Anmerkung. Es dünkt uns für den vorliegenden Zweck kaum nothwendig, den Ansichten,
deren Bekämpfung uns beschäftigt, die Namen ihrer Autoren beizusetzen, da diese Ansichten
keineswegs die Blüthe eigenthümlicher Ueberzeugungen, sondern vielmehr der Ausdruck
einer allgemein gewordenen traditionellen Denkweise sind. Nur um einen Einblick in
die ausgebreitete Herrschaft dieser Grundsätze zu gewähren, mögen einige Citate älterer
und neuerer Musikschriftsteller hier Platz finden: Mattheson: „Wir müssen bei jeder
Melodie uns eine Gemüthsbewegung (wo nicht mehr als Eine) zum Hauptzweck setzen.“
(Vollkomm. Capellmeister S. 143.) Neidhardt: „Der Musik Endzweck ist, alle Affecte
durch die bloßen Töne und deren Rhytmum, trotz dem besten Redner, rege zu machen.“
(Vorrede zur „Temperatur.“) J. N. Forkel versteht unter den „Figuren in der Musik“
„dasselbe, was sie in der Dichtkunst und Redekunst sind, nämlich der Ausdruck der
unterschiedenen Arten, nach welchen sich Empfindungen und Leidenschaften äußern.“
(„Ueber die Theorie der Musik,“ Göttingen 1777. S. 26.) I. Mosel definirt die Musik
als „die Kunst, bestimmte Empfindungen durch geregelte Töne auszudrücken.“ C. F. Michaelis:
„Musik ist die Kunst des Ausdrucks von Empfindungen durch Modulation der Töne. Sie
ist die Sprache der Affecte“ etc. („Ueber den Geist der Tonkunst,“ 2. Versuch. 1800.
S. 29.) Marpurg: „Der Zweck, den der Componist sich in seiner Arbeit vorsetzen soll,
ist die Natur nachzuahmen …. die Leidenschaften nach seinem Willen zu regen …. die
Bewegungen der Seele, die Neigungen des Herzens nach dem Leben zu schildern.“ (Krit.
Musikus, 1. Band 1750. 40. Stück.) W. Heinse: „Der Hauptendzweck der Musik ist die
Nachahmung oder vielmehr Erregung der Leidenschaften.“ (Musik. Dialoge. 1805. S. 30.)
J. J. Engel: „Eine Sinfonie, eine Sonate u. s. w. muß die Ausführung einer Leidenschaft,
die aber in mannigfaltige Empfindungen ausbeugt, enthalten.“ („Ueber mus. Malerei.“
1780. S. 29.) J. Ph. Kirnberger: „Ein melodischer Satz (Thema) ist ein verständlicher
Satz aus der Sprache der Empfindung, der einen empfindsamen Zuhörer die Gemüthslage,
die ihn hervorgebracht hat, fühlen läßt.“ (Kunst des reinen Satzes. II. Theil S. 152.)
Pierer’s Universallexikon (2. Auflage): „Musik ist die Kunst, durch schöne Töne Empfindungen
und Seelenzustände auszudrücken. Sie steht höher als die Dichtkunst, welche nur (!)
mit dem Verstande erkennbare Stimmungen darzustellen vermag, da die Musik ganz unerklärliche
Empfindungen und Ahnungen ausdrückt.“ G. Schilling’s Universallexikon der Tonkunst
bringt unter dem Artikel „Musik“ die gleiche Erklärung. Koch definiert die Musik als
die „Kunst, ein angenehmes Spiel der Empfindungen durch Töne auszudrücken.“ (Mus.
Lexikon. „Musik.“) A. André: „Musik ist die Kunst, Töne hervorzubringen, welche Empfindungen
und Leidenschaften schildern, erregen und unterhalten.“ (Lehrbuch der Tonkunst I.)
Sulzer: „Musik ist die Kunst, durch Töne unsre Leidenschaften auszudrücken, wie in
der Sprache durch Worte.“ (Theorie der schönen Künste.) J. W. Böhm: „Nicht den Verstand,
nicht die Vernunft, sondern nur das Gefühlsvermögen beschäftigen der Saiten harmonische
Töne.“ (Analyse des Schönen der Musik. Wien 1830. S. 62.) Gottfried Weber: „Die Tonkunst
ist die Kunst, durch Töne Empfindungen auszudrücken.“ (Theorie der Tonsetzkunst, 2. Aufl.
1. Bd. S. 15.) F. Hand: „Die Musik stellt Gefühle dar. Jedes Gefühl und jeder Gemüthszustand
hat an sich und so auch in der Musik seinen besondern Ton und Rhytmus.“ „Man kann
der Musik eine weit größere Bestimmtheit (!) der Darstellung zuschreiben, als irgend
eine Kunst besitzt; denn Gefühle vermag weder der malende Künstler so bestimmt zu
zeichnen, …. noch glückt es dem mimischen Darsteller.“ etc. (Aesthetik der Tonkunst,
I. Band §§. 24. 27.) Amadeus Autodidaktus: „Die Tonkunst entquillt und wurzelt nur
in der Welt der geistigen Gefühle und Empfindungen. Musikalisch melodische Töne (!)
erklingen nicht dem Verstande, welcher Empfindungen ja nur beschreibt und zergliedert,
… sie sprechen zu dem Gemüth“ etc. (Aphorismen über Musik. Leipzig 1847. S. 329.)
Fermo Bellini: „Musica è l’arte, che esprime i sentimenti e le passione col mezzo
di suoni.“ (Manuale alla Musica. Milano, Riccardi 1853.) Friedrich Thiersch, Allgemeine
Aesthetik (Berlin 1846) §. 18 S. 101: „Die Musik ist die Kunst, durch Wahl und Verbindung
der Töne Gefühle und Stimmungen des Gemüthes auszudrücken oder zu erregen.“ |
Anmerkung. Es dünkt uns für den vorliegenden Zweck kaum nothwendig, den Ansichten,
deren Bekämpfung uns beschäftigt, die Namen ihrer Autoren beizusetzen, da diese Ansichten
keineswegs die Blüthe eigenthümlicher Ueberzeugungen, sondern vielmehr der Ausdruck
einer allgemein gewordenen traditionellen Denkweise sind. Nur um einen Einblick in
die ausgebreitete Herrschaft dieser Grundsätze zu gewähren, mögen einige Citate älterer
und neuerer Musikschriftsteller hier Platz finden: Mattheson: „Wir müssen bei jeder
Melodie uns eine Gemüthsbewegung (wo nicht mehr als Eine) zum Hauptzweck setzen.“
(Vollkomm. Capellmeister S. 143.) Neidhardt: „Der Musik Endzweck ist, alle Affecte
durch die bloßen Töne und deren Rhythmum, trotz dem besten Redner, rege zu machen.“
(Vorrede zur „Temperatur.“) J. N. Forkel versteht unter den „Figuren in der Musik“
„dasselbe, was sie in der Dichtkunst und Redekunst sind, nämlich der Ausdruck der
unterschiedenen Arten, nach welchen sich Empfindungen und Leidenschaften äußern.“
(„Ueber die Theorie der Musik,“ Göttingen 1777. S. 26.) I. Mosel definirt die Musik
als „die Kunst, bestimmte Empfindungen durch geregelte Töne auszudrücken.“ C. F. Michaelis:
„Musik ist die Kunst des Ausdrucks von Empfindungen durch Modulation der Töne. Sie
ist die Sprache der Affecte“ etc. („Ueber den Geist der Tonkunst,“ 2. Versuch. 1800.
S. 29.) Marpurg: „Der Zweck, den der Componist sich in seiner Arbeit vorsetzen soll,
ist die Natur nachzuahmen …. die Leidenschaften nach seinem Willen zu regen …. die
Bewegungen der Seele, die Neigungen des Herzens nach dem Leben zu schildern.“ (Krit.
Musikus, 1. Band 1750. 40. Stück.) W. Heinse: „Der Hauptendzweck der Musik ist die
Nachahmung oder vielmehr Erregung der Leidenschaften.“ (Musik. Dialoge. 1805. S. 30.)
J. J. Engel: „Eine Sinfonie, eine Sonate u. s. w. muß die Ausführung einer Leidenschaft,
die aber in mannigfaltige Empfindungen ausbeugt, enthalten.“ („Ueber mus. Malerei.“
1780. S. 29.) J. Ph. Kirnberger: „Ein melodischer Satz (Thema) ist ein verständlicher
Satz aus der Sprache der Empfindung, der einen empfindsamen Zuhörer die Gemüthslage,
die ihn hervorgebracht hat, fühlen läßt.“ (Kunst des reinen Satzes. II. Theil S. 152.)
Pierer’s Universallexikon (2. Auflage): „Musik ist die Kunst, durch schöne Töne Empfindungen
und Seelenzustände auszudrücken. Sie steht höher als die Dichtkunst, welche nur (!)
mit dem Verstande erkennbare Stimmungen darzustellen vermag, da die Musik ganz unerklärliche
Empfindungen und Ahnungen ausdrückt.“ G. Schilling’s Universallexikon der Tonkunst
bringt unter dem Artikel „Musik“ die gleiche Erklärung. Koch definiert die Musik als
die „Kunst, ein angenehmes Spiel der Empfindungen durch Töne auszudrücken.“ (Mus.
Lexikon. „Musik.“) A. André: „Musik ist die Kunst, Töne hervorzubringen, welche Empfindungen
und Leidenschaften schildern, erregen und unterhalten.“ (Lehrbuch der Tonkunst I.)
Sulzer: „Musik ist die Kunst, durch Töne unsre Leidenschaften auszudrücken, wie in
der Sprache durch Worte.“ (Theorie der schönen Künste.) J. W. Böhm: „Nicht den Verstand,
nicht die Vernunft, sondern nur das Gefühlsvermögen beschäftigen der Saiten harmonische
Töne.“ (Analyse des Schönen der Musik. Wien 1830. S. 62.) Gottfried Weber: „Die Tonkunst
ist die Kunst, durch Töne Empfindungen auszudrücken.“ (Theorie der Tonsetzkunst, 2. Aufl.
1. Bd. S. 15.) F. Hand: „Die Musik stellt Gefühle dar. Jedes Gefühl und jeder Gemüthszustand
hat an sich und so auch in der Musik seinen besondern Ton und Rhythmus.“ „Man kann
der Musik eine weit größere Bestimmtheit (!) der Darstellung zuschreiben, als irgend
eine Kunst besitzt; denn Gefühle vermag weder der malende Künstler so bestimmt zu
zeichnen, …. noch glückt es dem mimischen Darsteller.“ etc. (Aesthetik der Tonkunst,
I. Band §§. 24. 27.) Amadeus Autodidaktus: „Die Tonkunst entquillt und wurzelt nur
in der Welt der geistigen Gefühle und Empfindungen. Musikalisch melodische Töne (!)
erklingen nicht dem Verstande, welcher Empfindungen ja nur beschreibt und zergliedert,
… sie sprechen zu dem Gemüth“ etc. (Aphorismen über Musik. Leipzig 1847. S. 329.)
Fermo Bellini: „Musica è l’arte, che esprime i sentimenti e le passione col mezzo
di suoni.“ (Manuale alla Musica. Milano, Riccardi 1853.) Friedrich Thiersch, Allgemeine
Aesthetik (Berlin 1846) §. 18 S. 101: „Die Musik ist die Kunst, durch Wahl und Verbindung
der Töne Gefühle und Stimmungen des Gemüthes auszudrücken oder zu erregen.“ |
Anmerkung. Es dünkt uns für den vorliegenden Zweck kaum nothwendig, den Ansichten,
deren Bekämpfung uns beschäftigt, die Namen ihrer Autoren beizusetzen, da diese Ansichten
keineswegs die Blüthe eigenthümlicher Ueberzeugungen, sondern vielmehr der Ausdruck
einer allgemein gewordenen traditionellen Denkweise sind. Nur um einen Einblick in
die ausgebreitete Herrschaft dieser Grundsätze zu gewähren, mögen einige Citate älterer
und neuerer Musikschriftsteller hier Platz finden. Mattheson: „Wir müssen bei jeder
Melodie uns eine Gemüthsbewegung (wo nicht mehr als Eine) zum Hauptzweck setzen.“
(Vollkomm. Capellmeister S. 143.) Neidhardt: „Der Musik Endzweck ist, alle Affecte
durch die bloßen Töne und deren Rhythmum, trotz dem besten Redner, rege zu machen.“
(Vorrede zur „Temperatur.“) J. N. Forkel versteht unter den „Figuren in der Musik“
„dasselbe, was sie in der Dichtkunst und Redekunst sind, nämlich der Ausdruck der
unterschiedenen Arten, nach welchen sich Empfindungen und Leidenschaften äußern.“
(„Ueber die Theorie der Musik,“ Göttingen 1777. S. 26.) I. Mosel definirt die Musik
als „die Kunst, bestimmte Empfindungen durch geregelte Töne auszudrücken.“ C. F. Michaelis:
„Musik ist die Kunst des Ausdrucks von Empfindungen durch Modulation der Töne. Sie
ist die Sprache der Affecte“ etc. („Ueber den Geist der Tonkunst,“ 2. Versuch. 1800.
S. 29.) Marpurg: „Der Zweck, den der Componist sich in seiner Arbeit vorsetzen soll,
ist die Natur nachzuahmen …. die Leidenschaften nach seinem Willen zu regen …. die
Bewegungen der Seele, die Neigungen des Herzens nach dem Leben zu schildern.“ (Krit.
Musikus, 1. Band 1750. 40. Stück.) W. Heinse: Der Hauptendzweck der Musik ist die
Nachahmung oder vielmehr Erregung der Leidenschaften.“ (Musik. Dialoge. 1805. S. 30.)
J. J. Engel: „Eine Sinfonie, eine Sonate u. s. w. muß die Ausführung einer Leidenschaft,
die aber in mannigfaltige Empfindungen ausbeugt, enthalten.“ („Ueber musik. Malerei.“
1780. S. 29.) J. Ph. Kirnberger: „Ein melodischer Satz (Thema) ist ein verständlicher
Satz aus der Sprache der Empfindung, der einen empfindsamen Zuhörer die Gemüthslage,
die ihn hervorgebracht hat, fühlen läßt.“ (Kunst des reinen Satzes. II. Theil S. 152.)
Pierer’s Universallexikon (2. Auflage): „Musik ist die Kunst, durch schöne Töne Empfindungen
und Seelenzustände auszudrücken. Sie steht höher als die Dichtkunst, welche nur (!)
mit dem Verstande erkennbare Stimmungen darzustellen vermag, da die Musik ganz unerklärliche
Empfindungen und Ahnungen ausdrückt.“ G. Schilling’s Universallexikon der Tonkunst
bringt unter dem Artikel „Musik“ die gleiche Erklärung. Koch definiert die Musik als
die „Kunst, ein angenehmes Spiel der Empfindungen durch Töne auszudrücken.“ (Mus.
Lexikon. „Musik.“) A. André: „Musik ist die Kunst, Töne hervorzubringen, welche Empfindungen
und Leidenschaften schildern, erregen und unterhalten.“ (Lehrbuch der Tonkunst I.)
Sulzer: „Musik ist die Kunst, durch Töne unsre Leidenschaften auszudrücken, wie in
der Sprache durch Worte.“ (Theorie der schönen Künste.) J. W. Böhm: „Nicht den Verstand,
nicht die Vernunft, sondern nur das Gefühlsvermögen beschäftigen der Saiten harmonische
Töne.“ (Analyse des Schönen der Musik. Wien 1830. S. 62.) Gottfried Weber: „Die Tonkunst
ist die Kunst, durch Töne Empfindungen auszudrücken.“ (Theorie der Tonsetzkunst, 2. Aufl.
1. Bd. S. 15.) F. Hand: „Die Musik stellt Gefühle dar. Jedes Gefühl und jeder Gemüthszustand
hat an sich und so auch in der Musik seinen besondern Ton und Rhythmus.“ „Man kann
der Musik eine weit größere Bestimmtheit (!) der Darstellung zuschreiben, als irgend
eine Kunst besitzt; denn Gefühle vermag weder der malende Künstler so bestimmt zu
zeichnen, …. noch glückt es dem mimischen Darsteller.“ etc. (Aesthetik der Tonkunst,
I. Band §§. 24. 27.) Amadeus Autodidaktus: „Die Tonkunst entquillt und wurzelt nur
in der Welt der geistigen Gefühle und Empfindungen. Musikalisch melodische Töne (!)
erklingen nicht dem Verstande, welcher Empfindungen ja nur beschreibt und zergliedert,
… sie sprechen zu dem Gemüth“ etc. (Aphorismen über Musik. Leipzig 1847. S. 329.)
Fermo Bellini: „Musica è l’arte, che esprime i sentimenti e le passione col mezzo
di suoni.“ (Manuale alla Musica. Milano, Riccardi 1853.) Friedrich Thiersch, Allgemeine
Aesthetik (Berlin 1846) §. 18. S. 101: „Die Musik ist die Kunst, durch Wahl und Verbindung
der Töne Gefühle und Stimmungen des Gemüthes auszudrücken oder zu erregen.“ A. v. Dommer:
Elemente der Musik (Leipzig 1862). „Aufgabe der Tonkunst: Die Tonkunst soll Gefühle
und durch das Gefühl Vorstellungen in uns erregen.“ (S. 174.) |
Anmerkung. Es dünkt uns für den vorliegenden Zweck kaum nothwendig, den Ansichten,
deren Bekämpfung uns beschäftigt, die Namen ihrer Autoren beizusetzen, da diese Ansichten
weniger die Blüthe eigenthümlicher Ueberzeugungen, als vielmehr der Ausdruck einer
allgemein gewordenen traditionellen Denkweise sind. Nur um einen Einblick in die ausgebreitete
Herrschaft dieser Grundsätze zu gewähren, mögen einige Citate älterer und neuerer
Musikschriftsteller hier Platz finden. Mattheson: „Wir müssen bei jeder Melodie uns
eine Gemüthsbewegung (wo nicht mehr als Eine) zum Hauptzweck setzen.“ (Vollkomm. Capellmeister.
S. 143.) Neidhardt: „Der Musik Endzweck ist, alle Affecte durch die bloßen Töne und
deren Rhythmum, trotz dem besten Redner, rege zu machen.“ (Vorrede zur „Temperatur.“)
J. N. Forkel versteht unter den „Figuren in der Musik“ „dasselbe, was sie in der Dichtkunst
und Redekunst sind, nämlich der Ausdruck der unterschiedenen Arten, nach welchen sich
Empfindungen und Leidenschaften äußern.“ (Ueber die Theorie der Musik. Göttingen 1777.
S. 26.) I. Mosel definirt die Musik als „die Kunst, bestimmte Empfindungen durch geregelte
Töne auszudrücken.“ C. F. Michaelis: „Musik ist die Kunst des Ausdrucks von Empfindungen
durch Modulation der Töne. Sie ist die Sprache der Affecte“ etc. (Ueber den Geist
der Tonkunst, 2. Versuch. 1800. S. 29.) Marpurg: „Der Zweck, den der Componist sich
in seiner Arbeit vorsetzen soll, ist die Natur nachzuahmen …. die Leidenschaften nach
seinem Willen zu regen …. die Bewegungen der Seele, die Neigungen des Herzens nach
dem Leben zu schildern.“ (Krit. Musikus, 1. Band. 1750. 40. Stück.) W. Heinse: Der
Hauptendzweck der Musik ist die Nachahmung oder vielmehr Erregung der Leidenschaften.“
(Musikal. Dialoge. 1805. S. 30.) J. J. Engel: „Eine Sinfonie, eine Sonate u. s. w.
muß die Ausführung einer Leidenschaft, die aber in mannigfaltige Empfindungen ausbeugt,
enthalten.“ (Ueber musik. Malerei. 1780. S. 29.) J. Ph. Kirnberger: „Ein melodischer
Satz (Thema) ist ein verständlicher Satz aus der Sprache der Empfindung, der einen
empfindsamen Zuhörer die Gemüthslage, die ihn hervorgebracht hat, fühlen läßt.“ (Kunst
des reinen Satzes, II. Theil. S. 152.) Pierer’s Universallexikon (2. Auflage): „Musik
ist die Kunst, durch schöne Töne Empfindungen und Seelenzustände auszudrücken. Sie
steht höher als die Dichtkunst, welche nur (!) mit dem Verstande erkennbare Stimmungen
darzustellen vermag, da die Musik ganz unerklärliche Empfindungen und Ahnungen ausdrückt.“
G. Schilling’s Universallexikon der Tonkunst bringt unter dem Artikel „Musik“ die
gleiche Erklärung. Koch definiert die Musik als die „Kunst, ein angenehmes Spiel der
Empfindungen durch Töne auszudrücken.“ (Musik. Lexikon: „Musik.“) A. André: „Musik
ist die Kunst, Töne hervorzubringen, welche Empfindungen und Leidenschaften schildern,
erregen und unterhalten.“ (Lehrbuch der Tonkunst, I.) Sulzer: „Musik ist die Kunst,
durch Töne unsre Leidenschaften auszudrücken, wie in der Sprache durch Worte.“ (Theorie
der schönen Künste.) J. W. Böhm: „Nicht den Verstand, nicht die Vernunft, sondern
nur das Gefühlsvermögen beschäftigen der Saiten harmonische Töne.“ (Analyse des Schönen
der Musik. Wien 1830. S. 62.) Gottfried Weber: „Die Tonkunst ist die Kunst, durch
Töne Empfindungen auszudrücken.“ (Theorie der Tonsetzkunst, 2. Aufl. I. Bd. S. 15.)
F. Hand: „Die Musik stellt Gefühle dar. Jedes Gefühl und jeder Gemüthszustand hat
an sich und so auch in der Musik seinen besondern Ton und Rhythmus.“ (Aesthetik der
Tonkunst, I. Band. §. 24.) Amadeus Autodidaktus: „Die Tonkunst entquillt und wurzelt
nur in der Welt der geistigen Gefühle und Empfindungen. Musikalisch melodische Töne
(!) erklingen nicht dem Verstande, welcher Empfindungen ja nur beschreibt und zergliedert,
… sie sprechen zu dem Gemüth“ etc. (Aphorismen über Musik. Leipzig 1847. S. 329.)
Fermo Bellini: „Musica è l’arte, che esprime i sentimenti e le passione col mezzo
di suoni.“ (Manuale alla Musica. Milano, Riccardi, 1853.) Friedrich Thiersch, Allgemeine
Aesthetik Berlin (1846) §. 18. S. 101: „Die Musik ist die Kunst, durch Wahl und Verbindung
der Töne Gefühle und Stimmungen des Gemüthes auszudrücken oder zu erregen.“ A. v. Dommer:
Elemente der Musik (Leipzig 1862): „Aufgabe der Tonkunst: Die Tonkunst soll Gefühle
und durch das Gefühl Vorstellungen in uns erregen.“ (S. 174.) |
Anmerkung. Es dünkt uns für den vorliegenden Zweck kaum nothwendig, den Ansichten,
deren Bekämpfung uns beschäftigt, die Namen ihrer Autoren beizusetzen, da diese Ansichten
weniger die Blüthe eigenthümlicher Ueberzeugungen, als vielmehr der Ausdruck einer
allgemein gewordenen traditionellen Denkweise sind. Nur um einen Einblick in die ausgebreitete
Herrschaft dieser Grundsätze zu gewähren, mögen einige Citate älterer und neuerer
Musikschriftsteller hier Platz finden. Mattheson: „Wir müssen bei jeder Melodie uns
eine Gemüthsbewegung (wo nicht mehr als Eine) zum Hauptzweck setzen.“ (Vollkomm. Capellmeister.
S. 143.) Neidhardt: „Der Musik Endzweck ist, alle Affecte durch die bloßen Töne und
deren Rhythmum, trotz dem besten Redner, rege zu machen.“ (Vorrede zur „Temperatur.“)
J. N. Forkel versteht unter den „Figuren in der Musik“ „dasselbe, was sie in der Dichtkunst
und Redekunst sind, nämlich der Ausdruck der unterschiedenen Arten, nach welchen sich
Empfindungen und Leidenschaften äußern.“ (Ueber die Theorie der Musik. Göttingen 1777.
S. 26.) I. Mosel definirt die Musik als „die Kunst, bestimmte Empfindungen durch geregelte
Töne auszudrücken.“ C. F. Michaelis: „Musik ist die Kunst des Ausdrucks von Empfindungen
durch Modulation der Töne. Sie ist die Sprache der Affecte“ etc. (Ueber den Geist
der Tonkunst, 2. Versuch. 1800. S. 29.) Marpurg: „Der Zweck, den der Componist sich
in seiner Arbeit vorsetzen soll, ist die Natur nachzuahmen …. die Leidenschaften nach
seinem Willen zu regen …. die Bewegungen der Seele, die Neigungen des Herzens nach
dem Leben zu schildern.“ (Krit. Musikus, 1. Band. 1750. 40. Stück.) W. Heinse: Der
Hauptendzweck der Musik ist die Nachahmung oder vielmehr Erregung der Leidenschaften.“
Musikal. Dialoge. 1805. S. 30.) J. J. Engel: „Eine Sinfonie, eine Sonate u. s. w.
muß die Ausführung einer Leidenschaft, die aber in mannigfaltige Empfindungen ausbeugt,
enthalten.“ (Ueber musik. Malerei. 1780. S. 29.) J. Ph. Kirnberger: „Ein melodischer
Satz (Thema) ist ein verständlicher Satz aus der Sprache der Empfindung, der einen
empfindsamen Zuhörer die Gemüthslage, die ihn hervorgebracht hat, fühlen läßt.“ (Kunst
des reinen Satzes, II. Theil. S. 152.) Pierer’s Universallexikon (2. Auflage): „Musik
ist die Kunst, durch schöne Töne Empfindungen und Seelenzustände auszudrücken. Sie
steht höher als die Dichtkunst, welche nur (!) mit dem Verstande erkennbare Stimmungen
darzustellen vermag, da die Musik ganz unerklärliche Empfindungen und Ahnungen ausdrückt.“
G. Schilling’s Universallexikon der Tonkunst bringt unter dem Artikel „Musik“ die
gleiche Erklärung. Koch definiert die Musik als die „Kunst, ein angenehmes Spiel der
Empfindungen durch Töne auszudrücken.“ (Musik. Lexikon: „Musik.“) A. André: „Musik
ist die Kunst, Töne hervorzubringen, welche Empfindungen und Leidenschaften schildern,
erregen und unterhalten.“ (Lehrbuch der Tonkunst, I.) Sulzer: „Musik ist die Kunst,
durch Töne unsre Leidenschaften auszudrücken, wie in der Sprache durch Worte.“ (Theorie
der schönen Künste.) J. W. Böhm: „Nicht den Verstand, nicht die Vernunft, sondern
nur das Gefühlsvermögen beschäftigen der Saiten harmonische Töne.“ (Analyse des Schönen
der Musik. Wien 1830. S. 62.) Gottfried Weber: „Die Tonkunst ist die Kunst, durch
Töne Empfindungen auszudrücken.“ (Theorie der Tonsetzkunst, 2. Aufl. I. Bd. S. 15.)
F. Hand: „Die Musik stellt Gefühle dar. Jedes Gefühl und jeder Gemüthszustand hat
an sich und so auch in der Musik seinen besondern Ton und Rhythmus.“ (Aesthetik der
Tonkunst, I. Band. §. 24.) Amadeus Autodidaktus: „Die Tonkunst entquillt und wurzelt
nur in der Welt der geistigen Gefühle und Empfindungen. Musikalisch melodische Töne
(!) erklingen nicht dem Verstande, welcher Empfindungen ja nur beschreibt und zergliedert,
… sie sprechen zu dem Gemüth“ etc. (Aphorismen über Musik. Leipzig 1847. S. 329.)
Fermo Bellini: „Musica è l’arte, che esprime i sentimenti e le passione col mezzo
di suoni.“ (Manuale alla Musica. Milano, Riccardi, 1853.) Friedrich Thiersch, Allgemeine
Aesthetik Berlin (1846) §. 18. S. 101: „Die Musik ist die Kunst, durch Wahl und Verbindung
der Töne Gefühle und Stimmungen des Gemüthes auszudrücken oder zu erregen.“ A. v. Dommer:
Elemente der Musik (Leipzig 1862): „Aufgabe der Tonkunst: Die Tonkunst soll Gefühle
und durch das Gefühl Vorstellungen in uns erregen.“ (S. 174.) |
Anmerkung. Es dünkt uns für den vorliegenden Zweck kaum nothwendig, den Ansichten,
deren Bekämpfung uns beschäftigt, die Namen ihrer Autoren beizusetzen, da diese Ansichten
weniger die Blüthe eigenthümlicher Ueberzeugungen, als vielmehr der Ausdruck einer
allgemein gewordenen traditionellen Denkweise sind. Nur um einen Einblick in die ausgebreitete
Herrschaft dieser Grundsätze zu gewähren, mögen einige Citate älterer und neuerer
Musikschriftsteller, aus der großen Menge derer, welche dafür zu Gebote stehen, hier
Platz finden. Mattheson: „Wir müssen bei jeder Melodie uns eine Gemüthsbewegung (wo
nicht mehr als Eine) zum Hauptzweck setzen.“ (Vollkomm. Capellmeister. S. 143.) Neidhardt:
„Der Musik Endzweck ist, alle Affecte durch die bloßen Töne und deren Rhythmum, trotz
dem besten Redner, rege zu machen.“ (Vorrede zur „Temperatur.“) J. N. Forkel versteht
unter den „Figuren in der Musik“ „dasselbe, was sie in der Dichtkunst und Redekunst
sind, nämlich der Ausdruck der unterschiedenen Arten, nach welchen sich Empfindungen
und Leidenschaften äußern.“ (Ueber die Theorie der Musik.Göttingen 1777. S. 26.) I. Mosel
definirt die Musik als „die Kunst, bestimmte Empfindungen durch geregelte Töne auszudrücken.“
C. F. Michaelis: „Musik ist die Kunst des Ausdrucks von Empfindungen durch Modulation
der Töne. Sie ist die Sprache der Affecte“ etc. (Ueber den Geist der Tonkunst, 2. Versuch.
1800. S. 29.) Marpurg: „Der Zweck, den der Componist sich in seiner Arbeit vorsetzen
soll, ist die Natur nachzuahmen …. die Leidenschaften nach seinem Willen zu regen
…. die Bewegungen der Seele, die Neigungen des Herzens nach dem Leben zu schildern.“
(Krit. Musikus, 1. Band. 1750. 40. Stück.) W. Heinse: „Der Hauptendzweck der Musik
ist die Nachahmung oder vielmehr Erregung der Leidenschaften.“ (Musikal. Dialoge.1805.
S. 30.) J. J. Engel: „Eine Sinfonie, eine Sonate u. s. w. muß die Ausführung einer
Leidenschaft, die aber in mannigfaltige Empfindungen ausbeugt, enthalten.“ (Ueber
musik. Malerei.1780. S. 29.) J. Ph. Kirnberger: „Ein melodischer Satz (Thema) ist
ein verständlicher Satz aus der Sprache der Empfindung, der einen empfindsamen Zuhörer
die Gemüthslage, die ihn hervorgebracht hat, fühlen läßt.“ (Kunst des reinen Satzes,
II. Theil. S. 152.) Pierer’s Universallexikon (2. Auflage): „Musik ist die Kunst,
durch schöne Töne Empfindungen und Seelenzustände auszudrücken. Sie steht höher als
die Dichtkunst, welche nur (!) mit dem Verstande erkennbare Stimmungen darzustellen
vermag, da die Musik ganz unerklärliche Empfindungen und Ahnungen ausdrückt.“ G. Schilling’s
Universallexikon der Tonkunst bringt unter dem Artikel „Musik“ die gleiche Erklärung.
Koch definiert die Musik als die „Kunst, ein angenehmes Spiel der Empfindungen durch
Töne auszudrücken.“ (Musik. Lexikon: „Musik.“) A. André: „Musik ist die Kunst, Töne
hervorzubringen, welche Empfindungen und Leidenschaften schildern, erregen und unterhalten.“
(Lehrbuch der Tonkunst I.) Sulzer: „Musik ist die Kunst, durch Töne unsre Leidenschaften
auszudrücken, wie in der Sprache durch Worte.“ (Theorie der schönen Künste.) J. W. Böhm:
„Nicht den Verstand, nicht die Vernunft, sondern nur das Gefühlsvermögen beschäftigen
der Saiten harmonische Töne.“ (Analyse des Schönen der Musik.Wien 1830. S. 62.) Gottfried
Weber: „Die Tonkunst ist die Kunst, durch Töne Empfindungen auszudrücken.“ (Theorie
der Tonsetzkunst, 2. Aufl. I. Bd. S. 15.) F. Hand: „Die Musik stellt Gefühle dar.
Jedes Gefühl und jeder Gemüthszustand hat an sich und so auch in der Musik seinen
besondern Ton und Rhythmus.“ (Aesthetik der Tonkunst, I. Band. 1837. §. 24.) Amadeus
Autodidaktus: „Die Tonkunst entquillt und wurzelt nur in der Welt der geistigen Gefühle
und Empfindungen. Musikalisch melodische Töne (!) erklingen nicht dem Verstande, welcher
Empfindungen ja nur beschreibt und zergliedert, … sie sprechen zu dem Gemüth“ etc.
(Aphorismen über Musik.Leipzig 1847. S. 329.) Fermo Bellini: „Musica è l’arte, che
esprime i sentimenti e le passione col mezzo di suoni.“ (Manuale di Musica.Milano,
Ricordi. 1853.) Friedrich Thiersch,Allgemeine Aesthetik Berlin (1846) §. 18. S. 101:
„Die Musik ist die Kunst, durch Wahl und Verbindung der Töne Gefühle und Stimmungen
des Gemüthes auszudrücken oder zu erregen.“ A. v. Dommer:Elemente der Musik (Leipzig
1862): „Aufgabe der Tonkunst: Die Tonkunst soll Gefühle und durch das Gefühl Vorstellungen
in uns erregen.“ (S. 174.) Rich. Wagner: „das Kunstwerk der Zukunft,“1850. Gesamm.
Schr. III, 99 und ähnlich sonst): „Das Organ des Herzens ist der Ton, seine künstlerisch
bewußte Sprache die Tonkunst“ . In den späteren Schriften freilich werden Wagner’s
Definitionen noch nebelhafter; da ist ihm Musik gleich „Kunst des Ausdrucks“ überhaupt
(in „Oper und Drama“, ges. Schriften III, 343), die ihm als „Idee der Welt“ befähigt
scheint, „das Wesen der Dinge in seiner unmittelbarsten Kundgebung zu erfassen“ u. s. w.
(„Beethoven“,1870. S. 6 ff.) |
Anmerkung. Es dünkt uns für den vorliegenden Zweck kaum nothwendig, den Ansichten,
deren Bekämpfung uns beschäftigt, die Namen ihrer Autoren beizusetzen, da diese Ansichten
weniger die Blüthe eigenthümlicher Ueberzeugungen, als vielmehr der Ausdruck einer
allgemein gewordenen traditionellen Denkweise sind. Nur um einen Einblick in die ausgebreitete
Herrschaft dieser Grundsätze zu gewähren, mögen einige Citate älterer und neuerer
Musikschriftsteller aus der großen Menge derer, welche dafür zu Gebote stehen, hier
Platz finden. Mattheson: „Wir müssen bei jeder Melodie uns eine Gemüthsbewegung (wo
nicht mehr als Eine) zum Hauptzweck setzen.“ (Vollkomm. Capellmeister. S. 143.) Neidhardt:
„Der Musik Endzweck ist, alle Affecte durch die bloßen Töne und deren Rhythmum, trotz
dem besten Redner, rege zu machen.“ (Vorrede zur „Temperatur.“) J. N. Forkel versteht
unter den „Figuren in der Musik“ „dasselbe, was sie in der Dichtkunst und Redekunst
sind, nämlich der Ausdruck der unterschiedenen Arten, nach welchen sich Empfindungen
und Leidenschaften äußern“ . (Ueber die Theorie der Musik.Göttingen 1777. S. 26.)
I. Mosel definirt die Musik als „die Kunst, bestimmte Empfindungen durch geregelte
Töne auszudrücken“ . C. F. Michaelis: „Musik ist die Kunst des Ausdrucks von Empfindungen
durch Modulation der Töne. Sie ist die Sprache der Affecte“ etc. (Ueber den Geist
der Tonkunst, 2. Versuch. 1800. S. 29.) Marpurg: „Der Zweck, den der Componist sich
in seiner Arbeit vorsetzen soll, ist, die Natur nachzuahmen …. die Leidenschaften
nach seinem Willen zu regen …. die Bewegungen der Seele, die Neigungen des Herzens
nach dem Leben zu schildern.“ (Krit. Musikus, 1. Band. 1750. 40. Stück.) W. Heinse:
„Der Hauptendzweck der Musik ist die Nachahmung oder vielmehr Erregung der Leidenschaften.“
(Musikal. Dialoge.1805. S. 30.) J. J. Engel: „Eine Sinfonie, eine Sonate u. s. w.
muß die Ausführung einer Leidenschaft, die aber in mannigfaltige Empfindungen ausbeugt,
enthalten.“ (Ueber musik. Malerei.1780. S. 29.) J. Ph. Kirnberger: „Ein melodischer
Satz (Thema) ist ein verständlicher Satz aus der Sprache der Empfindung, der einen
empfindsamen Zuhörer die Gemüthslage, die ihn hervorgebracht hat, fühlen läßt.“ (Kunst
des reinen Satzes, II. Theil. S. 152.) Pierer’s Universallexikon (2. Auflage): „Musik
ist die Kunst, durch schöne Töne Empfindungen und Seelenzustände auszudrücken. Sie
steht höher als die Dichtkunst, welche nur (!) mit dem Verstande erkennbare Stimmungen
darzustellen vermag, da die Musik ganz unerklärliche Empfindungen und Ahnungen ausdrückt.“
G. Schilling’s Universallexikon der Tonkunst bringt unter dem Artikel „Musik“ die
gleiche Erklärung. Koch definiert die Musik als die „Kunst, ein angenehmes Spiel der
Empfindungen durch Töne auszudrücken“ . (Musik. Lexikon: „Musik.“) A. André: „Musik
ist die Kunst, Töne hervorzubringen, welche Empfindungen und Leidenschaften schildern,
erregen und unterhalten.“ (Lehrbuch der Tonkunst I.) Sulzer: „Musik ist die Kunst,
durch Töne unsre Leidenschaften auszudrücken, wie in der Sprache durch Worte.“ (Theorie
der schönen Künste.) J. W. Böhm: „Nicht den Verstand, nicht die Vernunft, sondern
nur das Gefühlsvermögen beschäftigen der Saiten harmonische Töne.“ (Analyse des Schönen
der Musik.Wien 1830. S. 62.) Gottfried Weber: „Die Tonkunst ist die Kunst, durch Töne
Empfindungen auszudrücken.“ (Theorie der Tonsetzkunst, 2. Aufl. I. Bd. S. 15.) F. Hand:
„Die Musik stellt Gefühle dar. Jedes Gefühl und jeder Gemüthszustand hat an sich und
so auch in der Musik seinen besondern Ton und Rhythmus.“ (Aesthetik der Tonkunst,
I. Band. 1837. §. 24.) Amadeus Autodidaktus: „Die Tonkunst entquillt und wurzelt nur
in der Welt der geistigen Gefühle und Empfindungen. Musikalisch melodische Töne (!)
erklingen nicht dem Verstande, welcher Empfindungen ja nur beschreibt und zergliedert,
… sie sprechen zu dem Gemüth“ etc. (Aphorismen über Musik.Leipzig 1847. S. 329.) Fermo
Bellini: „Musica è l’arte, che esprime i sentimenti e le passioni col mezzo di suoni.“
(Manuale di Musica.Milano, Ricordi. 1853.) Friedrich Thiersch,Allgemeine Aesthetik
(Berlin 1846) §. 18. S. 101: „Die Musik ist die Kunst, durch Wahl und Verbindung der
Töne Gefühle und Stimmungen des Gemüthes auszudrücken oder zu erregen.“ A. v. Dommer:Elemente
der Musik (Leipzig 1862): „Aufgabe der Tonkunst: Die Tonkunst soll Gefühle und durch
das Gefühl Vorstellungen in uns erregen.“ (S. 174.) Rich. Wagner, „Das Kunstwerk der
Zukunft“ (1850. Gesamm. Schr. III, 99 und ähnlich sonst): „Das Organ des Herzens ist
der Ton, seine künstlerisch bewußte Sprache die Tonkunst.“ In den späteren Schriften
freilich werden Wagner’s Definitionen noch nebelhafter; da ist ihm Musik gleich „Kunst
des Ausdrucks“ überhaupt (in „Oper und Drama“, ges. Schriften III, 343), die ihm als
„Idee der Welt“ befähigt scheint, „das Wesen der Dinge in seiner unmittelbarsten Kundgebung
zu erfassen“ u. s. w. („Beethoven“,1870. S. 6 ff.) |
Anmerkung. Es dünkt uns für den vorliegenden Zweck kaum notwendig, den Ansichten,
deren Bekämpfung uns beschäftigt, die Namen ihrer Autoren beizusetzen, da diese Ansichten
weniger die Blüte eigentümlicher Überzeugungen, als vielmehr der Ausdruck einer allgemein
gewordenen traditionellen Denkweise sind. Nur um einen Einblick in die ausgebreitete
Herrschaft dieser Grundsätze zu gewähren, mögen einige Citate älterer und neuerer
Musikschriftsteller aus der großen Menge derer, welche dafür zu Gebote stehen, hier
Platz finden. Mattheson: „Wir müssen bei jeder Melodie uns eine Gemütsbewegung (wo
nicht mehr als eine) zum Hauptzweck setzen.“ (Vollkomm. Kapellmeister. S. 143.) Neidhardt:
„Der Musik Endzweck ist, alle Affekte durch die bloßen Töne und deren Rhythmum, trotz
dem besten Redner, rege zu machen.“ (Vorrede zur „Temperatur“.) J. N. Forkel versteht
unter den „Figuren in der Musik“ „dasselbe, was sie in der Dichtkunst und Redekunst
sind, nämlich der Ausdruck der unterschiedenen Arten, nach welchen sich Empfindungen
und Leidenschaften äußern“ . (Uber die Theorie der Musik. Göttingen 1777. S. 26.)
I. Mosel definiert die Musik als „die Kunst, bestimmte Empfindungen durch geregelte
Töne auszudrücken“ . C. F. Michaelis: „Musik ist die Kunst des Ausdrucks von Empfindungen
durch Modulation der Töne. Sie ist die Sprache der Affekte“ etc. (Über den Geist der
Tonkunst, 2. Versuch. 1800. S. 29.) Marpurg: „Der Zweck, den der Komponist sich in
seiner Arbeit vorsetzen soll, ist, die Natur nachzuahmen … die Leidenschaften nach
seinem Willen zu regen … die Bewegungen der Seele, die Neigungen des Herzens nach
dem Leben zu schildern.“ (Krit. Musikus, 1. Band. 1750. 40. Stück.) W. Heinse: „Der
Hauptendzweck der Musik ist die Nachahmung oder vielmehr Erregung der Leidenschaften.“
(Musikal. Dialoge. 1805. S. 30.) J. J. Engel: „Eine Sinfonie, eine Sonate u. s. w.
muß die Ausführung einer Leidenschaft, die aber in mannigfaltige Empfindungen ausbeugt,
enthalten.“ (Über musik. Malerei. 1780. S. 29.) J. Ph. Kirnberger: „Ein melodischer
Satz (Thema) ist ein verständlicher Satz aus der Sprache der Empfindung, der einen
empfindsamen Zuhörer die Gemütslage, die ihn hervorgebracht hat, fühlen läßt.“ (Kunst
des reinen Satzes, II. Teil. S. 152.) Pierers Universallexikon (2. Auflage): „Musik
ist die Kunst, durch schöne Töne Empfindungen und Seelenzustände auszudrücken. Sie
steht höher als die Dichtkunst, welche nur (!) mit dem Verstande erkennbare Stimmungen
darzustellen vermag, da die Musik ganz unerklärliche Empfindungen und Ahnungen ausdrückt.“
G. Schillings Universallexikon der Tonkunst bringt unter dem Artikel „Musik“ die gleiche
Erklärung. Koch definiert die Musik als die „Kunst, ein angenehmes Spiel der Empfindungen
durch Töne auszudrücken“ . (Musik. Lexikon: „Musik“.) A. André: „Musik ist die Kunst,
Töne hervorzubringen, welche Empfindungen und Leidenschaften schildern, erregen und
unterhalten.“ (Lehrbuch der Tonkunst I.) Sulzer: „Musik ist die Kunst, durch Töne
unsere Leidenschaften auszudrücken, wie in der Sprache durch Worte.“ (Theorie der
schönen Künste.) J. W. Böhm: „Nicht den Verstand, nicht die Vernunft, sondern nur
das Gefühlsvermögen beschäftigen der Saiten harmonische Töne.“ (Analyse des Schönen
der Musik. Wien 1830. S. 62.) Gottfried Weber: „Die Tonkunst ist die Kunst, durch
Töne Empfindungen auszudrücken.“ (Theorie der Tonsetzkunst, 2. Aufl. I. Bd. S. 15.)
F. Hand: „Die Musik stellt Gefühle dar. Jedes Gefühl und jeder Gemütszustand hat an
sich und so auch in der Musik seinen besondern Ton und Rhythmus.“ (Ästhetik der Tonkunst,
I. Band. 1837. § 24.) Amadeus Autodidaktus: „Die Tonkunst entquillt und wurzelt nur
in der Welt der geistigen Gefühle und Empfindungen. Musikalisch melodische Töne (!)
erklingen nicht dem Verstande, welcher Empfindungen ja nur beschreibt und zergliedert,
… sie sprechen zu dem Gemüt“ etc. (Aphorismen über Musik. Leipzig 1847. S. 329.) Fermo
Bellini: „Musica è l’arte, che esprime i sentimenti e le passioni col mezzo di suoni.“
(Manuale di Musica. Milano, Ricordi. 1853.) Friedrich Thiersch, Allgemeine Ästhetik
(Berlin 1846) § 18. S. 101: „Die Musik ist die Kunst, durch Wahl und Verbindung der
Töne Gefühle und Stimmungen des Gemütes auszudrücken oder zu erregen.“ A. v. Dommer:
Elemente der Musik (Leipzig 1862): „Aufgabe der Tonkunst: Die Tonkunst soll Gefühle
und durch das Gefühl Vorstellungen in uns erregen.“ (S. 174.) Rich. Wagner, „Das Kunstwerk
der Zukunft“ (1850. Gesamm. Schr. III, 99 und ähnlich sonst): „Das Organ des Herzens
ist der Ton, seine künstlerisch bewußte Sprache die Tonkunst.“ In den späteren Schriften
freilich werden Wagners Definitionen noch nebelhafter; da ist ihm Musik gleich „Kunst
des Ausdrucks“ überhaupt (in „Oper und Drama“, ges. Schriften III, 343), die ihm als
„Idee der Welt“ befähigt scheint, „das Wesen der Dinge in seiner unmittelbarsten Kundgebung
zu erfassen“ u. s. w. („Beethoven“, 1870. S. 6 ff.) |
Anmerkung. Es dünkt uns für den vorliegenden Zweck kaum notwendig, den Ansichten,
deren Bekämpfung uns beschäftigt, die Namen ihrer Autoren beizusetzen, da diese Ansichten
weniger die Blüte eigentümlicher Überzeugungen, als vielmehr der Ausdruck einer allgemein
gewordenen traditionellen Denkweise sind. Nur um einen Einblick in die ausgebreitete
Herrschaft dieser Grundsätze zu gewähren, mögen einige Citate älterer und neuerer
Musikschriftsteller aus der großen Menge derer, welche dafür zu Gebote stehen, hier
Platz finden. Mattheson: „Wir müssen bei jeder Melodie uns eine Gemütsbewegung (wo
nicht mehr als eine) zum Hauptzweck setzen.“ (Vollkomm. Kapellmeister. S. 143.) Neidhardt:
„Der Musik Endzweck ist, alle Affekte durch die bloßen Töne und deren Rhythmum, trotz
dem besten Redner, rege zu machen.“ (Vorrede zur „Temperatur“.) J. N. Forkel versteht
unter den „Figuren in der Musik“ „dasselbe, was sie in der Dichtkunst und Redekunst
sind, nämlich der Ausdruck der unterschiedenen Arten, nach welchen sich Empfindungen
und Leidenschaften äußern“ . (Über die Theorie der Musik. Göttingen 1777. S. 26.)
I. Mosel definiert die Musik als „die Kunst, bestimmte Empfindungen durch geregelte
Töne auszudrücken“ . C. F. Michaelis: „Musik ist die Kunst des Ausdrucks von Empfindungen
durch Modulation der Töne. Sie ist die Sprache der Affekte“ etc. (Über den Geist der
Tonkunst, 2. Versuch. 1800. S. 29.) Marburg: „Der Zweck, den der Komponist sich in
seiner Arbeit vorsetzen soll, ist, die Natur nachzuahmen … die Leidenschaften nach
seinem Willen zu regen … die Bewegungen der Seele, die Neigungen des Herzens nach
dem Leben zu schildern.“ (Krit. Musikus, 1. Band. 1750. 40. Stück.) W. Heinse: „Der
Hauptendzweck der Musik ist die Nachahmung oder vielmehr Erregung der Leidenschaften.“
(Musikal. Dialoge. 1805. S. 30.) J. J. Engel: „Eine Sinfonie, eine Sonate u. s. w.
muß die Ausführung einer Leidenschaft, die aber in mannigfaltige Empfindungen ausbeugt,
enthalten.“ (Über musik. Malerei. 1780. S. 29.) J. Ph. Kirnberger: „Ein melodischer
Satz (Thema) ist ein verständlicher Satz aus der Sprache der Empfindung, der einen
empfindsamen Zuhörer die Gemütslage, die ihn hervorgebracht hat, fühlen läßt.“ (Kunst
des reinen Satzes, II. Teil. S. 152.) Pierers Universallexikon (2. Auflage): „Musik
ist die Kunst, durch schöne Töne Empfindungen und Seelenzustände auszudrücken. Sie
steht höher als die Dichtkunst, welche nur (!) mit dem Verstande erkennbare Stimmungen
darzustellen vermag, da die Musik ganz unerklärliche Empfindungen und Ahnungen ausdrückt.“
G. Schillings Universallexikon der Tonkunst bringt unter dem Artikel „Musik“ die gleiche
Erklärung. Koch definiert die Musik als die „Kunst, ein angenehmes Spiel der Empfindungen
durch Töne auszudrücken“ . (Musik. Lexikon: „Musik“.) A. André: „Musik ist die Kunst,
Töne hervorzubringen, welche Empfindungen und Leidenschaften schildern, erregen und
unterhalten.“ (Lehrbuch der Tonkunst I.) Sulzer: „Musik ist die Kunst, durch Töne
unsere Leidenschaften auszudrücken, wie in der Sprache durch Worte.“ (Theorie der
schönen Künste.) J. W. Böhm: „Nicht den Verstand, nicht die Vernunft, sondern nur
das Gefühlsvermögen beschäftigen der Saiten harmonische Töne.“ (Analyse des Schönen
der Musik. Wien 1830. S. 62.) Gottfried Weber: „Die Tonkunst ist die Kunst, durch
Töne Empfindungen auszudrücken.“ (Theorie der Tonsetzkunst, 2. Aufl. I. Bd. S. 15.)
F. Hand: „Die Musik stellt Gefühle dar. Jedes Gefühl und jeder Gemütszustand hat an
sich und so auch in der Musik seinen besonderen Ton und Rhythmus.“ (Ästhetik der Tonkunst,
I. Band. 1837. § 24.) Amadeus Autodidaktus: „Die Tonkunst entquillt und wurzelt nur
in der Welt der geistigen Gefühle und Empfindungen. Musikalisch melodische Töne (!)
erklingen nicht dem Verstande, welcher Empfindungen ja nur beschreibt und zergliedert,
… sie sprechen zu dem Gemüt“ etc. (Aphorismen über Musik. Leipzig 1857. S. 329.) Fermo
Bellini: „Musica è l’arte, che esprime i sentimenti e le passioni col mezzo di suoni.“
(Manuale di Musica. Milano, Ricordi. 1853.) Friedrich Thiersch: Allgemeine Ästhetik
(Berlin 1846) § 18. S. 101: „Die Musik ist die Kunst, durch Wahl und Verbindung der
Töne Gefühle und Stimmungen des Gemütes auszudrücken oder zu erregen.“ A. v. Dommer:
Elemente der Musik (Leipzig 1862): „Aufgabe der Tonkunst: Die Tonkunst soll Gefühle
und durch das Gefühl Vorstellungen in uns erregen.“ (S. 174.) Rich. Wagner, „Das Kunstwerk
der Zukunft“ (1850. Gesamm. Schr. III, 99 und ähnlich sonst): „Das Organ des Herzens
ist der Ton, seine künstlerisch bewußte Sprache die Tonkunst.“ In den späteren Schriften
freilich werden Wagners Definitionen noch nebelhafter; da ist ihm Musik gleich „Kunst
des Ausdrucks“ überhaupt (in „Oper und Drama“, ges. Schriften III, 343), die ihm als
„Idee der Welt“ befähigt scheint, „das Wesen der Dinge in seiner unmittelbarsten Kundgebung
zu erfassen“ u. s. w. („Beethoven“, 1870. S. 6 ff.) |
Anmerkung. Es dünkt uns für den vorliegenden Zweck kaum notwendig, den Ansichten,
deren Bekämpfung uns beschäftigt, die Namen ihrer Autoren beizusetzen, da diese Ansichten
weniger die Blüte eigentümlicher Überzeugungen, als vielmehr der Ausdruck einer allgemein
gewordenen traditionellen Denkweise sind. Nur um einen Einblick in die ausgebreitete
Herrschaft dieser Grundsätze zu gewähren, mögen einige Citate älterer und neuerer
Musikschriftsteller aus der großen Menge derer, welche dafür zu Gebote stehen, hier
Platz finden. Mattheson: „Wir müssen bei jeder Melodie uns eine Gemütsbewegung (wo
nicht mehr als eine) zum Hauptzweck setzen.“ (Vollkomm. Kapellmeister. S. 143.) Neidhardt:
„Der Musik Endzweck ist, alle Affekte durch die bloßen Töne und deren Rhythmum, trotz
dem besten Redner, rege zu machen.“ (Vorrede zur „Temperatur“.) J. N. Forkel versteht
unter den „Figuren in der Musik“ „dasselbe, was sie in der Dichtkunst und Redekunst
sind, nämlich der Ausdruck der unterschiedenen Arten, nach welchen sich Empfindungen
und Leidenschaften äußern“ . (Über die Theorie der Musik. Göttingen 1777. S. 26.)
I. Mosel definiert die Musik als „die Kunst, bestimmte Empfindungen durch geregelte
Töne auszudrücken“ . C. F. Michaelis: „Musik ist die Kunst des Ausdrucks von Empfindungen
durch Modulation der Töne. Sie ist die Sprache der Affekte“ etc. (Über den Geist der
Tonkunst, 2. Versuch. 1800. S. 29.) Marburg: „Der Zweck, den der Komponist sich in
seiner Arbeit vorsetzen soll, ist, die Natur nachzuahmen … die Leidenschaften nach
seinem Willen zu regen … die Bewegungen der Seele, die Neigungen des Herzens nach
dem Leben zu schildern.“ (Krit. Musikus, 1. Band. 1750. 40. Stück.) W. Heinse: „Der
Hauptendzweck der Musik ist die Nachahmung oder vielmehr Erregung der Leidenschaften.“
(Musikal. Dialoge. 1805. S. 30.) J. J. Engel: „Eine Sinfonie, eine Sonate u. s. w.
muß die Ausführung einer Leidenschaft, die aber in mannigfaltige Empfindungen ausbeugt,
enthalten.“ (Über musik. Malerei. 1780. S. 29.) J. Ph. Kirnberger: „Ein melodischer
Satz (Thema) ist ein verständlicher Satz aus der Sprache der Empfindung, der einen
empfindsamen Zuhörer die Gemütslage, die ihn hervorgebracht hat, fühlen läßt.“ (Kunst
des reinen Satzes, II. Teil. S. 152.) Pierers Universallexikon (2. Auflage): „Musik
ist die Kunst, durch schöne Töne Empfindungen und Seelenzustände auszudrücken. Sie
steht höher als die Dichtkunst, welche nur (!) mit dem Verstande erkennbare Stimmungen
darzustellen vermag, da die Musik ganz unerklärliche Empfindungen und Ahnungen ausdrückt.“
G. Schillings Universallexikon der Tonkunst bringt unter dem Artikel „Musik“ die gleiche
Erklärung. Koch definiert die Musik als die „Kunst, ein angenehmes Spiel der Empfindungen
durch Töne auszudrücken“ . (Musik. Lexikon: „Musik“.) A. André: „Musik ist die Kunst,
Töne hervorzubringen, welche Empfindungen und Leidenschaften schildern, erregen und
unterhalten.“ (Lehrbuch der Tonkunst I.) Sulzer: „Musik ist die Kunst, durch Töne
unsere Leidenschaften auszudrücken, wie in der Sprache durch Worte.“ (Theorie der
schönen Künste.) J. W. Böhm: „Nicht den Verstand, nicht die Vernunft, sondern nur
das Gefühlsvermögen beschäftigen der Saiten harmonische Töne.“ (Analyse des Schönen
der Musik. Wien 1830. S. 62.) Gottfried Weber: „Die Tonkunst ist die Kunst, durch
Töne Empfindungen auszudrücken.“ (Theorie der Tonsetzkunst, 2. Aufl. I. Bd. S. 15.)
F. Hand: „Die Musik stellt Gefühle dar. Jedes Gefühl und jeder Gemütszustand hat an
sich und so auch in der Musik seinen besonderen Ton und Rhythmus.“ (Ästhetik der Tonkunst,
I. Band. 1837. § 24.) Amadeus Autodidaktus: „Die Tonkunst entquillt und wurzelt nur
in der Welt der geistigen Gefühle und Empfindungen. Musikalisch melodische Töne (!)
erklingen nicht dem Verstande, welcher Empfindungen ja nur beschreibt und zergliedert,
… sie sprechen zu dem Gemüt“ etc. (Aphorismen über Musik. Leipzig 1857. S. 329.) Fermo
Bellini: „Musica è l’arte, che esprime i sentimenti e le passioni col mezzo di suoni.“
(Manuale di Musica. Milano, Ricordi. 1853.) Friedrich Thiersch: Allgemeine Ästhetik
(Berlin 1846) § 18. S. 101: „Die Musik ist die Kunst, durch Wahl und Verbindung der
Töne Gefühle und Stimmungen des Gemütes auszudrücken oder zu erregen.“ A. v. Dommer:
Elemente der Musik (Leipzig 1862): „Aufgabe der Tonkunst: Die Tonkunst soll Gefühle
und durch das Gefühl Vorstellungen in uns erregen.“ (S. 174.) Rich. Wagner, „Das Kunstwerk
der Zukunft“ (1850. Gesamm. Schr. III, 99 und ähnlich sonst): „Das Organ des Herzens
ist der Ton, seine künstlerisch bewußte Sprache die Tonkunst.“ In den späteren Schriften
freilich werden Wagners Definitionen noch nebelhafter; da ist ihm Musik gleich „Kunst
des Ausdrucks“ überhaupt (in „Oper und Drama“, Ges. Schriften III, 343), die ihm als
„Idee der Welt“ befähigt scheint, „das Wesen der Dinge in seiner unmittelbarsten Kundgebung
zu erfassen“ u. s. w. („Beethoven“, 1870. S. 6 ff.). |