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Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 4419. Wien, Dienstag, den 12. December 1876

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Musik.


0002Ed. H. In so starken Wogen treibt die kaum ent-
0003fesselte Musiksaison vorwärts, daß es für den Einzelnen
0004schwer wird, ihr in gleichem Tempo zu folgen. Widerfährt
0005es nun obendrein einem Ex-offo-Schwimmer (das heißt
0006Musik-Kritiker), daß ihn ein steifer Arm plötzlich am Weiter-
0007segeln hindert, so wirft er wol einen Verzeihung flehenden
0008Blick zu dem Ufer empor, allwo ein gestrenges Publicum
0009seine Pünktlichkeit controlirt. Bis zum zweiten Philhar-
0010monischen Concert
haben wir heute zurückzugreifen.
0011Mit Spannung sah man der Eröffnungsnummer entgegen:
0012einer Ouvertüre zu Shakspeare’s „Romeo und Julie“ von
0013Tschaikowsky. Der Componist gehört zu den Spitzen
0014des musikalischen Jungen Rußland; in Petersburg hat er mit
0015einer Oper, mehreren Orchester- und Kammermusiken Erfolge er-
0016rungen, in Deutschland wenigstens flüchtige Aufmerksamkeit durch
0017einige pikante Claviersächelchen, welche bei C. Sander in Leipzig 
0018erschienen, erregt. Wie das ganze junge Rußland (dem ja
0019Rubinstein als ein halb überwundener Classiker gilt), so
0020ist Tschaikowsky natürlich Zukunftsmusiker. Von vielen
0021seiner Anhänger wird er als zweiter Beethoven begrüßt, ein
0022Titel, mit welchem man seit Liszt recht freigebig zu werden
0023beginnt. Wir haben schon einen zweiten solchen „zweiten
0024Beethoven“ aller Reussen in Herrn Rimsky-Korsakoff kennen
0025gelernt — Beide mit sehr gemischten Empfindungen. Gerne
0026lassen wir uns Unform, Maßlosigkeit und Alles gefallen,
0027was zum brausenden Jugendmost gehört, gährt nur wirklich
0028darin die echte Leidenschaft der Jugend. Aber nichts finden
0029wir seltener als gerade das bei unseren neuesten Dichter-
0030Maler-Musikern; sie sind nüchtern, prunkend und raffinirt.
0031Auch in Tschaikowsky’s Ouvertüre qualmt dieser kalte,
0032glänzende Rauch, tost dieser erhitzte Lärm und ertödtet die
0033Empfindung für die Hauptsache, den Blick für das Wesent-
0034liche. Das also soll „Romeo und Julie“ vorstellen? rufen
0035mir enttäuscht am Schlusse der Ouvertüre. Da ist ja 
0036jedes beliebige Adagio von Mozart oder Beethoven 
0037eine passendere Illustration zu Shakespeare’s Liebestragödie!
0038Offenbar ist es Julie’s Begräbniß, womit Tschaikowsky’s
0039Tongemälde anhebt, ein feierlich einherschreitendes, halb
0040choral-, halb marschartiges Andante in Fis-moll, das
0041schließlich in ein wildes H-moll-Allegro mündet. Wir
0042meinen, es ist der Leichenschmaus, bei dem viel Spirituosen
0043vertilgt und zahlreiche Püffe ausgetheilt werden. Für eine
0044Illustration der Veroneser Familienfehde klingt das Allegro
0045doch etwas zu — russisch; man hört förmlich die Knuten-
0046hiebe in wuchtigen, an keinen Tact sich bindenden Schlägen
0047niederfallen. In Petersburg sagt man wahrscheinlich poetischer:
0048„So pocht das Schicksal an die große Trommel!“ Acht be-
0049sänftigende Tacte, mit welchen Bratsche und Englischhorn zu
0050dem Gesangsthema in Des-dur hinüberlenken, sagen uns
0051unzweideutig, daß wir vor der Liebesscene stehen — obendrein
0052setzen die Geigen ihre Sordinen auf. Aber dieses aus dem
0053Wechsel zweier dissonirender Accorde bestehende Motiv
0054erinnert ungefähr an das Kratzen eines scharfen Messers auf
0055einem Glasteller. Wie eine kalte Schlangenhaut läuft uns
0056dieses Liebesglück über den Rücken. Zum Schluß vollführen
0057Harfen-Accorde über einem monotonen Terzen- und Sexten-
0058gezwitscher der Holzbläser eine Theater-Apotheose. Kaum
0059brauchen wir ausdrücklich zu erwähnen, daß Tschaikowsky’s
0060„Romeo“-Ouvertüre sich großartig ausdehnt, beinahe zu einer
0061„symphonischen Dichtung“ in Liszt’schem Formate. Bei-
0062läufig gefragt, wie kommt es wol, daß Shakspeare’s Liebes-
0063tragödie dem symphonischen Geierblicke Liszt’s entgehen
0064konnte? Vielleicht hielt rühmenswerthe Pietät für Berlioz 
0065ihn von diesem Stoff zurück? Oder wollte er seinen Jüngern
0066doch ein und die andere berühmte Dichtung übrig lassen?
0067Wir können das nicht entscheiden und wissen nur, daß wir
0068während Tschaikowsky’s Ouvertüre an die „Romeo“-Phantasie 
0069von Berlioz wie an eine überirdische Erscheinung zurück-
0070denken mußten.


0071Größere Gegensätze standen selten neben einander, als im
0072Philharmonie-Concert die Ouvertüre von Tschaikowsky 
0073und die „Orchester-Variationen über ein Haydn’sches Thema“
0074von Johannes Brahms. Dort eine Programm-Musik, die 
0075trotz des allbekannten Sujets uns fortwährend zu rathen
0076gibt, was wol diese und jene Stelle „bedeute“ — hier das
0077rein musikalische Denken und Formen, die auf sich selbst
0078ruhende, durch sich selbst verständliche musikalische Schönheit.
0079Wir haben die Wiederholung dieses vor zwei Jahren be-
0080sprochenen Werkes längst gewünscht, muß man es doch immer
0081wieder sagen, daß Brahms keineswegs schnell und mühe-
0082los zu fassen sei, hingegen mit jeder Wiederholung uns
0083klarer und schöner aufblüht. Bringt ein Concert-Institut
0084eine Brahms’sche Novität nur Einmal zur Aufführung,
0085und sei es mit noch so entschiedenem Erfolg, so hat es kaum
0086die Hälfte seiner Schuldigkeit gethan. „Du mußt es dreimal
0087sagen!“ Brahms, vom Publicum mit Acclamation be-
0088grüßt, dirigirte sein Werk, wie uns schien, etwas aufgeregter
0089als früher, wenigstens in den raschen Variationen der zweiten
0090Hälfte. Mit reizender Feinheit und Eleganz spielte Henri
0091Wieniawski
 Mendelssohn’s Violin-Concert. Es ist bei-
0092nahe ein Vierteljahrhundert her, daß die Brüder Henri und
0093Joseph Wieniawski in Wien zum erstenmale concertirten,
0094damals schon ungewöhnliche Erwartungen rege machend.
0095Polnisches Talent und französische Cultur stehen selten weit
0096von einander. So erhielt auch die Virtuosität Henri’s ihre
0097eigenthümliche Prägung durch den französischen Violinisten
0098Massart. Groß und breit ist Wieniawski’s Ton freilich
0099nicht geworden, so sehr der Virtuose selbst nach beiden Dimen-
0100sionen sich entwickelt hat. Aber süß, einschmeichelnd und zierlich singt
0101Wieniawski auf seiner Geige, wie Wenige. Daß er ein ge-
0102feierter Gesellschafter ist, berühmt durch graziöses Erzähler-
0103talent, das meint man auch seinem Spiel anzumerken. Wie-
0104niawski spielte mit Orchester das Beethoven’sche und das
0105Mendelssohn’sche Violin-Concert, die beiden, auf welche
0106unsere Geigen-Virtuosen immer wieder zurückgreifen müssen
0107und denen die spätere Zeit nichts halbwegs Ebenbürtiges an
0108die Seite gestellt hat. Hie und da ein Concert von Spohr 
0109oder Vieuxtemps, wenn es dem Virtuosen nicht zu ver-
0110altet, oder Joachim’s geniales „Ungarisches Concert“,
0111wem es nicht zu halsbrecherisch erscheint — und wir sind
0112fertig mit der großen Violin-Literatur. Was die Neuesten
0113an Violin-Concerten geschrieben, Raff, M. Bruch, Saint-[2]
0114Saëns und Andere — es will Alles nicht durchgreifen,
0115nicht Wurzel fassen. Dem Vernehmen nach wird sowol
0116Wieniawski, als sein spanischer Rivale Sarasate sich
0117noch hören lassen; gut, wenn es solche Geigen sind, deren
0118unser Himmel voll hängt.


0119Mit Vergnügen constatiren wir den glänzenden Besuch,
0120dessen sich die diesjährigen Quartett-Productionen von Hell-
0121mesberger
erfreuen. Wenn diese zahlreiche und elegante
0122Hörerschaft sich etwas pünktlicher versammeln wollte,
0123würde es sich noch hübscher machen. Es ist ein unwillkom-
0124mener Anblick, wie die vier Quartettspieler eine starke Viertel-
0125stunde nach der Anfangszeit noch immer atemlos lauernd
0126hinter ihren Pulten sitzen, gleich Jägern mit gespanntem
0127Hahn, und noch immer, noch immer nicht losdrücken können,
0128weil fortwährend neue Karawanen hereinströmen, die mit der
0129Topographie der ewig rutschenden Sesselreihen in fortwährendem
0130Kampfe liegen. Endlich beginnt der erste Satz des Quartetts.
0131So lange er dauert, bleiben gottlob die Thüren geschlossen.
0132Aber mit dem letzten Tact beginnt wieder die zweite Völker-
0133wanderung der Zuspätgekommenen und währt in der Regel
0134so lange wie eine mäßige Symphonie, so daß jede Spur
0135von Zusammenhang zwischen den beiden ersten Quartettsätzen
0136verloren ist. Am letzten Quartett-Abend scheint die Ankün-
0137digung einer Novität von Brahms besonderen Zudrang
0138mit veranlaßt zu haben. Hellmesberger’s Stammgäste hatten
0139im vorigen Jahre zwei Streichquartette von Brahms kennen
0140gelernt, sie mußten dem dritten mit freudiger Spannung
0141entgegensehen. Dieses B-dur-Quartett, Op. 67, ein Werk
0142reifster Meisterschaft gleich jenen, dürfte Einen Vorzug vor
0143ihnen noch voraus haben: es klingt heiterer, klarer, menschen-
0144freundlicher. Die Themen sind echt quartettmäßig, die ganze
0145Durchführung desgleichen — eine selten werdende Eigenschaft
0146bei modernen Quartetten, die bald an den Claviersatz mahnen,
0147bald den Hinzutritt des Orchesters zu verlangen scheinen. Die feinste
0148contrapunktische Kunst, die kühnste harmonische, wir sind sie
0149bei Brahms gewohnt. Womit er uns diesmal noch über-
0150rascht, ist die heitere Klarheit, welche den Grundcharakter des
0151Quartetts bildet und in den Themen des ersten und des
0152letzten Satzes geradezu volksthümliche Färbung annimmt. 
0153Von Mozart oder Haydn könnten diese Motive herrühren.
0154Wollte man die schönsten Einfälle aufzählen, man würde
0155nicht fertig werden. Wie reizvoll überraschend wirkt gleich im
0156ersten Satze der rhythmische Wechsel zwischen dem vorgezeich-
0157neten Sechsachtel- und dem heimlich unterschobenen Drei-
0158viertel-Tacte, im Finale das plötzliche Auftauchen des Haupt-
0159motivs aus dem Allegro! Das Andante (F-dur, vier Viertel)
0160ist ein breiter, süßer Gesang der ersten Violine, von Hell-
0161mesberger
mit der ihm eigenen edlen Sentimentalität
0162vorgetragen. Das Scherzo, eine Art phantastischen Bratschen-
0163Solos, das von den anderen drei Instrumenten mit Sor-
0164dinen accompagnirt wird, gehört zu Brahms’ originellsten
0165Stücken, ist aber beim ersten Hören nicht leicht zu fassen.
0166Das Finale (Poco Allegretto, zwei Viertel) variirt ein ge-
0167müthlich heiteres Thema, ein Klang aus dem alten Wien,
0168einfachste Liedform von vier zu vier Tacten, als Begleitung
0169Tonica und Dominante. Die warme Aufnahme, welche
0170Brahms’ neues Quartett hier fand, erschien uns um so
0171werthvoller, als demselben von Berlin aus (wo Joachim es
0172zuerst vorführte) sehr abschätzige Urtheile vorangegangen waren.
0173Es kann uns nicht beifallen, den Geschmack anderer Kritiker
0174hofmeistern zu wollen, am wenigsten solcher, die bezüglich
0175ihrer Aufrichtigkeit wie ihrer Sachkenntniß in allgemeiner
0176Achtung stehen. Wünschen wir doch auch, daß man uns 
0177unsere individuellen Sympathien und Antipathien frei aus-
0178sprechen lasse. Aber auffallend bleibt es doch, wenn einer der
0179bekanntesten Musik-Kritiker Berlins in Einem Athemzug sein
0180Befremden darüber ausdrückt, wie Joachim das neue
0181Quartett von Brahms überhaupt zur Aufführung anneh-
0182men konnte, und seine Hoffnung, Herrn v. Herzogen-
0183berg
(von dem gleichfalls eine Novität bei Joachim gespielt
0184worden) recht bald als Quartett-Componisten wieder zu be-
0185gegnen! Einige Bemerkungen, die wir bezüglich des neuen
0186Quartetts noch auf dem Herzen haben, müssen wir uns für
0187die nächste Gelegenheit aufsparen.


0188Das dritte Philharmonische Concert be-
0189gann mit Gade’s bekannter Ossian“-Ouvertüre, deren
0190feine und effectvolle Aufführung (vier Harfen) doch nicht
0191darüber täuschen konnte, daß dieses von Mendelssohn und 
0192Schumann so enthusiastisch begrüßte Tongemälde seither
0193stark abgeblaßt habe. Eine neue Erscheinung betrat in
0194Herrn Jules de Swert das Podium — ein sehr
0195virtuoser Cellist, der seinem Instrument den gewal-
0196tigsten Grundbaß wie das zarteste Flageolet zu ent-
0197locken versteht und in der reinen Ausführung von
0198Octaven-Passagen kaum einen Rivalen hat. Es gibt Men-
0199schen, die das Alles nicht sehr rührt (wir selbst gehören leider
0200dazu) und welche ihre Bewunderung und Freude gern, zur
0201Hälfte wenigstens, an die von dem Virtuosen vorgetragene
0202Composition abgeben möchten. Herr de Swert hatte aber
0203offenbar beim Componiren seines Violoncell-Concerts keine
0204so glückliche Stunde, als heute beim Vorspielen desselben;
0205einige gebildete Redensarten, verbindliche Uebergänge und
0206bekannte Bemerkungen — also (mit Hamlet zu reden)
0207„Worte, Worte, Worte“. Herr de Swert fand lebhaften
0208Beifall. Einen glücklicheren ersten Schritt aber hat kaum
0209Jemand in die Oeffentlichkeit gethan, als Herr Robert
0210Fuchs
mit seiner ersten „Serenade“ (im vorigen Jahre)
0211und heute mit seiner zweiten. Schon nach dem ersten Satze
0212wurde der Componist, der bescheiden auf einem der letzten
0213Orchesterplätze hockte, gerufen und, kaum abgetreten, wieder
0214gerufen mit erneuertem allgemeinen Applaus. Die Fuchs’sche
0215C-dur-Serenade ist viersätzig, nur für Streichorchester ge-
0216schrieben und ihrer Vorgängerin an Gestalt und Tempera-
0217ment ähnlich. Der erste Satz, weitaus der beste, gewinnt
0218durch seine liebenswürdige Heiterkeit und Anmuth; in diesem
0219Genre des Faßlich-Melodiösen ist er eine kleine Perle. Die
0220folgenden Sätze sind gleichfalls zierlich, gefällig, aber von
0221geringer Originalität. Der zweite und dritte Satz verharren
0222zu ausschließlich in der Moll-Tonart; der dritte und vierte
0223gehören zur Classe besserer Balletmusik. Gespielt wurde die
0224Serenade“ unter Hanns Richter’s Leitung ganz un-
0225vergleichlich; sie dürfte auch für kleinere und minder virtuose
0226Orchester sich als sehr dankbare Nummer erweisen.


0227Nur aus zweiter Hand können wir über den guten
0228Erfolg des ersten Concerts des Wiener Männer-
0229gesang-Vereins
berichten, in welchem zwei neue hübsche
0230Kleinigkeiten von E. Kremser und ein effectvoller patrio[3]
0231tischer Chor von R. Weinwurm (Dichtung von Anasta-
0232sius Grün) mit Beifall zur Aufführung kamen.


0233Das Hofoperntheater hat nach vieljähriger Pause Ros-
0234sini’s
Barbier von Sevilla“ wieder zur Aufführung ge-
0235bracht. Die Sache machte den Sängern wie den Zuhörern
0236sichtliches Vergnügen — ein neuer Beweis (wenn es dessen
0237bedürfte), daß das heitere, komische Element in der Oper
0238auf die Dauer nicht zu entbehren ist. Die Aufführung, auf
0239die wir gelegentlich noch zurückkommen, war eine überwiegend
0240gute und gestaltete sich namentlich für die beiden Gäste Sig-
0241morg Donadio (Rosina) und Herrn Anton Erl (Almaviva)
0242zum glänzenden Erfolg.


0243Die Komische Oper am Schottenring macht von
0244Zeit zu Zeit einen neuen Versuch, eine neue Anstrengung.
0245So gab sie vor einigen Tagen Herold’s einst so hoch-
0246beliebte, jetzt beinahe verschollene Oper „Zampa“. Es sind
0247zehn Jahre seit ihrer letzten Aufführung im Hofoperntheater
0248verflossen, wo die Damen Bettelheim und Krauß, die
0249Herren Bignio, Prott und Mayerhofer die Haupt-
0250rollen sangen. Mit einer durchaus guten Besetzung (die
0251Titelrolle verlangt geradezu einen stimmlich und dramatisch
0252hervorragenden Künstler) vermöchte man „Zampa“ gewiß er-
0253folgreich in das Repertoire wieder aufzunehmen. Das Engage-
0254ment des Baritonisten Herrn Randolfi (aus Graz) scheint
0255mit weiser Rücksicht auf das geringe Stimmvolumen der
0256übrigen Sänger und Sängerinnen der Komischen Oper ge-
0257troffen worden zu sein. Es kann sich Keiner und Keine be-
0258klagen, durch Herrn Randolfi’s Stimme gedeckt zu werden.
0259Die zierlichen und sentimentalen Stellen gelangen ihm am
0260besten; das heroische und dämonische Element dieses Don
0261Juans zur See kam nirgends zum Vorschein. Herr Ran-
0262dolfi, der eine günstige Bühnenfigur und einige Gewandtheit
0263als Schauspieler für sich hat, erntete reichlichen Beifall. Es
0264ist eine lobenswerthe, von uns auch wiederholt gelobte Eigen-
0265schaft des Orchesters der Komischen Oper, durchaus discret
0266zu accompagniren. Weiter als im „Zampa“ dürfte es aber
0267in dieser Tugend nicht gehen, so nahe streifte hier das ge-
0268heimnißvolle Pianissimo des Orchesters an gänzliche Unhör-
0269barkeit.