hat. Fuchs ahmt keinen anderen
0046Componisten nach und hat doch offenbar von allen gelernt.
0047Von den einzelnen Sätzen gefiel am meisten der erste, ein
0048sehr melodiöses, zwischen Laune und Empfindung schweben-
0049des Andante, dann das Allegro scherzando in B, in seiner
0050Fröhlichkeit und leichten Contrapunktik eine Art moderni-
0051sirter Haydn. Im Verhältniß zu den früheren Sätzen
0052scheint mir nur das Finale etwas zu weit ausgesponnen.
0053Der Erfolg mochte wol die Erwartungen des bescheidenen
0054Componisten übertreffen, den hervorzurufen das Publicum
0055nicht müde wurde. Es ist zu wünschen, daß dieses schön
0056aufstrebende Talent in möglichst ungehemmter Schaffenslust
0057erhalten und durch irgend eine gesicherte Stellung über die
0058gemeine Noth des Lebens gehoben würde. Die übrigen Num-
0059mern des ersten Philharmonischen Concerts waren Men-
0060delssohn’s
 Melusina-Ouvertüre, Schumann’s Ouver-
0061türe zur „Braut von Messina“, endlich Beethoven’s 
0062B-dur-Symphonie. Capellmeister Dessoff wurde demon-
0063strativ mit anhaltendem Applaus begrüßt; war es doch be-
0064kannt geworden, daß dieser Concert-Cyklus leider der letzte ist,
0065welchen Herr Dessoff vor seinem Abgang nach Karlsruhe hier
0066dirigirt. Mit aufrichtigem, lebhaftestem Bedauern sehen wir
0067Dessoff von Wien scheiden, wo er als Concertdirigent, als
0068Opern-Capellmeister, als Lehrer, endlich als eine Zierde der
0069besten Gesellschaftskreise schmerzlich vermißt werden wird.


0070Das erste Abonnements-Concert der Gesellschaft
0071der Musikfreunde
begann mit einer Ouvertüre von
0072Rubinstein zu „Dimitri Donskoi“. Die Oper selbst ist
0073uns unbekannt, die Ouvertüre hätte es immerhin auch
0074bleiben können. Die Einleitung, ein düster brütendes
0075Adagio, scheint mit ihren ligirten Achtelfiguren etwas
0076Bedeutendes anzukündigen, beinahe etwas ganz bestimmtes
0077Bedeutendes, nämlich die „Egmont“-Ouverture: allein das 
0078mehr an Mendelssohn erinnernde G-moll-Allegro in Sechs-
0079viertel-Tact enttäuscht uns, es ist sehr breit, aber nichts
0080weniger als tief. Der Componist streckt und müht sich in
0081jeder Weise, doch will ihm absolut nichts Rechtes einfallen.
0082Viel erfreulicher wirkte eine bescheidene Novität von J.
0083Brahms, eigentlich ein lyrisches Kleeblatt: drei Lieder
0084für gemischten Chor (aus Op. 62). Man kennt die schlichte
0085Herzlichkeit des Ausdrucks, den klangvollen Vocalsatz, den
0086ans Volkslied anklingenden, mitunter etwas alterthümelnden
0087Ton, wodurch die Chorlieder von Brahms sich auszeichnen.
0088Für das schönste von den dreien erachten wir: „Dein Herz-
0089lein mild“ (aus Paul Heyse’s Jungbrunnen); in der
0090Waldesnacht“ ist der Aufschwung in die Octave bei dem
0091Ausruf: „O wie ist dein Rauschen süß!“ ein schöner und
0092wahrer Zug. Nicht in gleichem Maße befriedigte uns das
0093Liebeslied „Spazieren wollt’ ich reiten“, dessen Refrain
0094„Trab, trab“ sich in so hoher Lage nicht gut ausnimmt;
0095ein Chor von Sopranstimmen erschnappt nur schwer und
0096spitzig das kurz anzuschlagende hohe A in dieser Figur.
0097Nachdem sich Brahms in dem Concert als Dirigent und
0098Tondichter hervorgethan, glänzte er überdies noch als
0099Pianist mit dem Vortrag von Beethoven’s Es-dur-Concert.
0100„Glänzen“ ist eigentlich nicht das rechte Wort, denn wenn
0101seinem edlen, gediegen musikalischen Vortrag Eines abgeht,
0102so ist es eben der Glanz, jene selbstbewußte und selbstzu-
0103friedene Kühnheit, mit der wir gerade den Concertspieler
0104gerne fröhlich dahinsprengen sehen. Brahms’ sinnige, mehr
0105nach Innen gekehrte Natur meidet Alles, was an blos
0106äußerlichen Effect, an Virtuosenthum mahnen könnte, und
0107geht in dieser Prunklosigkeit leicht etwas zu weit. Ungemein
0108schön spielt er das Adagio; in den Allegrosätzen vermißten
0109wir die kräftige Entschiedenheit der Bässe und den bril-
0110lanten Schliff der Passagen. Brahms will immer nur die
0111Composition für sich sprechen lassen und drängt den Spieler
0112allzu bescheiden zurück. Den Schluß machte Berlioz’ 
0113Symphonie „Childe Harold“, die wir vor einigen Jahren
0114unter Herbeck’s Direction gehört. Ueberall und jeder-
0115zeit hat von den vier Sätzen dieses Tongemäldes,
0116welches halb Symphonie, halb Viola-Concert, halb
0117Oper ohne Worte ist, nur der Pilgermarsch lebhaften [2]
0118Anklang gefunden. Eines der geistreichsten, zugleich klarsten
0119und abgerundetsten Stücke von Berlioz, fesselt der Pilger-
0120marsch insbesondere durch seine reizenden Klangeffecte; da
0121läßt man sich auch die sonderbare Rolle der Solo-Bratsche,
0122welche die Person des Harold darstellen soll, gefallen. Da-
0123gegen wird eine ganze lange Symphonie hindurch dieses
0124unersättliche, aufdringliche Monopolisiren der Bratsche über-
0125aus lästig, eine wahre musikalische Arroganz. Berlioz er-
0126zählt in seinen Memoiren, daß der Wunsch Paganini’s,
0127Berlioz möchte für ihn ein Viola-Concert componiren, die
0128erste Anregung gab. Paganini erschrak aber bei dem Anblick
0129der vielen Pausen in der Violastimme, er wollte als Vir-
0130tuose nicht so lange schweigen. So führte denn Berlioz,
0131ohne weitere Rücksicht auf Paganini, seine Symphonie aus,
0132deren Titel: „Childe Harold en Italie“, an das Gedicht 
0133Byron’s anspielen sollte, während ihr Inhalt die italieni-
0134schen Reise-Eindrücke des Componisten selbst illustrirte. Wie
0135in der „Phantastischen Symphonie“, sollte auch hier Ein
0136Hauptthema (die erste Melodie der Solo-Bratsche) sich durch
0137das Ganze wiederholen, nur mit dem Unterschiede, daß dort
0138die „double idée fixe“ in ganz fremdartigen Scenen als
0139unerwarteter Gegensatz auftaucht, während hier der Gesang
0140Harold’s sich zwar dem Orchester überordnet, aber ein-
0141trächtig mit diesem fortgeht, ohne die Entwicklung zu unter-
0142brechen. Ich weiß nicht, wie es Anderen ergeht mit dieser
0143Symphonie, mir erscheint sie mit jeder neuen Aufführung
0144dürftiger, gekünstelter, unmusikalischer, in ihrer melodischen
0145Armuth geradezu bemitleidenswerth. Als Berlioz im Jahre
01461846 mit einer langen Reihe glänzender Concerte sich in Prag 
0147und Wien einführte, da kam seine Musik wie ein feuriges Meteor
0148über uns. Sie war etwas so Ungeahntes, Blendendes, von
0149allem Gehörten so ganz Verschiedenes, daß sie den wehrlos
0150staunenden Hörer geradezu niederzwang: die Einen zu
0151schrankenloser Huldigung, zu tödtlichem Haß die Anderen.
0152Niemand blieb gleichgiltig, Niemand neutral. Nur eine ganz
0153ungewöhnliche Persönlichkeit konnte so wirken. Auch das
0154letzte Kennzeichen einer bedeutenden Kunsterscheinung blieb
0155nicht aus: daß sie zu Principienfragen Anlaß gibt. Die
0156tiefsten Controversen der Tonkunst, die Frage nach Form 
0157und Inhalt derselben, nach den Grenzen ihres Reiches, nach
0158ihrem Verhältniß zur Dichtkunst und Malerei wurden durch
0159Berlioz aufgewühlt, an Berlioz die ererbten Gesetze der
0160Aesthetik neu geprüft und gemessen. Wer nur zum ersten-
0161mal dieser Musik lauschte, naiv oder reflectirend, gerieth in
0162gährende Bewegung. Diese Gährung hatte seither Zeit, sich
0163zu klären. Wenn auch nicht ganz, so ist doch zum großen
0164Theil das Befremdende der Berlioz’schen Musik zurück-
0165getreten. Eine Richtung der Musik, wesentlich durch Berlioz 
0166selbst, wenngleich ohne seinen Wunsch hervorgerufen, gewann
0167Raum und wurde von einer compacten Gruppe jüngerer Ton-
0168dichter mit großer Consequenz verfolgt. Es erschienen
0169Wagner, Liszt und die vielen kleineren Leute der Weimar’schen
0170Schule. Die Tendenz der Berlioz’schen Musik ist uns somit
0171durch verwandte Bestrebungen näher gerückt, während der
0172Meister selbst mit seiner geistvollen fesselnden Persönlichkeit
0173in objectivere Ferne zurückwich. Robert Schumann, der
0174bekanntlich bei der ersten Bekanntschaft mit Berlioz’ Werken
0175in Enthusiasmus gerieth, ja ihnen in Deutschland den Boden
0176bereitete, er hat in späteren Jahren sehr kühl, fast ablehnend
0177von seinem einstigen Liebling gesprochen. Auch das Publicum
0178des ersten Gesellschafts-Concertes nahm die Harold-
0179Symphonie, mit Ausnahme des Pilgermarsches, ziemlich
0180gleichgiltig auf. Es ist eine mühselige Musik voll krampf-
0181hafter Anstrengung, ein höchst dürftiger musikalischer Kern
0182mit dem glänzendsten orchestralen Purpur bekleidet. Der
0183Harold-Symphonie fehlen jene Klänge tiefer Wehmuth und
0184süßer Zärtlichkeit, welche in anderen Werken Berlioz’
0185(„Scène aux champs“ in der Phantastischen Symphonie,
0186Liebesscene in „Romeo und Julie“) so mächtig ergreifen.
0187Das Finale (Orgie der Räuber) ist ein wahres Kirchweih-
0188fest des Häßlichen und Rohen, die „Walpurgisnacht“ der
0189Symphonie fantastique ins Menschliche übersetzt, wenn
0190man solche Unmenschen, wie die sich auf gut Berliozisch
0191freuenden Banditen, noch mit diesem Titel beehren darf. —
0192Concertmeister Hellmesberger excellirte im Vortrag
0193des Bratschen-Solos.


0194In der Komischen Oper hat Frau Pauline Lucca,
0195königlich preußische Kammersängerin, ihr Gastspiel als Zer
0196line in „Don Juan“ eröffnet. Vorerst unser Compliment
0197an Herrn Hasemann, dessen Thätigkeit es gelungen ist,
0198für sein kaum eröffnetes Theater die Lucca zu gewinnen,
0199nach deren Besuch man sich im Hofoperntheater seit Jahren
0200vergeblich sehnt. Pauline Lucca gilt gegenwärtig für die erste
0201deutsche Gesangs-Celebrität; als Wiener Kind, das seine
0202Anfänge im Kärntnerthor-Theater gemacht, übt sie auf unser
0203Publicum eine doppelte Anziehungskraft. Ich bewahre als
0204Curiosität eine alte „Freischütz“-Kritik vom Jahre 1858,
0205welche mit der bescheidenen Interpellation schließt, ob denn
0206die Direction nicht versuchen möchte, die stimmbegabte und
0207anmuthige Sängerin des Brautjungfernliedes, Fräulein Lucca,
0208einmal mit einer etwas größeren Partie zu betrauen? Meine
0209Interpellation blieb ebenso unbeachtet wie das flehentliche
0210Bitten der jungen Sängerin, deren Stimme dem damaligen
0211Director nicht stark genug schien. Fräulein Lucca wäre da-
0212mals für eine Gage von sechshundert Gulden am Hofopern-
0213theater geblieben; man wollte sie nicht, und so nahm sie ein
0214Engagement in Olmütz an, um gleich darauf nach Prag zu
0215avanciren. Hier machte die Lucca — vor einigen Monaten
0216noch Brautjungfer im „Freischütz“ und zweiter Genius in
0217der „Zauberflöte“ — Furore als Norma und wurde sofort
0218von Herrn v. Hülsen, der ihretwegen nach Prag gereist war,
0219als Primadonna für die Berliner Hofoper gewonnen. Es ist
0220nicht das erste Talent, welches dieser Intendant aus dem
0221Dunkel emporgezogen hat; hegt er doch die richtige Ueber-
0222zeugung, daß der Director einer großen Opernbühne ebenso
0223viel Zeit im Eisenbahnwaggon als vor dem Schreibtisch zu-
0224bringen müsse. Bei uns hat man, mit Ausnahme der Bet-
0225telheim
, keine einzige bedeutende junge Sängerin für Wien 
0226zu erhalten gewußt, und wenn einmal Schritte gethan wur-
0227den, um noch unberühmte, aber glänzende Gesangstalent für
0228das Hofoperntheater zu gewinnen, so waren fremde Inten-
0229danten uns längst zuvorgekommen.


0230Frau Lucca hat in der Komischen Oper als Zerline 
0231großen Beifall geerntet und wäre mit einer anderen An-
0232trittsrolle wol noch kräftiger durchgedrungen. Zerline ist
0233eine Episodenrolle und mehr auf feines Detail als auf
0234schlagende Wirkung angelegt. Frau Lucca verrieth gleich in [3]
0235den ersten Scenen die geniale dramatische Künstlerin, die
0236unbekümmert um blos Conventionelles, jede Rolle aus sich
0237heraus schafft. Ein kräftiger Realismus beherrschte ihre
0238ganze Leistung, welche vom dramatischen Gesichtspunkte noch
0239bedeutender war, als vom rein musikalischen. Die psycholo-
0240gische Feinheit, mit welcher sie in dem ersten Duett mit
0241Don Juan den Uebergang vom Widerstreben zur Bereit-
0242willigkeit, ihm zu folgen, zeichnete, war bewunderungswürdig.
0243Man erwäge nur, wie wenig Zeit Mozart seiner Zerline 
0244dazu gönnt! Offenbar im Interesse dieses Details nahm
0245Frau Lucca das Tempo ziemlich langsam, wie sie denn
0246überhaupt das Zeitmaß und den Rhythmus etwas frei be-
0247handelt. Auch ihre erste Arie („Batti, batti“) war mit
0248reizender Natürlichkeit gespielt und gesungen. Weniger be-
0249friedigte uns die zweite Arie in C-dur, deren Schlußtacte
0250sie zu stark und heroisch vorträgt. Das Bestreben,
0251durch vollen und großen Ton zu wirken, schien uns über-
0252haupt in der ganzen Rolle bemerkbar, der Vortrag bekam
0253dadurch mitunter etwas Schwerflüssiges, Nachdrückliches, das
0254in anderen Partien von besserer Wirkung sein dürfte. Uebri-
0255gens hat Frau Lucca gerade mit der zweiten Arie das
0256Publicum am meisten enthusiasmirt; sie mußte dieselbe nach
0257anhaltendem Applaus und vielen Hervorrufen wiederholen.
0258Frau Lucca ist uns in ihrer anmuthigen Persönlichkeit
0259fast unverändert erschienen; die Stimme hat zwar den
0260einstigen jugendlichen Schmelz, aber nicht die Kraft und
0261Fülle eingebüßt. Die Fortsetzung ihres Gastspiels wird uns
0262willkommene Gelegenheit geben, eingehender, als es nach
0263dieser ersten Rolle möglich war, über Frau Lucca zu
0264sprechen. Es ist bekanntlich das letzte Gastspiel, das die be-
0265rühmte Sängerin vor ihrem gänzlichen Rücktritt ins Privat-
0266leben unternimmt. — Die Aufführung des „Don Juan“
0267in der Komischen Oper fiel sehr anständig aus und übertraf,
0268mit Rücksicht auf die Schwierigkeit der Aufgabe, unsere Er-
0269wartungen. Geradezu ungenügend können wir nur die Doña
0270Elvira nennen, müssen hingegen der Leistungen des Fräu-
0271leins Fröhlich (Doña Anna), dann der Herrn Erl,
0272Fischer, Hermany und Müller anerkennend ge-
0273denken.