Allein ebensowenig wie wir diese Wirkung als die Aufgabe der Künste überhaupt anerkannten,
können wir in ihr eine specifische Bestimmtheit der Musik erblicken. Einmal festgehalten,
daß die Phantasie das eigentliche Organ des Schönen ist, wird eine secundäre Wirkung
dieser auf das Gefühl in jeder Kunst vorkommen. Bewegt uns nicht mächtig ein bedeutendes
Historiengemälde? Welche Andacht erwecken Raphaelʼs Madonnen, welchʼ sehnsüchtige
und frohe Stimmungen die Landschaften eines Poussin? Wird der Anblick des Straßburger
Münsters oder der griechischen Marmorgestalten ohne Wirkung auf unser Fühlen bleiben?
Dasselbe gilt von der Poesie, ja von mancher außerästhetischen Thätigkeit, z. B. religiöser
Erbauung, Eloquenz u. a. Wir sehen, daß die übrigen Künste ebenfalls stark genug auf
das Gefühl einwirken. Den angeblich principiellen Unterschied derselben von der Musik
müßte man daher auf ein Mehr oder Weniger dieser Wirkung basiren. Ganz unwissenschaftlich
an sich, hätte dieser Ausweg obendrein die Entscheidung: ob man stärker und tiefer
fühle bei einer Mozartʼschen Symphonie oder bei einem Trauerspiel Shakespeareʼs, bei
einem Gedicht von Uhland oder einem Hummelʼschen Rondo, füglich Jedermann selbst zu
überlassen. Meint man aber, die Musik wirke „unmittelbar“ auf das Gefühl, die andern
Künste erst durch die Vermittlung von Begriffen, so fehlt man nur mit andern Worten,
weil, wie wir gesehen, die Gefühle auch von dem Musikalisch-Schönen nur in zweiter
Linie beschäftigt werden sollen, unmittelbar nur die Phantasie. Unzählige Mal wird
in musikalischen Abhandlungen die Analogie herbeigerufen, die zweifellos zwischen
der Musik und der Baukunst besteht. Ist aber je einem vernünftigen Architekten beigefallen,
die Baukunst habe den Zweck, Gefühle zu erregen, oder es seien diese der Inhalt derselben? |
Allein ebensowenig wie wir diese Wirkung als die Aufgabe der Künste überhaupt anerkannten,
können wir in ihr das specifische Wesen der Musik erblicken. Einmal festgehalten,
daß die Phantasie das eigentliche Organ des Schönen ist, wird eine secundäre Wirkung
auf das Gefühl in jeder Kunst vorkommen. Bewegt uns nicht ein großes Geschichtsbild
mit der Kraft eines Erlebnisses? Stimmen uns Raphaels Madonnen nicht zur Andacht,
Poussins Landschaften nicht zu sehnsüchtiger Wanderlust? Bleibt etwa der Anblick des
Straßburger Doms ohne Wirkung auf unser Gemüth? Die Antwort kann nicht zweifelhaft
sein. Sie gilt ebenso von der Poesie, ja von mancher außerästhetischen Thätigkeit,
z. B. religiöser Erbauung, Eloquenz u. a. Wir sehen, daß die übrigen Künste ebenfalls
stark genug auf das Gefühl einwirken. Den angeblich principiellen Unterschied derselben
von der Musik müßte man daher auf ein Mehr oder Weniger dieser Wirkung basiren. Ganz
unwissenschaftlich an sich, hätte dieser Ausweg obendrein die Entscheidung: ob man
stärker und tiefer fühle bei einer Mozartʼschen Symphonie oder bei einem Trauerspiele
Shakespeareʼs, bei einem Gedicht von Uhland oder einem Hummelʼschen Rondo, füglich
Jedermann selbst zu überlassen. Meint man aber, die Musik wirke „unmittelbar“ auf
das Gefühl, die andern Künste erst durch die Vermittlung von Begriffen, so fehlt man
nur mit andern Worten, weil, wie wir gesehen, die Gefühle auch von dem Musikalisch-Schönen
nur in zweiter Linie beschäftigt werden sollen, unmittelbar nur die Phantasie. Unzählige
Mal wird in musikalischen Abhandlungen die Analogie herbeigerufen, die zweifellos
zwischen der Musik und der Baukunst besteht. Ist aber je einem vernünftigen Architekten
beigefallen, die Baukunst habe den Zweck, Gefühle zu erregen, oder es seien diese
der Inhalt derselben? |
Allein so wenig wir diese Wirkung als die Aufgabe der Künste überhaupt anerkannten,
so wenig können wir in ihr das specifische Wesen der Musik erblicken. Einmal festgehalten,
daß die Phantasie das eigentliche Organ des Schönen ist, wird eine secundäre Wirkung
auf das Gefühl in jeder Kunst vorkommen. Bewegt uns nicht ein großes Geschichtsbild
mit der Kraft eines Erlebnisses? Stimmen uns Raphaels Madonnen nicht zur Andacht,
Poussins Landschaften nicht zu sehnsüchtiger Wanderlust? Bleibt etwa der Anblick des
Straßburger Doms ohne Wirkung auf unser Gemüth? Die Antwort kann nicht zweifelhaft
sein. Sie gilt ebenso von der Poesie, ja von mancher außerästhetischen Thätigkeit,
z. B. religiöser Erbauung, Eloquenz, u. a. Wir sehen, daß die übrigen Künste ebenfalls
stark genug auf das Gefühl einwirken. Den angeblich principiellen Unterschied derselben
von der Musik müßte man daher auf ein Mehr oder Weniger dieser Wirkung basiren. Ganz
unwissenschaftlich an sich, hätte dieser Ausweg obendrein die Entscheidung, ob man
stärker und tiefer fühle bei einer Mozartʼschen Symphonie oder bei einem Trauerspiele
Shakespeareʼs, bei einem Gedicht von Uhland oder einem Hummelʼschen Rondo, füglich
Jedermann selbst zu überlassen. Meint man aber, die Musik wirke „unmittelbar“ auf
das Gefühl, die andern Künste erst durch die Vermittlung von Begriffen, so fehlt man
nur mit andern Worten, weil, wie wir gesehen, die Gefühle auch von dem Musikalisch-Schönen
nur in zweiter Linie beschäftigt werden sollen, unmittelbar nur die Phantasie. Unzählige
Mal wird in musikalischen Abhandlungen die Analogie herbeigerufen, die zweifellos
zwischen der Musik und der Baukunst besteht. Ist aber je einem vernünftigen Architekten
beigefallen, die Baukunst habe den Zweck, Gefühle zu erregen, oder es seien diese
der Inhalt derselben? |
Allein so wenig wir diese Wirkung als die Aufgabe der Künste überhaupt anerkannten,
so wenig können wir in ihr das specifische Wesen der Musik erblicken. Einmal festgehalten,
daß die Phantasie das eigentliche Organ des Schönen ist, wird eine secundäre Wirkung
auf das Gefühl in jeder Kunst vorkommen. Bewegt uns nicht ein großes Geschichtsbild
mit der Kraft eines Erlebnisses? Stimmen uns Raphaels Madonnen nicht zur Andacht,
Poussins Landschaften nicht zu sehnsüchtiger Wanderlust? Bleibt etwa der Anblick des
Straßburger Doms ohne Wirkung auf unser Gemüth? Die Antwort kann nicht zweifelhaft
sein. Sie gilt ebenso von der Poesie, ja von mancher außerästhetischen Thätigkeit,
z. B. religiöser Erbauung, Eloquenz, u. a. Wir sehen, daß die übrigen Künste ebenfalls
stark genug auf das Gefühl einwirken. Den angeblichen principiellen Unterschied derselben
von der Musik müßte man daher auf ein Mehr oder Weniger dieser Wirkung basiren. Ganz
unwissenschaftlich an sich, hätte dieser Ausweg obendrein die Entscheidung, ob man
stärker und tiefer fühle bei einer Mozartʼschen Symphonie oder bei einem Trauerspiele
Shakespeareʼs, bei einem Gedicht von Uhland oder einem Hummelʼschen Rondo, füglich
Jedermann selbst zu überlassen. Meint man aber, die Musik wirke „unmittelbar“ auf
das Gefühl, die andern Künste erst durch die Vermittlung von Begriffen, so fehlt man
nur mit andern Worten, weil, wie wir gesehen, die Gefühle auch von dem Musikalisch-Schönen
nur in zweiter Linie beschäftigt werden sollen, unmittelbar nur die Phantasie. Unzählige
Mal wird in musikalischen Abhandlungen die Analogie herbeigerufen, die zweifellos
zwischen der Musik und der Baukunst besteht. Ist aber je einem vernünftigen Architekten
beigefallen, die Baukunst habe den Zweck, Gefühle zu erregen, oder es seien diese
der Inhalt derselben? |
Allein so wenig wir diese Wirkung als die Aufgabe der Künste überhaupt anerkannten,
so wenig können wir in ihr das specifische Wesen der Musik erblicken. Einmal festgehalten,
daß die Phantasie das eigentliche Organ des Schönen ist, wird eine secundäre Wirkung
auf das Gefühl in jeder Kunst vorkommen. Bewegt uns nicht ein großes Geschichtsbild
mit der Kraft eines Erlebnisses? Stimmen uns Raphael’s Madonnen nicht zur Andacht,
Poussin’s Landschaften nicht zu sehnsüchtiger Wanderlust? Bleibt etwa der Anblick
des Straßburger Doms ohne Wirkung auf unser Gemüth? Die Antwort kann nicht zweifelhaft
sein. Sie gilt ebenso von der Poesie, ja von mancher außerästhetischen Thätigkeit,
z. B. religiöser Erbauung, Eloquenz u. a. Wir sehen, daß die übrigen Künste ebenfalls
stark genug auf das Gefühl einwirken. Den angeblichen principiellen Unterschied derselben
von der Musik müßte man daher auf ein Mehr oder Weniger dieser Wirkung basiren. Ganz
unwissenschaftlich an sich, hätte dieser Ausweg obendrein die Entscheidung, ob man
stärker und tiefer fühle bei einer Mozartʼschen Symphonie oder bei einem Trauerspiele
Shakespeareʼs, bei einem Gedicht von Uhland oder einem Hummelʼschen Rondo, füglich
Jedermann selbst zu überlassen. Meint man aber, die Musik wirke „unmittelbar“ auf
das Gefühl, die andern Künste erst durch die Vermittlung von Begriffen, so fehlt man
nur mit andern Worten, weil, wie wir gesehen, die Gefühle auch von dem Musikalisch-Schönen
nur in zweiter Linie beschäftigt werden sollen, unmittelbar nur die Phantasie. Unzählige
Mal wird in musikalischen Abhandlungen die Analogie herbeigerufen, die zweifellos
zwischen der Musik und der Baukunst besteht. Ist aber je einem vernünftigen Architekten
beigefallen, die Baukunst habe den Zweck, Gefühle zu erregen, oder es seien diese
der Inhalt derselben? |
Allein so wenig wir diese Wirkung als die Aufgabe der Künste überhaupt anerkannten,
so wenig können wir in ihr das spezifische Wesen der Musik erblicken. Einmal festgehalten,
daß die Phantasie das eigentliche Organ des Schönen ist, wird eine sekundäre Wirkung
auf das Gefühl in jeder Kunst vorkommen. Bewegt uns nicht ein großes Geschichtsbild
mit der Kraft eines Erlebnisses? Stimmen uns Raphaels Madonnen nicht zur Andacht,
Poussins Landschaften nicht zu sehnsüchtiger Wanderlust? Bleibt etwa der Anblick des
Straßburger Doms ohne Wirkung auf unser Gemüt? Die Antwort kann nicht zweifelhaft
sein. Sie gilt ebenso von der Poesie, ja von mancher außerästhetischen Thätigkeit,
z. B. religiöser Erbauung, Eloquenz u. a. Wir sehen, daß die übrigen Künste ebenfalls
stark genug auf das Gefühl einwirken. Den angeblichen prinzipiellen Unterschied derselben
von der Musik müßte man daher auf ein Mehr oder Weniger dieser Wirkung basieren. Ganz
unwissenschaftlich an sich, hätte dieser Ausweg obendrein die Entscheidung, ob man
stärker und tiefer fühle bei einer Mozartschen Symphonie oder bei einem Trauerspiele
Shakespeares, bei einem Gedicht von Uhland oder einem Hummelschen Rondo, füglich jedermann
selbst zu überlassen. Meint man aber, die Musik wirke „unmittelbar“ auf das Gefühl,
die andern Künste erst durch die Vermittlung von Begriffen, so fehlt man nur mit andern
Worten, weil, wie wir gesehen, die Gefühle auch von dem Musikalisch-Schönen nur in
zweiter Linie beschäftigt werden sollen, unmittelbar nur die Phantasie. Unzählige
Mal wird in musikalischen Abhandlungen die Analogie herbeigerufen, die zweifellos
zwischen der Musik und der Baukunst besteht. Ist aber je einem vernünftigen Architekten
beigefallen, die Baukunst habe den Zweck, Gefühle zu erregen, oder es seien diese
der Inhalt derselben? |