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Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 4146. Wien, Samstag, den 11. März 1876

[1]

Musik.

(Die italienische Oper. „Faust. “„Il Trovatore.“ — Production der Opern-schule des Conservatoriums.)


0004Ed. H. Die beiden ersten italienischen Abende im Hof-
0005operntheater sind vorüber. Sie lassen jetzt schon den Erfolg
0006der Gesellschaft constatiren und ohneweiters dessen voraus-
0007sichtliches Anwachsen prophezeien. Gounod’s „Faust“ mit
0008Fräulein Heilbron hat das Publicum eben nur be-
0009friedigt, der zweite Abend („II Trovatore“) mit der Lucca 
0010entzückte es, und daß Adelina Patti’s unfehlbarer Triumph
0011in der „Traviata“ heute Abend nicht versagen wird, steht
0012wol fest. Fräulein Heilbron als Gretchen mit der Er-
0013öffnung der Saison zu betrauen, schien jedenfalls etwas ge-
0014wagt. Es haben hier so viele vortreffliche Künstlerinnen
0015dieser Rolle ihren Stempel aufgeprägt, daß wir darin nur
0016mehr sehen möchten, was vollendet und obendrein in irgend
0017einem Punkte eigenartig ist. Durchaus fein und correct,
0018hatte die Leistung Fräulein Heilbron’s viel Anziehendes,
0019aber nichts Elektrisirendes. Ihre wohlausgeglichene Stimme
0020und ihr wohlausgeglichenes Temperament, sie werfen beide
0021kein Feuer aus. Manches hat uns trotzdem sehr angenehm
0022berührt. Gleich beim Auftreten die edle Anmuth der Er-
0023scheinung, die sogar das eigene schwarze Haar nicht ver-
0024leugnete. Sie folgte dem Beispiele Pauline Lucca’s, welche
0025zuerst in einer italienischen Operngesellschaft die Ketzerei ge-
0026lehrt hat, es liege das „deutsche Gemüth“ Gretchens nicht
0027in der hellblonden Perrücke. Wohlthuend berührte uns der
0028schöne Ernst, mit dem Fräulein Heilbron die Rolle auf-
0029faßte und ohne jegliche Affectation oder Uebertreibung durch-
0030führte. Oft sind es gerade die nüchternsten Sängerinnen, welche
0031über ihre Leerheit durch ein unblässig rotirendes Spiel zu
0032täuschen suchen und damit doch nur die Luft bewegen. Wie viel
0033schöner und wahrer, wenn Fräulein Heilbron in dem Andante
0034des Liebesduetts regungslos, das große dunkle Auge auf
0035Faust geheftet, seinen Betheuerungen horcht. Nun muß es
0036aber Steigerungen geben und leidenschaftliche Höhepunkte. 
0037Gleich der folgende Monolog am Fenster, wo Gretchens
0038Liebesseligkeit in heißen Wogen überquillt, ist ein solcher, ihr
0039verzweiflungsvolles Ringen vor dem Madonnenbild ein
0040zweiter. Hier fehlte der Sängerin der Ausdruck überwälti-
0041genden Gefühls, an dem Sterbelager Valentin’s beinahe die
0042nöthige Theilnahme. Als Sängerin besitzt Fräulein Heilbron 
0043schätzenswerthe Vorzüge: sie singt rein, im besten Geschmack,
0044ohne eine der modernen Unarten, die uns so oft die schönste
0045Stimme verleiden. Einer anderen neuen Erscheinung begeg-
0046neten wir in der amerikanischen Miss Cary, deren kleiner,
0047weicher, ausgeglichener Mezzosopran sich fälschlich für einen
0048„Contra-Alto“ ausgibt. Das stört nicht in dem Part des
0049Siebel, welchen sie — rein musikalisch betrachtet — recht
0050gut sang. Trotzdem mißfiel uns die Leistung durch ihre Ge-
0051ziertheit. Daß alle Sängerinnen auf das Geschlecht Siebel’s
0052vergessen, der ein junger Bursch, aber doch ein Bursch ist,
0053und ein muthiger obendrein, sind wir schon gewohnt — aber
0054gar so ballet-frauenzimmerlich, so neckisch gelächelt und
0055gehüpft wollen wir ihn doch nicht dargestellt sehen. Der
0056Tenorist Capoul stand uns von der Patti-Saison her,
0057namentlich aus der „Traviata“, in angenehmer Erinnerung.
0058Sie hätte sich gewiß aufs günstigste erneuert, wäre Capoul in
0059dieser ihm so homogenen Rolle aufgetreten. Aber daß er den
0060Faust vorstelle (der auch in der Gounod’schen Verdünnung
0061doch immer noch Faust bleiben muß), das möge er Niemandem
0062einreden. Wer, wie Capoul, den Faust im ersten Act als
0063achtzigjährigen, humpelnden Greis mit langem weißen Barte
0064spielt, hat keinen Begriff vom Faust. Wer ihn im zweiten
0065und dritten als einen charmanten, süßen Stutzer darstellt,
0066genau so lächelnd und schmachtend wie Alfredo in der
0067Traviata“, der hat abermals keinen Begriff vom Faust.
0068Für Rollen, welche ernste Männlichkeit erfordern, ist das
0069Glück, ein schöner Tenorist zu sein, ein wahres Unglück. Ein
0070schöner Mann, wie Capoul, trennt sich um keinen Preis von
0071seiner modern über der Stirne verschnittenen Frisur und von
0072seiner Garnitur verschiedenartig zugespitzter Bärtchen; er muß
0073auch stets bedacht sein, durch breites Lächeln und süßen
0074Augenaufschlag die Glanzpartien seines Gesichtes ins Licht
0075zu setzen. Kurz, wir sahen diesen Faust keinen Augenblick 
0076ruhig, ernst und aufrecht dastehen; anfangs zappelte er vor
0077Alter, dann vor lauter Jugend und Schönheit. Von diesem
0078Vergreifen des Charakters abgesehen, erfreute Capoul durch
0079Eleganz des Vortrages, durch schmelzende (oft nur allzu ver-
0080zuckerte) Empfindung, endlich durch die Geschicklichkeit, mit
0081welcher er seiner etwas schadhaft gewordenen Stimme die
0082größtmöglichen Effecte abgewinnt. Zwei hier völlig unbekannte
0083Namen, Strozzi und Jamet, haben sich in der „Faust“-
0084Vorstellung rasch zu entschiedener Anerkennung emporgeschwun-
0085gen. Signor Strozzi, eine männlich-schöne Erscheinung, dabei
0086ernsthaft und ruhig, sang den Valentin mit weicher, volltönender
0087Baritonstimme und schlichter Empfindung. Er ist von der
0088ganzen Gesellschaft der echteste Italiener, um nicht zu sagen
0089der einzige. Die Stimme des Bassisten Jamet wirkt nicht
0090sowol durch Schmelz als durch charakteristische Schärfe und
0091Energie des Tones. Sein Mephisto bewährte den musikalisch
0092festen, geschulten Sänger, noch mehr den sehr talentvollen,
0093gewandten Schauspieler. Zum erstenmale sahen wir diese
0094wichtige Rolle, die von unseren deutschen Sängern meistens
0095nur geschlafen wird, gespielt, und sehr charakteristisch gespielt.
0096Die vortrefflich gewählte Maske war fortwährend belebt durch
0097das blitzende Auge und bewegliche Mienenspiel des Sängers.
0098Es lohnte sich, zu beobachten, wie dieser Mephisto kam und
0099ging, wie er sich setzte, wie er jetzt frech verhöhnte, jetzt
0100schadenfroh lauerte. Vielleicht gerieth Manches zu grell und
0101beweglich für deutsche Auffassung; jedenfalls gab uns Jamet 
0102eine einheitliche, bis ins kleinste Detail charakteristisch aus-
0103gemalte Figur. Wir freuen uns auf die weiteren Rollen
0104dieses Sängers, der, nebenbei bemerkt, für den besten italie-
0105nischen Darsteller des Caspar im „Freischütz“ gilt. — Ein
0106Gewinn, nicht blos an Zeit, war an diesem Abend die Weg-
0107lassung des großen Ballets im fünften Acte, welches Gounod 
0108nachträglich für die „Faust“-Aufführungen in der Pariser
0109Großen Oper einfügen mußte. Der in die scenischen Vor-
0110gänge des zweiten Actes so meisterhaft verwebte Kirmestanz
0111gehört zu den besten Ballet-Compositionen unserer Opern-
0112Literatur, das Ballet im fünften Acte zu den überflüssigsten und
0113insipidesten. Aber der Kirmeswalzer war eben nur ein Tanz,
0114nicht ein stylmäßiges Ballet mit langweiligen Soli u. dgl. [2]
0115und da mußte den Gewohnheiten der Großen Oper das
0116gebührende Opfer dargebracht werden. Diese nachträglichen
0117Concessionen bringen selten Gutes; zwei gesungene hörten
0118wir zum erstenmale von den Italienern: eine Cavatine des
0119Valentin im zweiten Act (aus dem melodiösen F-dur-Motiv
0120der Ouvertüre gebildet, das ursprünglich gewiß keine Be-
0121ziehung zu Valentin hatte), sodann zwei farblose Strophen
0122Siebel’s im dritten Act, welche, ohne musikalischen Gewinn,
0123die nach Entwicklung drängende Handlung aufhalten.


0124Der zweite Abend der italienischen Oper brachte Verdi’s 
0125Trovatore“. Ungleich mehr als die „Faust“-Vorstellung hat
0126er das Publicum erwärmt, ja theilweise enthusiasmirt.
0127Letztere Wirkung ging von Frau Pauline Lucca aus, deren
0128Leonore dramatisch wie musikalisch den Glanz- und Mittelpunkt
0129des Abends bildete. Die reichen Blumenspenden und rauschenden
0130Ovationen, welche die Künstlerin bei ihrem Auftreten als Ver-
0131trauensvotum empfing, legalisirte sie durch ihre meisterhafte
0132Leistung als redlich verdient. Einer Charakteristik der Lucca 
0133bedarf es nicht mehr in diesen Blättern, welche im vorigen
0134Jahre so oft und gerne von ihr gesprochen. Genug, daß sie
0135an diesem Abend ausnehmend gut disponirt, ja, noch kräftiger
0136und leichter bei Stimme war, als bei ihrem letzten Gast-
0137spiel. Selbst in den anstrengendsten Scenen konnte man
0138weder Gewaltsamkeit noch Ermüdung an ihr wahrnehmen —
0139ein Vorzug, an welchen sich der noch größere reihte: daß sie
0140bei aller Leidenschaft doch nie die Linie künstlerischer Mäßi-
0141gung überschritt. Selbst da, wo sie die Zuhörer am
0142stärksten packte, blieb ihr Spiel wie ihr Gesang unbe-
0143rührt von derber Effecthascherei und Uebertreibung. Zwei
0144Stücke von bedenklicher Trivialität (die Allegrosätze der beiden
0145Arien mit dem verschwiegenen Motto: „Heiter auch in ernster
0146Zeit!“) wußte die Lucca durch Noblesse des Vortrages, ins-
0147besondere durch ein geschicktes Pianissimo zu mildern; die be-
0148deutendste Scene der Oper (Mi erore) erfüllte sie mit hin-
0149reißendem Leben. Die schöne Wirkung des F-moll-Adagio
0150(Anfangs dieser Scene) beeinträchtigte ein wenig der auf die
0151Fermate folgende grelle Uebergang nach G-dur statt nach
0152As-dur; die Arie wäre zweckmäßiger ganz vom Anfang als
0153erst von der Mitte an zu transponiren. Neben dieser Leonore 
0154erschien die Azucena der Miss Cary in blassen Farben,
0155wenn auch in richtigen und reinen Contouren. Diese Rolle
0156verlangt eine entschiedene Altstimme von kräftiger Tiefe und
0157sehr energischem Ausdruck. Beides vermißte man und behan-
0158delte darum die Azucena weniger freundlich als jüngst den
0159Siebel, welcher doch künstlerisch ohne Frage tiefer stand. Ge-
0160wiß gab Miss Cary zu wenig, aber nach den vielen Zigeuner-
0161müttern, die alle zu viel geben, die wie Löwinnen singen und
0162wie wilde Katzen spielen, hat uns diese maßvollere Ausfüh-
0163rung mitunter recht wohlgethan. Besonders im Abstich zu
0164Signor Nicolini, dessen nur durch rohe Effectmittel wir-
0165kender Manrico vom Publicum über Verdienst ausgezeichnet
0166wurde. Gegenüber der mir wohlbekannten Berühmtheit dieses
0167Sängers kann ich, wie im vorigen Jahre, nur mein Unver-
0168mögen eingestehen, seinen gänzlich undramatischen, geistlosen,
0169in greller Abwechslung von Lispeln und Schreien bestehenden
0170Vortrag schön zu finden. An dem elementaren Wohl-
0171laut seiner kräftigen (wenngleich nicht mehr ganz
0172unbeschädigten) Stimme könnte man sich erquicken,
0173wäre sie nicht durch das häßliche Tremoliren ent-
0174stellt, in welchem Nicolini seither noch Fortschritte gemacht
0175hat — Fortschritte bis nahe an die wälschen Drehorgeln mit
0176ihrem kläglichen Tremolo-Register. Gleich die ersten Töne
0177Manrico’s zitterten so unschön aus der Coulisse heraus, daß
0178Luna’s Ausruf: „Il Trovatore? Io fremo!“ fast wie eine
0179musikalische Kritik klang. In der Mittellage und bei ruhigem
0180Vortrag melden sich die Uebelstände dieses Tenoristen am
0181auffallendsten; es bleiben somit nur die derben Kraft-
0182effecte, wie das in der Wachtparaden-Arie des dritten Actes
0183herausgestoßene hohe h (Nicolini hatte sie von C- nach H-dur
0184transponirt), was auch die Wiederholung der Nummer zur
0185betrübenden Folge hatte. Signor Mariano de Padilla 
0186(Luna) ist den Wienern als Gemal der trefflichen Désirée
0187Artôt und selbst als vorzüglicher Sänger bekannt. Mit
0188seiner stattlichen Persönlichkeit und eleganten Haltung harmo-
0189nirt das nicht mächtige, aber wohlklingende, schmiegsame
0190Organ und der edle, maßvolle Vortrag dieses Sängers.
0191Wir wünschten nur, daß seine rühmliche Opposition gegen
0192das Schreien ihn nicht ins Extrem, zum bloßen Säuseln, 
0193verleiten möchte, wie er es — obendrein sehr gegen den
0194Charakter des Luna — in der B-dur-Arie producirte. Die
0195Baß- und Baritonstimme ist die Stimme des Mannes, des
0196Helden κατ’ ἐξοχήν, es kleidet sie schlecht, wenn sie sich in
0197die Schmachtlappen süßer Mondschein-Tenoristen wickelt. Signor
0198Padilla fand stürmischen Beifall, mußte seine Arie wie-
0199derholen und dürfte sich als ein Liebling unseres Publicums
0200bewähren. Maestro Arditi, der Componist des Allerwelts-
0201Bacio, dirigirte den „Faust“ wie den „Trovatore“ mit Ruhe und
0202Accuratesse, vielleicht nur mit zu großer Vorliebe für schnelle Tempi.
0203Der Chor sang in beiden Opern deutsch, ein Uebelstand, den
0204wir sehr beklagen, wenngleich wir die Einwendung nicht wider-
0205legen können, es sei unmöglich, den Chor zum italienischen
0206Vortrag von so vielen rasch aufeinanderfolgenden Opern zu
0207verhalten. Aber verlangen darf und muß man, daß eine
0208Nebenperson, wie Fernando im „Trovatore“, nicht im ersten
0209Acte deutsch und im zweiten italienisch singe. Herr Habla-
0210wetz
— er war der sprachenkundige Haushofmeister — hätte
0211sich seine Collegen, Fräulein Tremel und Herrn Lay, zum
0212Beispiel nehmen sollen, welche ihre kleinen Partien durchaus
0213italienisch sangen.


0214Gehen wir von der Oper zur „Opernschule“ über.
0215Dieses bereits vielbewährte Institut unseres Conservatoriums
0216gab am 7. d. M. eine sehr zahlreich besuchte Vorstellung im
0217Musikvereinssaale. Bei der lebhaften Theilnahme, mit der
0218wir die Leistungen der Opernschule stets verfolgt haben, muß
0219es uns hart ankommen, diesmal Ungünstiges darüber sagen
0220zu müssen. Aber gesagt muß es werden, im Interesse des
0221Instituts selbst und seiner Zukunft, die wir nicht durch un-
0222reife und voreilige Schaustellungen compromittirt sehen möch-
0223ten. Der außerordentlich günstige Ruf, den sich die Opern-
0224schule des Conservatoriums durch ihre dramatischen Vorstel-
0225lungen im vorigen und vorvorigen Jahre rasch eroberte, er
0226könnte leicht wieder verloren gehen, wenn mehrere Auffüh-
0227rungen wie die jüngste einander folgen sollten. Im vorigen
0228Jahre konnte die Opernschule eine Anzahl talentvoller und
0229stimmbegabter Novizen von meistens respectabler Ausbil-
0230dung vor die Oeffentlichkeit stellen, und der Erfolg glückte
0231über alle Erwartung. Die besten Lehrer können aber [3]
0232nicht jederzeit ein gleich günstiges Material zur Verfügung
0233haben; diesmal sind allerdings die Lehrer die besten geblie-
0234ben, nicht aber die Schüler. Diese Eleven, welche weder durch
0235ihre Stimme, noch durch ihre technische Ausbildung, noch
0236durch ihr dramatisches Talent derzeit berufen erschienen, vor
0237einem zahlenden Publicum und einer eigens geladenen Kritik
0238aufzutreten, hätte man lieber auf eine häusliche Prüfungs-
0239Production beschränken sollen. Da erst vor einigen Wochen
0240eine öffentliche Production der Opernschule stattfand („Lucia
0241von Lammermoor“), so lag keine Nothwendigkeit vor, so schnell
0242eine zweite folgen zu lassen. Obendrein hatte die Direction
0243mit dem ersten Acte von Beethoven’s „Fidelio“, welcher die
0244erste Nummer des überlangen Programms bildete, diesen
0245Zöglingen eine viel zu schwierige, ja die denkbar schwierigste
0246Aufgabe gestellt. Nur der Darsteller des Rocco, Herr
0247Waldner (ein Schüler von Fräulein C. Pruckner),
0248und der in manchen Aeußerlichkeiten an Beck erinnernde Herr
0249Naviasky (Pizarro) machten sich verhältnißmäßig vor-
0250theilhaft bemerkbar. Selbst das so vortreffliche Zöglings-
0251Orchester vermochte (in den Blas-Instrumenten) die Schwie-
0252rigkeiten der großen Leonore-Ouvertüre nicht zu bewältigen.
0253Es folgten Scenen aus der „Afrikanerin“, „Linda von Cha-
0254mounix“, „Der Waffenschmied“, „Das Glöckchen des Ere-
0255miten“, „Die Regimentstochter“. Den meisten Beifall erntete
0256Fräulein Baier (Irmentraud), die als komische Alte ihre
0257Strophen mehr gesprochen als gesungen, aber wenigstens
0258deutlich gesprochen hat. Außerdem erfreute Fräulein Leeder 
0259(Pierotto) durch natürliche Frische und Fräulein Kell 
0260(Rose Friquet) durch gewandtes Spiel, bei allerdings mäßigen
0261Stimm-Mitteln. Fräulein Riegel konnte als Regiments-
0262tochter wenigstens ihre leichte Coloratur glänzen lassen.
0263Ueber die anderen jungen Sänger und Sängerinnen decken
0264wir den Mantel christlicher Liebe und erwähnen nur noch die
0265namhaften Verdienste zweier Nichtsänger: des Directors
0266Hellmesberger, der das Orchester leitete, und des
0267Hofschauspielers Leo Friedrich, welcher als Regisseur
0268des kleinen Interim-Theaters und als dramatischer Exercir-
0269meister einer noch ganz ungeübten Truppe das Menschenmög-
0270liche geleistet hat.