Die ästhetischen Principe der Malerei, Architektur, Musik mußten gewonnen und Special-Aesthetiken
entwickelt werden. Letztere sind freilich in ganz andrer Weise zu begründen, als durch
ein bloßes Anpassen des allgemeinen Schönheitsbegriffs, weil dieser in jeder Kunst
eine Reihe neuer Unterschiede eingeht. Es muß jede Kunst in ihren technischen Bestimmungen
gekannt, will aus sich selbst begriffen und beurtheilt sein. Die Special-Aesthetiken
sowie ihre praktischen Ausläufer, die Kunstkritiken, müssen, bei aller Verschiedenheit
ihrer Standpunkte, sich trotzdem in der Einen unverlierbaren Ueberzeugung vereinigen,
daß in ästhetischen Untersuchungen vorerst das schöne Object, und nicht das empfindende
Subject zu erforschen sei. Sie müssen mit der älteren Anschauungsweise brechen, welche
die Untersuchung lediglich mit Rücksicht – beinahe aus Rücksicht – für die dadurch
hervorgerufenen Gefühle vornahm, und die Philosophie des Schönen als eine Tochter
der Empfindung (αίσδησιϛ) aus der Taufe hob. |
Für’s Erste haben ihre Gelehrten größtentheils den Wahn abgelegt, es könne die Aesthetik
einer bestimmten Kunst durch bloßes Anpassen des allgemeinen, metaphysischen Schönheitsbegriffs
(der doch in jeder Kunst eine Reihe neuer Unterschiede eingeht) gewonnen werden. Die
knechtische Abhängigkeit der Special-Aesthetiken unter dem obersten metaphysischen
Princip einer allgemeinen Aesthetik weicht immer mehr der Ueberzeugung, daß jede Kunst
in ihren eigenen technischen Bestimmungen gekannt, aus sich selbst heraus begriffen
sein will. Das „System“ macht allmälig der „Forschung“ Platz und diese hält fest an
dem Grundsatz, daß die Schönheitsgesetze jeder Kunst untrennbar sind von den Eigenthümlichkeiten
ihres Materials, ihrer Technik. |
Ihre Gelehrten haben größtentheils den Wahn abgelegt, es könne die Aesthetik einer
bestimmten Kunst durch bloßes Anpassen des allgemeinen, metaphysischen Schönheitsbegriffs
(der doch in jeder Kunst eine Reihe neuer Unterschiede eingeht) gewonnen werden. Die
knechtische Abhängigkeit der Special-Aesthetiken unter dem obersten metaphysischen
Princip einer allgemeinen Aesthetik weicht immer mehr der Ueberzeugung, daß jede Kunst
in ihren eigenen technischen Bestimmungen gekannt, aus sich selbst heraus begriffen
sein will. Das „System“ macht allmälig der „Forschung“ Platz und diese hält fest an
dem Grundsatz, daß die Schönheitsgesetze jeder Kunst untrennbar sind von den Eigenthümlichkeiten
ihres Materials, ihrer Technik. |